2. November 2021 | Magazin:

Schweißen bei laufendem Verkehr Florian Begemann aus dem Graduiertenkolleg 2075 im Porträt

Stahlbauwerke, wie beispielsweise Brücken, sind zunehmendem Verkehr ausgesetzt. Dadurch treten immer öfter Schäden auf. Doch wie können Risse verschweißt werden, ohne dabei die komplette Brücke zu sperren? Dazu forscht Florian Begemann im Graduiertenkolleg 2075 „Modelle für die Beschreibung der Zustandsänderung bei Alterung von Baustoffen und Tragwerken“ des Forschungsschwerpunkts „Stadt der Zukunft“. Wir stellen den wissenschaftlichen Mitarbeiter des Instituts für Stahlbau im Kurzporträt vor.

Florian Begemann beschäftigt sich mit dem Sanieren von Schweißnähten an Brücken bei laufendem Verkehr. Bildnachweis: Sebastian Hoyer/TU Braunschweig

Wer sind Sie und woran forschen Sie?

Ich habe mein Bachelor- sowie Masterstudium an der TU Braunschweig absolviert und mich bereits früh für eine konstruktive Ausrichtung mit den Vertiefungsrichtungen Massivbau, Stahlbau und Statik entschieden. Seit über zwei Jahren bin ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Stahlbau von Professor Klaus Thiele in der Arbeitsgruppe „Werkstoffverhalten“ bei Dr. Julian Unglaub tätig und beschäftige mich mit dem Sanieren von Schweißnähten an Brücken unter laufendem Verkehr.

Welcher Fragestellung gehen Sie konkret nach?

Wenn bei einer Stahlbrücke Instandsetzungsmaßnahmen durch Schweißarbeiten erforderlich werden, muss das Bauwerk nach heutigem Stand gesperrt werden, um den Riss in Ruhe verschweißen zu können. Ich beschäftige mich mit der Fragestellung, ob Schweißarbeiten auch unter Verkehrsbeanspruchungen möglich sind, sodass auf eine Brückensperrung verzichtet werden kann. Somit können Schäden durch Verkehrsumleitungen an anderen Brücken vermieden werden.

Was begeistert Sie an Ihrer Forschung?

Mich begeistert vor allem die Möglichkeit, praxisnahe Problemstellungen mit der Grundlagenforschung zu vereinen. Das Schweißen unter Betriebsbeanspruchung kombiniert außerdem viele interessante Aspekte aus dem Bauwerksmonitoring, der Schweißtechnologie und der Lebensdauerprognose, welche bei der Instandsetzung von Bestandsbrücken wichtig sind. Diese Themen gewinnen durch das ansteigende Verkehrsaufkommen sowie dem fortschreitenden Alterungsprozess vieler Bestandsbrücken immer mehr an Bedeutung.

Schweißversuche am Versuchsstand im Institut für Stahlbau. Bildnachweis: Sebastian Hoyer/TU Braunschweig

Welche Relevanz hat das Thema für die Stadt der Zukunft?

Viele denken bei der Stadt der Zukunft in erster Linie an Neubauten. Aus meiner Sicht beinhalt dieser Gedanke ebenso den Erhalt bestehender Bauwerke, bei denen Instandsetzungsmaßnahmen oftmals nachhaltig sein können.

Was ist das Besondere, an dem Graduiertenkolleg „Modelle für die Beschreibung der Zustandsänderung bei Alterung von Baustoffen und Tragwerken“ mitzuwirken?

Die Besonderheit des Graduiertenkolleg 2075 ist die Möglichkeit, sich mit anderen Doktorandinnen und Doktoranden themenverwandter Forschungsgebiete auszutauschen. Man erhält immer wieder spannende Einblicke in andere Forschungsarbeiten und kann Ideen und Ansätze in die eigene experimentelle sowie theoretische Forschungsarbeit einbringen.

Das Forschungsprojekt „Schweißen unter Betriebsbeanspruchung unter Einhaltung normgerechter Anforderungen an Nahtgüte und Schwingfestigkeit“ der Forschungsvereinigung Stahlanwendung e.V. ist ein assoziiertes Projekt im Rahmen des Graduiertenkolleg 2075 und wird in Kooperation mit dem Institut für Füge- und Schweißtechnik bearbeitet. Die Förderung erfolgt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. IGF-Nr. 20678N