Von der Uni ans Krankenhaus Unterstützung des Klinikums bei Auswertung von Corona-Tests
Wie kann ich helfen? Eine Frage, die sich auch viele Mitarbeitende der Technischen Universität Braunschweig in Zeiten von Corona stellen. Wir stellen Projekte vor, die im Rahmen der WeCare-Initiative der TU Braunschweig entstanden sind. Bei der gemeinsamen Initiative mit dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) unterstützen Helferinnen und Helfer beider Einrichtungen das Klinikum Braunschweig bei der Auswertung von SARS-CoV2-Tests im Labor.
Mit Laborkittel, Mundschutz und Handschuhen ausgerüstet helfen Jan-Niklas Weber und Franziska Grüner von der TU Braunschweig seit über einem Monat im Labor des Klinikums Braunschweig. Der Promovend und die Biologie-Studentin werten hier mit anderen Freiwilligen der Carolo-Wilhelmina und des HZI Corona-Tests aus. Die Anfrage, dass Helfer*innen mit der entsprechenden Erfahrung gesucht werden, haben sie per Mail bekommen. „Wir mussten gar nicht lange nachdenken und haben uns sofort freiwillig gemeldet“, erzählt Franziska Grüner.
„Über 50 Freiwillige“
Initiiert wurde die gemeinsame Initiative von Prof. Dirk Heinz vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI). An der TU Braunschweig haben Professor Dieter Jahn und Dr. Martina Jahn die Unterstützung für das Klinikum organisiert. „Unsere Anfrage hat sich in der Fakultät für Lebenswissenschaften wahnsinnig schnell verbreitet. Innerhalb kürzester Zeit haben sich über 50 Freiwillige gemeldet“, erzählt Dieter Jahn.
Als der Biologe selbst an Covid-19 erkrankte, übernahm seine Frau die weitere Organisation aus dem Homeoffice. Das Institut für Mikrobiologie stellte ein PCR-Gerät zur Verfügung, das zum Nachweis des Corona-Virus´ eingesetzt werden kann. Dabei wird das Erbgut des Virus, die RNA, unter strengen Sicherheitsvorgaben isoliert, in DNA umgeschrieben und vervielfältigt. Floureszenz-markierte Sonden erkennen das Erbgut des Virus und weisen es nach. Diese Technologie heißt Echtzeit-Polymerase Kettenreaktion, auf Englisch Realtime Polymerase Chain Reaction oder kurz RT-PCR. „Das ist dieselbe Technologie, die in der Kriminalistik verwendet wird, um zum Beispiel an einem Zigarettenstummel DNA-Teile und damit den Täter zu identifizieren. In unserem Fall sind es dann natürlich die RNA-Teile des Corona-Virus“, erklärt Martina Jahn.
Fünf Freiwillige wurden außerdem ausgewählt, um im Labor des Klinikums zu unterstützen. „Wir haben geschaut, wer von den Freiwilligen schon Erfahrungen mit der Arbeit an einem Realtime-PCR Gerät hatte, zum Beispiel in Form von Forschungspraktika oder als Mitarbeitender in einem Labor“, sagt Martina Jahn. „Ich finde es wirklich toll, wie groß die Hilfsbereitschaft ist.“
Die Arbeit mit Corona-Tests
Vor allem am Wochenende unterstützen die Helferinnen und Helfer von der TU Braunschweig und dem HZI das Personal im Labor des Klinikums. Vier Mal am Tag geben sie im Moment die Ergebnisse der untersuchten Proben heraus. Eingearbeitet in alle Arbeitsschritte können sie die Patientenproben entgegennehmen, für die PCR aufbereiten und anschließend auswerten. „Unsere Auswertung wird dann noch einmal von den Mitarbeitenden nach dem 4-Augen-Prinzip überprüft und abgesegnet“, sagt Jan-Niklas Weber.
Die Arbeitsschritte kannten Franziska Grüner und Jan-Niklas Weber bereits aus ihrem Studium, nur in unterschiedlichen Fragestellungen. „In die neuen Geräte mussten wir uns zwar erst einmal einarbeiten. Aber die Techniken, die wir einsetzen, wie zum Beispiel das Erbgut zu isolieren, waren uns bekannt“, erzählt Jan-Niklas Weber und Franziska Grüner fügt hinzu: „Es ist sehr spannend, die Arbeit im Kliniklabor kennen zu lernen. Einblick in Labore hatten wir bisher nur im Forschungskontext. Es ist schön, dass wir unser Wissen hier anwenden und damit gleichzeitig Menschen helfen können.“
Praktikum in Planung
Einen weiteren positiven Effekt könnte die Initiative für die Zukunft auch haben: „Wir hatten die Idee, dass sich Masterstudierende die Unterstützung im Klinikum vielleicht als Praktikumsleistung anrechnen lassen könnten. Dafür sind wir im Moment mit allen Beteiligten im Gespräch“, so Dr. Martina Jahn. So könnten die Praktikumskapazitäten im Modul „Molekulare Infektionsbiologie“ für Biolog*innen und Biotechnolog*innen erweitert werden.