Von Richard Wagner bis Indiana Jones Andrea Schindler ist neue Professorin für Germanistische Mediävistik
Erzählungen und Lieder aus dem Mittelalter haben uns heute noch viel zu sagen, so Professorin Andrea Schindler. Sie ist seit Oktober Professorin für Germanistische Mediävistik im Institut für Germanistik der Technischen Universität Braunschweig. Als Expertin für mittelalterliche deutsche Sprache und Literatur erforscht sie die Wurzeln unserer Sprache und die zeitlose Popularität von Erzählungen wie die um die Nibelungen. Im Interview erklärt sie, wie ihre Leidenschaft für das Mittelalter sie nach Braunschweig führte und welche Projekte sie an der Universität plant.
Herzlich willkommen an der TU Braunschweig, Frau Professorin Schindler! Warum haben Sie sich für die TU Braunschweig entschieden?
Ehrlicherweise muss ich sagen, dass man (wie ich) häufig kaum Alternativen hat, sondern die jeweilige Universität sich Kandidatinnen und Kandidaten aussucht, aber ich bin sehr gerne nach Braunschweig gekommen! Der Standort ist für mich als Germanistin mit Schwerpunkt mittelalterliche Sprache und Literatur sehr attraktiv, da Stadt und Land zahlreiche Anknüpfungspunkte bieten wie Heinrich den Löwen und dessen Frau Mathilde, über die auch im literarischen Bereich enge Kontakte nach England bestanden, oder den fiktiven Ahnherren Thedel von Wallmoden, über den ich in meiner Habilitationsschrift geschrieben habe; außerdem eröffnet die universitäre wie außeruniversitäre Infrastruktur für Forschung und Lehre viele Möglichkeiten.
Womit genau beschäftigen Sie sich in Ihrer Forschung? Wie würden Sie Ihre Arbeit einer Person erklären, die mit dem Thema nicht vertraut ist?
Ich erforsche die mittelalterliche deutsche Sprache und Literatur. Unsere Sprache ist mit fast allen europäischen, aber auch mit vielen außereuropäischen Sprachen verwandt und je weiter man zurückgeht, desto deutlicher wird diese Nähe. Deutsch, Englisch, Französisch, Polnisch, aber auch Kurdisch und Hindi haben gemeinsame Wurzeln, die zu entdecken unser Verständnis füreinander fördern kann. Und die Erzählungen des Mittelalters zum Beispiel um König Artus oder die Nibelungen sind nach wie vor populär und beliebt!
Was sind die Hauptforschungsbereiche und -projekte, an denen Sie an der TU Braunschweig arbeiten werden?
Einer meiner Forschungsschwerpunkte ist die Erforschung der Mittelalter-Rezeption, also der Aufnahme von mittelalterlicher Sprache und Literatur in der Neuzeit bis in die Gegenwart, wie sie beispielsweise in den Opern Richard Wagners, aber auch in Filmen wie „Indiana Jones and the Last Crusade“ zu finden ist. Neben weiteren Studien zu einzelnen Rezeptionsphänomenen möchte ich eine Datenbank erstellen, die einen Überblick über Rezeptionsprodukte und deren Erforschung ermöglicht. Daneben möchte ich eine internationale Zusammenarbeit bei der Erforschung des Heiligen Oswald von Northumbrien initiieren, dessen Geschichten unter anderem in Großbritannien, Deutschland, Skandinavien und den Niederlanden verbreitet waren und teilweise noch sind.
Was hat Sie dazu bewogen, in diesem Bereich zu forschen?
Mittelalterliche Sprache und Literatur haben mich von Beginn meines Studiums an fasziniert, denn sie sind gleichermaßen fremd und vertraut. Sie gehören zu uns, unserer Kultur und Geschichte und die Erzählungen und Lieder haben uns heute noch sehr viel zu sagen.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten aus?
Lesen, Lehren, Schreiben