16. September 2019 | Magazin:

Unterwegs auf dem Himmelssee Logbuch TransTiP – Teil 6: Sediment-Bohrungen zwischen Hagel und Tornados

Gewitter, Hagelsturm, Tornados – das Wetter am Nam Co im tibetischen Hochland hat es in sich. Dennoch konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des internationalen DFG-Graduiertenkollegs TransTiP erste Sedimentkerne aus dem See ziehen.  Außerdem berichten Dr. Nicole Börner, Kim J. Krahn und Alexandra Müller vom Institut für Geosysteme und Bioindikation von hohem Besuch an der Forschungsstation.

Improvisierter Aufenthaltsraum und Küche im Zeltlager am Ufer des Nam Co. Bildnachweis: Kim J. Krahn/TU Braunschweig

„Weiter ging es mit den Seeleuten zu unserem Zeltlager am Südufer des Nam Co. Die Zelte und Boote sowie das Equipment konnten noch bei einigermaßen trockenem Wetter aufgebaut werden. Spätestens am Abend kuschelten sich alle zitternd unter einer zwischen zwei Autos gespannten Plane in unserem improvisierten Lager zusammen. Bei 5 °C genossen wir eine heiße Instant-Nudelsuppe und Tee. Die Nacht wurde dann noch spannender mit Blitz, Donner und Hagelsturm. Am nächsten Morgen begrüßte uns aber als Wiedergutmachung eine weiße Wunderlandschaft mit beeindruckenden, schneebedeckten Gipfeln im Hintergrund.

Der erste Morgen im Zelt – eine Überraschung in Weiß. Bildnachweis: Kim J. Krahn/TU Braunschweig

Bis an die körperlichen Grenzen

Zum Glück – oder Pech – ändert sich das Wetter am Nam Co ständig. Trotz der eisigen Temperaturen am Morgen konnten wir spätestens am Nachmittag den Sonnenschein auf dem Boot genießen und bei relativ ruhiger See Sedimentkerne ziehen und Messungen durchführen. Doktorandin Paula Echeverría Galindo und Doktorand Wengang Kang sowie PostDoc Sten Anslan wollen sich später in Deutschland Mikrofossilien und DNA in den übereinander abgelagerten Seesedimenten angucken, um die Umweltgeschichte des Sees und seiner Umgebung zu rekonstruieren. Je länger der Kern ist, desto weiter kann man dabei in die Vergangenheit schauen. Vom Boot aus wird auf das Bohrgerät „gehämmert“, um dieses weiter in den Seeboden zu treiben. Eine extrem anstrengende Arbeit, die einem alles abverlangt. Wir waren zum Glück genug Leute, um uns mit dem „Hämmern“ abzuwechseln.

Der erste Sediment-Bohrkern des Tages wurde erfolgreich gezogen. Eine schweißtreibende Aufgabe, die alle an ihre körperlichen Grenzen bringt. Bildnachweis: Kim J. Krahn/TU Braunschweig

Ganz ungefährlich ist die Arbeit auf dem See nicht und man sollte immer seine Umgebung im Auge behalten. Spätestens wenn sich der Horizont verdunkelt, muss man schnellstmöglich den Rückzug antreten und das sichere Ufer aufsuchen. Plötzliche Gewitter und sogar Tornados sind keine Seltenheit und können bei Leichtsinn tödlich enden.

Ein Tornado auf dem Nam Co. Zum Glück war er noch ein Stück entfernt und es ist niemandem etwas passiert. Bildnachweis: Dr. Nicole Börner/TU Braunschweig

Hoher Besuch an der Forschungsstation

Für große Aufregung sorgte auch der Minister for Science and Technology Wang Zhigang , der während unseres Aufenthalts den Nam Co und seine Station besuchte. Er informierte sich über die Forschungsarbeiten vor Ort und die Zukunftspläne. Im Mittelpunkt stand dabei die geplante International Continental Scientific Drilling Program-Bohrung. Dabei soll ein 800 Meter langer Bohrkern gewonnen werden, der bis zu 1 Million Jahre in die Vergangenheit reichen könnte. Wir hatten sogar die Ehre, den Minister persönlich kennen zu lernen und über die internationale Vielfalt an Forscherinnen und Forscher in der Station zu sprechen.

In unserem nächsten Beitrag berichten wir von den weiteren Forschungsarbeiten unserer Doktorandinnen und Doktoranden.“

Text: Dr. Nicole Börner, Kim J. Krahn, Alexandra Müller