5. März 2018 | Magazin:

Roseobacters: Die Weltmacht der Meere? Sonderforschungsbereich „Roseobacter“ geht in die letzte Runde

Sie sind nicht weniger als die häufigsten Bakterien auf der Welt: die Mikroorganismen der Roseobacter-Gruppe. Systematisch wissenschaftlich untersucht werden sie jedoch erst seit einigen Jahren durch einen Transregio-Sonderforschungsbereich in Oldenburg und Braunschweig. Mikrobiologe Dieter Jahn von der Carolo-Wilhelmina ist einer der Wissenschaftler, die ihrem Erfolgsgeheimnis auf den Grund gehen.

Roseobacter im Labor. Bildnachweis: DSMZ

Vor rund acht Jahren war über die Roseobacter-Gruppe nicht viel bekannt. In allen Weltmeeren sollten sie zu Hause sein und eine rosa Färbung aufweisen. Dieter Jahn und seinen Kolleginnen und Kollegen war das nicht genug. Die Bakterien, die wissenschaftlich in dieser Gruppe zusammengefasst werden, seien schließlich die häufigsten Bakterien, die auf der Welt existieren, erklärt der Mikrobiologe. „Einen Organismus, der so weit verbreitet ist, sollte man besser kennen“, stellt Jahn fest.

Das Chamäleon unter den Bakterien

Schnell war die Ausgangsfrage für das Forschungsteam gefunden: Was ist das Geheimnis des Erfolges dieser Bakterien, die bislang international kaum untersucht worden sind? Anzunehmen war, dass sie bei ihrer großen Verbreitung sehr flexibel auf ihren Lebensraum reagieren können, beispielweise was ihren Stoffwechsel und ihre Evolution betrifft. Mehr über diesen Mikroorganismus zu erfahren, bedeutete für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch das unterste Glied der Nahrungskette im Meer zu entschlüsseln.

Ökologie, Physiologie und Genetik im Blick

Erforscht wurde die „Weltmacht der Meere“ zunächst auf insgesamt fünf Schiffstouren zwischen Neuseeland und Alaska. Mit den Forschungsschiffen „Sonne“ und „Polarstern“ nahmen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zahlreiche Proben und untersuchten die Ökologie und die Evolution der gefundenen Roseobacters. Parallel dazu untersuchten die Kolleginnen und Kollegen zu Hause im Labor anhand zweier ausgesuchter Vertreter der Bakteriengruppe den Stoffwechsel, die Reaktion auf den Salzgehalt im Wasser, Licht oder Temperatur und so ihre Anpassungsfähigkeit.

Roseobacter unter Mordverdacht?

Eines ihrer bisherigen Ergebnisse wird Dieter Jahn und das Forschungsteam noch besonders beschäftigen: Einige Rosebacters leben symbiotisch mit bestimmten Algenarten im Meer zusammen. In manchen Fällen jedoch endet das friedliche Zusammenleben plötzlich mit dem Tod der Algen. „Ein biologischer Kriminalfall im Meer, bei dem wir bisher nur den Mörder kennen, aber nicht das Motiv“, erklärt Dieter Jahn. Nun soll das Wechselspiel des Stoffwechsels der Alge und des Bakteriums untersucht werden. Können Jahn und seine Kolleginnen und Kollegen diesen Fall aufklären, werden sie weit mehr über die Roseobacter herausgefunden haben, als sie es vor acht Jahren geahnt haben.