Rückenwind für den wissenschaftlichen Nachwuchs „Early Career Concept“ – neue Fördermöglichkeiten für den promovierten wissenschaftlichen Nachwuchs. Infoveranstaltung am 8. Februar
Studium, Promotion – und dann? Die meisten Förderprogramme beziehen sich auf die Schritte vor dem Doktortitel. Ein neues Konzept zur Förderung der Postdocs an der TU Braunschweig soll Abhilfe schaffen. Es richtet sich an Promovierende in der letzte Phase der Promotion, an bereits Promovierte, Habilitierende und Habilitierte bis acht Jahre nach der Promotion sowie Juniorprofessorinnen und -professoren. Die Strategie: Die eigenen Postdoktoranden breit unterstützen, die besten von ihnen gezielt fördern – und zusätzlich exzellente Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus aller Welt nach Braunschweig locken.
„Der wissenschaftliche Nachwuchs leistet einen erheblichen Beitrag zu Forschung und Lehre einer Universität“, betont Professor Dieter Jahn, Vizepräsident für Forschung, Wissenschaftlichen Nachwuchs und Internationales der TU Braunschweig. „Die Nachwuchsgewinnung und -förderung sind also strategisch wichtig.“ Durch die Graduiertenschulen im Rahmen der Exzellenzinitiative hat sich die Zahl der Postdocs in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. Aber was passiert mit ihnen nach der Promotion? Der Anfang 2016 vorgestellte Imboden-Bericht zur Evaluation der Exzellenzinitiative zeigt auf, wie schwierig wissenschaftliche Karrieren zu planen und wie rar an den Universitäten unbefristete Stellen sind, die der wissenschaftliche Nachwuchs überwiegend anstrebt. Um gegen die Konkurrenz zu bestehen, gilt es zumeist, erfolgreiche Drittmittelanträge zu schreiben, allen voran bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). „Leider mussten wir feststellen, dass die Mittel, die die TU Braunschweig von der DFG erhalten hat, seit 2006 zurückgegangen sind“, sagt Professor Jahn.
Das Braunschweiger DFG-Netzwerk
Gerade die ersten Drittmittelanträge sind schwierig. Um die Qualität der Anträge von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern zu verbessern, haben sechzehn DFG-erfahrene Professorinnen und Professoren auf Initiative von Vizepräsident Professor Jahn und Professor Rolf Ernst (Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze) 2014 das Braunschweiger DFG-Netzwerk gegründet. Diese „DFG-Seniorinnen und -Senioren“, erläutert Netzwerk-Sprecher Professor Ernst, stünden dem wissenschaftlichen Nachwuchs nun zur Seite, wenn es um die Erstellung von Forschungsanträgen oder beispielsweise die Begutachtung von Forschungsinitiativen durch die DFG vor Ort geht. „Wir bieten Beratung, vor allem bei Erstanträgen. Und wir analysieren die Gründe, wenn ein Antrag abgelehnt wurde. Gerade bei jungen Wissenschaftlern müssen wir dann natürlich auch mal Tränen trocknen und Mut machen, wie es weitergeht.“
Karrierewege unterstützen: Das Early Career Concept
Ein weiteres Anliegen des DFG-Netzwerkes war es, das Bewusstsein der Nachwuchswissenschaftler für ihre weitere Karriere zu schärfen und ihnen Perspektiven aufzuzeigen. Im April 2016 wurde dies durch einen Präsidiumsauftrag unterstrichen und das Netzwerk mit der Entwicklung eines Konzepts für den wissenschaftlichen Nachwuchs beauftragt. Professor Ernst: „Wir wollen keine neuen Strukturen schaffen, sondern vorhandene Ressourcen und Angebote vernetzen und eine Übersicht ermöglichen.“ Unter dem Titel „Beratung, Mentoring und Netzwerke“ versammelt die erste Förderlinie Services und Einrichtungen der TU Braunschweig, die bereits Angebote für Postdocs im Programm haben oder diese für Postgraduierte öffnen wollen. Anne Karczewski (Forschungsservice) ist Koordinatorin des neuen Nachwuchskonzepts und hat bereits in einem Workshop den Kontakt zu unterschiedlichsten Einrichtungen aufgebaut – von der Graduiertenschule GradTUBS bis zur Personalentwicklung und vom Technologietransfer bis zum Career Service. Mit vereinten Kräften wird jetzt an einer Übersicht gearbeitet, damit die Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler das für sie passende Angebot leichter finden. Hinzu kommen in der ersten Förderlinie Mentoringangebote durch erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Die Besten aus Braunschweig und Exzellenz von außerhalb
„Neben der Förderung des eigenen wissenschaftlichen Nachwuchses wollten wir mit dem neuen Konzept zugleich den Ruf der TU Braunschweig außerhalb Niedersachsens stärken“, sagt Professor Ernst. Für die eigenen Postgraduierten hat die Nachwuchs-Kommission PostDoc Start-Up Grants eingeführt. Erstmals zum Wintersemester 2017/2018 können herausragenden Postdocs für den Übergang zwischen Promotions- und Postdoc-Phase eine Anschubfinanzierung beantragen. Mit ihnen können sie die Zeit bis zur Bewilligung des eigenen Drittmittelantrags überbrücken. Zwei Mal jährlich sollen Vergaberunden stattfinden. Wer gefördert wird, entscheidet ein Panel aus Mitgliedern des DFG-Netzwerks auf Grundlage von Vorträgen der Bewerberinnen und Bewerber.
Ebenfalls zum Wintersemester werden erstmals Agnes-Pockels-Junior-Fellowships ausgeschrieben. Das Programm richtet sich speziell an externe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die mit zusätzlichen Personal- und Sachkosten nach Braunschweig geholt werden sollen. Bedingung: Sie müssen ihre hohe Qualifikation und Motivation bereits unter Beweis gestellt haben, indem sie in einem der anspruchsvollen nationalen oder internationalen Programme eine Nachwuchsforschungsgruppe eingeworben haben und leiten. Nachwuchsgruppenleiter des Emmy-Noether-Programms der DFG beispielsweise sind solche Kandidaten. „Wir hoffen, zwei Fellowships pro Jahr vergeben zu können“, sagt Professor Ernst. „Übrigens kommen nicht nur Personen in Frage, deren Forschungsinteressen sich in den Schwerpunkten der TU Braunschweig wiederfinden. Was zählt, ist die Exzellenz des zukünftigen Fellows.“
Das Early Career Concept wird am 8. Februar für alle Interessierten vorgestellt. Das detaillierte Programm finden Sie im Veranstaltungskalender.