Synergieeffekte in der Chemotherapie untersucht Wirkstoff einer Braunschweiger Arbeitsgruppe wird weiter erforscht
Das Glioblastom ist der häufigste Hirntumor bei Erwachsenen. Die Standardtherapie erfolgt mit Temozolomid. Diese ist zwar lebensverlängernd, führt jedoch nicht zur Heilung, weil sich Resistenzen einstellen. Forscherinnen und Forscher aus Japan haben nun Wirkstoffe untersucht, die die Chemotherapie mit Temozolomid unterstützen. Ein Wirkstoff einer Braunschweiger Arbeitsgruppe zeigte den besten Effekt von über 1.000 getesteten Stoffen. Die Ergebnisse sind im Magazin „Scientific Reports“ erschienen.
Er wächst rasch, ist besonders bösartig und zudem besonders schwierig zu behandeln: das Glioblastom, ein Hirntumor, dessen Name sich von den Stützzellen (Gliazellen) des Gehirns ableitet. Auf eine Chemotherapie reagiert der Tumor wenig. In der Regel kommt das Zytostatikum Temozolomid zum Einsatz, das das Wachstum des Tumors eindämmen soll. Allerdings stellt sich im Laufe der Behandlung eine Resistenz dagegen ein. Diese wird auf die Existenz von sogenannten Glioma-Stammzellen zurückgeführt, die besonders widerstandsfähig gegen Chemotherapie sind.
Eine japanische Arbeitsgruppe hat nun rund 1.300 bekannte Wirkstoffe darauf geprüft, ob sie in Kombination mit Temozolomid dessen Wirkung gegen Glioma-Stammzellen verstärken. Als bester Wirkstoff stellte sich dabei Kenpaullon heraus, das in der Arbeitsgruppe von Professor Conrad Kunick (Institut für Medizinische und Pharmazeutische Chemie) entdeckt und erstmals synthetisiert wurde.
Kenpaullon war auch im Tierversuch bei Mäusen erfolgreich. Obwohl Kenpaullon allein keinen signifikanten Effekt auf das Tumorwachstum hatte, ergab sich mit Temozolomid ein synergistischer Effekt: Das Tumorwachstum war nach Gabe der Kombination deutlich stärker reduziert als mit dem Chemotherapeutikum allein. Zudem ergab sich eine beeindruckende Verlängerung der Überlebenszeit, wenn mit der Kombination aus Kenpaullon und Temozolomid behandelt wurde. Da keine unerwünschten Wirkungen im Tierversuch beobachtet wurden, bezeichnen die Autorinnen und Autoren des veröffentlichten Artikels Kenpaullon als einen vielversprechenden Wirkstoff zur Verstärkung des Effekts von Temozolomid gegen Glioblastomstammzellen, der deshalb in weiteren Studien untersucht werden wird.
Ob sich daraus allerdings auch ein therapeutischer Fortschritt für die Behandlung von Tumorpatienten ergibt, bleibt abzuwarten. Professor Kunick warnt deshalb auch vor voreiligen Hoffnungen, denn zu oft schon waren positive Ergebnisse aus Tierversuchen später nicht auf die Anwendung am Menschen zu übertragen.