Solar Decathlon China: Eindrücke aus dem Reich der Mitte Studierende der Carolo-Wilhelmina beim Architektur-Zehnkampf in China
Ein Zehnkampf für innovatives und energieeffizientes Bauen – so könnte man den „Solar Decathlon“-Wettbewerb übersetzen. Die internationalen Teams, die daran teilnehmen, kommen aus Asien, Europa und Amerika. Darunter sind erstmalig auch zehn Braunschweiger Studierende. Sie nehmen mit dem deutsch-chinesischen „TUBSEU“-Team teil. Mit Studierenden der Southeast University aus Nanjing arbeiten die Braunschweiger am „C-House“- einem innovativen und energieffizienten Wohnhaus. Studentin Pia Menke ist für die Öffentlichkeitsarbeit des Teams zuständig und erzählt uns von den ersten Eindrücken aus China.
Zwanzig Studierende, zehn Disziplinen und zwei Jahre Zeit – das sind die Regeln des „Solar Decathlon“. Der internationale Studierendenwettbewerb rund um das Thema innovatives und energieeffizientes Bauen hat seinen Ursprung in den USA und wird mittlerweile in Afrika, Europa, Latein-Amerika, im Mittleren Osten und seit dem Jahr 2013 in China ausgetragen. Bei der zweiten Auflage sind nun auch Studierende der Carolo-Wilhelmina vertreten. „Bereits die Teilnahme gilt als Auszeichnung, denn ohne das Votum einer Fachjury bleiben die innovativen Ideen auf dem Papier“, berichtet Studentin Pia Menke. Auch ihr Arbeitsbereich, die Öffentlichkeitsarbeit des Teams gehört zu den insgesamt zehn Wertungen im Wettbewerb. Daneben werden unter anderem in den Kategorien Architektur, Haustechnik, Solarenergie, Behaglichkeit und Marktfähigkeit Punkte vergeben – und zwar dann, wenn das Haus wirklich gebaut ist.
Doch bevor die Braunschweiger Studierenden ihr gemeinsames Werk mit ihren chinesischen Kommilitonen und Kommilitoninnen in China betrachten können, ist viel zu erledigen. Unterstützt werden sie dabei von Professor M. Norbert Fisch und seinem Institut für Gebäude- und Solartechnik. Einen zwei Jahre dauernden Wettbewerb zu bestreiten, bedeute für die Studierenden aus Architektur, Bauingenieurwesen, Sustainable Design, Umweltingenieurwesen und Wirtschaftsingenieurwesen großes Engagement und auch Entbehrungen, erläutert Fisch am Rande eines Projekttreffens. Doch die Chance, ein Projekt mit einem Gesamtvolumen von voraussichtlich einer Millionen Euro zu realisieren, bekommt man während des Studiums nicht oft geboten.
Das gilt sicher auch für die Möglichkeit, das Reich der Mitte zu erkunden. Bereits zwei Mal führte das Projekt die Braunschweiger Studierenden über 8.000 Kilometer weit zu ihren Kolleginnen und Kollegen nach Nanjing. Die Stadt liegt im Osten Chinas und hat rund 5,5 Millionen Einwohner. Es galt sich miteinander bekannt zu machen und die chinesischen Teammitglieder in gemeinsamen Lehrveranstaltungen und Projektsitzungen kennen zu lernen. Neben den kulinarischen Besonderheiten seien es vor allem die Lehrformen gewesen, die in Erinnerung geblieben sind: So herrsche bei den Lehrveranstaltungen oft Anwesenheitspflicht und der Unterricht finde in kleinen Klassen statt. Diskussionen gebe es selten, Feedback aus der Gruppe, beispielsweise bei Referaten, ist nicht üblich und die Meinung des Dozenten ist unanfechtbar. Eine Herausforderung für die deutschen Studierenden, die es gewohnt sind, im Team zu diskutieren, Kritik zu üben und versuchten, gemeinsam den besten Weg zu finden.
Gegenseitiges Verständnis und Respekt für die jeweils andere Kultur, erzählt Pia Menke, sei neben der fachlichen Herausforderung bestimmt die größte Erfahrung, die man schon jetzt aus dem Projekt mitnehmen könne. Und eine Menge Fachbegriffe, denn das Team verständigt sich vor allem auf Englisch. Neben der vielen Arbeit in der Uni durfte auch das „Teambuilding“ nicht fehlen. Dafür stand in China neben gemeinsamem Essen Karaoke ganz oben auf der Liste. Zurück in Braunschweig steht das Team per Videokonferenz in Kontakt. „Es wird Zeit, dass es Frühling wird“, sagt die gutgelaunte Studentin abschließend. Denn einerseits seien es dann nur noch sechs Stunden Zeitunterschied bei den Videokonferenzen und, noch viel wichtiger, das erste Stück ihres Hauses, der Kern für die Technik, sei dann schon auch zu sehen.