Stellungnahme der TU Braunschweig zum Thema Rüstungsforschung im Auftrag der US-Regierung
An der Technischen Universität Braunschweig wurden in den vergangenen fünf Jahren zwei Projekte im Auftrag des European Office of Aerospace Research and Development, USA, durchgeführt. Bei beiden Drittmittelprojekten handelt es sich um Grundlagenforschung. Sie können daher nicht der Kategorie Rüstungsforschung zugeordnet werden. Die in diesen Projekten erzielten Forschungsergebnisse unterliegen keiner Geheimhaltung und keinen Beschränkungen bei Publikationen. Alle Ergebnisse sind öffentlich zugänglich. Die TU Braunschweig hat weder in diesen noch in anderen Projekten im US-Auftrag an Drohnen oder Langstreckenraketen geforscht, wie es heute der Norddeutsche Rundfunk berichtete.
Das European Office of Aerospace Research and Development koordiniert im Auftrag der US-Airforce internationale Projekte zur Luft- und Raumfahrtforschung. Anders als in Deutschland, wo die Deutsche Forschungsgemeinschaft einen großen Anteil der Grundlagenforschung in der Luft- und Raumfahrtforschung finanziert, sind in den USA das Verteidigungsministerium und die NASA die einzigen öffentliche Drittmittelgeber für die Grundlagenforschung in diesem Bereich.
Hintergrundinformationen zu den beiden Projekten:
Hypersonice Transition Experiments in 3D Cone Flow with New Measurement Techniques
Institut für Strömungsmechanik der Technischen Universität Braunschweig
Förderdauer 2009 bis 2012,
Umfang der Förderung: insgesamt 117.950,59 Euro
Flugzeuge und Raumfahrzeuge für hohe Fluggeschwindigkeiten sind hohen Belastungen ausgesetzt. Besonders stark wird ihre Außenwand belastet, wenn beispielsweise Raumfahrzeuge bei Hyperschall-Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre eintreten. Beim Übergang von der gleichmäßigen (laminaren) zur turbulenten Strömung kommt es zu starker Hitzeentwicklung direkt an der Fahrzeugwand. Seit über 60 Jahren versuchen Wissenschaftler, dieses Phänomen besser zu verstehen. Das Material wird hier besonders beansprucht. Mit den an der TU Braunschweig vom Institut für Strömungsmechanik entwickelten Methoden kann man diesen Strömungsvorgang besser messen und damit eine Datenbasis für Vorhersagemethoden erzeugen. Dadurch können beim Bau von Raumfahrzeugen Gewicht und Kosten gespart werden. Konkrete Anwendungen wurden im Institut nicht untersucht. Die Forschungsergebnisse können im Flugzeugbau und beim Bau von Weltraumtransportern und –raketen ebenso zum Einsatz kommen, wie bei der Entwicklung von Langstreckenraketen.
Perching Experiment at Low Reynolds Number
Institut für Strömungsmechanik der Technischen Universität Braunschweig
Förderdauer 2009 bis 2010,
Umfang der Förderung: insgesamt 37.855,78Euro
Wenn Vögel und Fledermäuse, aber auch Kleinflugzeuge starten oder landen, kommt es regelmäßigzur Ablösung der gleichmäßigen Umströmung, die sie normalerweise in der Luft hält. An den Flügeln entstehen Wirbel. Das Forschungsprojekt zielt darauf ab, diese Phänomene und damit den Flug an sich besser zu verstehen. Die Forschungsergebnisse können in der Zukunft der Entwicklung neuer Antriebsformen für Flugzeuge zugute kommen. Ob diese dann bemannt sind, ferngesteuerte Modellflugzeuge oder autonom fliegen werden, war nicht Gegenstand des Projekts.
Perching ist nicht gleich Pershing
Möglicherweise wurde in diesem Zusammenhang das Wort falsch gedeutet, das sich nicht auf die Rakete ähnlichen Namens bezieht. Das Wort „perching“ stammt von „perch“ und bezeichnet einen Zweig eines Baumes. Mit einem Perching-Manöver bezeichnet man die Fähigkeit eines Vogels, auf einem Zweig zielsicher zu landen. Das ist ein überaus präsises Flugmanöver, das Vögel beherrschen, in dem sie den Anstellwinkel immer weiter zu großen Werten erhöhen.
Ein solches Manöver wurde im Windkanal mit einem Prinzipflügel untersucht, der keinerlei Ähnlichkeit zu militärischen oder zivilen Drohnen aufweist.
Hier finden Sie die Berichterstattung des NDR zu diesem Thema.