23. April 2019 | Magazin:

Post aus … Valencia Studentin Elina Steinke berichtet aus Spanien

Hier lebe ich momentan:
Zurzeit lebe ich in Valencia, der drittgrößten Stadt Spaniens.

Das mache ich in Valencia:
Ich studiere an der Universitat Politècnica de València am Institut Escuela Técnica Superior de Ingenieros Industriales. Als Studentin des Wirtschaftsingenieurwesens besuche ich hier im Master insgesamt fünf Kurse. Neben englischen Kursen wie „Innovation Management“ und „Corporate Social Responsibility in Engineering“, habe ich mich dazu entschlossen, spanischsprachige Kurse wie „Life Cycle Assessment and Carbon Footprint“ und „Lean Manufacturing“ zu belegen. Selbstverständlich belege ich nebenher auch einen Spanisch-Sprachkurs.

Mein Aufenthalt dauert insgesamt:
Offiziell bin ich fünf Monate, von Ende Januar bis Ende Juni 2019, hier. Falls ich alle Zwischenprüfungen bestehe, bin ich Ende Mai schon fertig.

Darum habe ich mich für einen Auslandsaufenthalt entschieden:
Reisen und viele neue Leute kennen zu lernen, gehörten schon immer zu meiner großen Leidenschaft. Da ich im Bachelor nicht dazu gekommen bin, die Möglichkeit des Auslandsaufenthaltes zu nutzen, sollte dies unbedingt im Master geschehen. Weil ich schon in der Schule Spanisch hatte und durch einen Schüleraustausch bereits mit der spanischen Kultur in Kontakt gekommen bin, musste ich bezüglich des Landes nicht lange nachdenken. Erst bei der Stadt wurde es etwas schwieriger. Nach langem Hin und Her habe ich mich gegen Barcelona und Madrid (beide Städte, die ich sehr schätze und oft besucht habe) und für Valencia (eine mir komplett unbekannte Stadt) entschieden. Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung!

Post aus ... Valencia
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Das bin ich an meinem ersten Tag in Valencia. Bildnachweis: Elina Steinke/TU Braunschweig

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Ich studiere an der Universitat Politècnica de València. Hier seht ihr den Haupteingang. Bildnachweis: Elina Steinke/TU Braunschweig

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Die „Ciutat de les Arts i les Ciències“ ist ein Gebäude- und Parkkomplex in Valencia. Übersetzt heißt der Name „Stadt der Künste und der Wissenschaft“. In diesem Bereich gibt es Museen und verschiedene Attraktionen. Bildnachweis: Elina Steinke/TU Braunschweig

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Der Stadtstrand von Valencia, der Playa de la Malvarrosa, lädt zum Verweilen ein. Bildnachweis: Elina Steinke/TU Braunschweig

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Hier in Spanien gibt es Orangenbäume an jeder Ecke. Bildnachweis: Elina Steinke/TU Braunschweig

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Während der Fallas werden überall in der Stadt handgeschnitzte und bunt bemalte Figuren aus Holz aufgestellt. Diese Statue hat im Wettkampf um die schönste Statue – „L'Antiga de Campanar“ – den ersten Preis gewonnen. Leider wurde sie trotzdem zum Ende der Fallas, wie alle anderen Figuren auch, verbrannt. Bildnachweis: Elina Steinke/TU Braunschweig

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Fünf Tage lang gibt es während der Fallas um ein Uhr nachts solch ein Feuerwerk zu bestaunen. Bildnachweis: Elina Steinke/TU Braunschweig

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Eine Spezialität in Valencia: Paella Marisco, eine Paella mit Meeresfrüchten. Bildnachweis: Elina Steinke/TU Braunschweig

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L’Umbracle ist tagsüber ein Park als Teil des Ciutat de les Arts i les Ciències und nachts Teil eines Nachtsclubs. Bildnachweis: Elina Steinke/TU Braunschweig

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Lecker: Horchata, eine Art Mandelmilch, mit den Gebäcken Churros und Fatons. Bildnachweis: Elina Steinke/TU Braunschweig

Leben vor Ort

So wohne ich in Valencia:
Ich wohne in einer 5er-WG mit zwei Deutschen, einer Niederländerin und einem Amerikaner. Eigentlich wollte ich nur mit Spaniern wohnen, aber ich hatte mich leider zu spät um eine Unterkunft bemüht. Letztendlich habe ich mich an eine Agentur gewandt, die hier Wohnungen an internationale Studierende vermittelt. Die Wohnung liegt sehr gut, direkt an der bei Studierenden beliebten Straße „Blasco Ibáñez“. Von dort aus sind es mit dem Fahrrad  drei Minuten zur Uni und ca. 10-15 Minuten zum Strand.

Was unterscheidet das Studieren in Spanien von dem in Deutschland?
Das Studiensystem ist anders als bei uns in Deutschland. An der Universitat Politècnica de València haben wir drei Klausurenphasen: zwei für Zwischenprüfungen und eine „finale“ Klausurenphase. Oft reicht es aus, die beiden Zwischenprüfungen zu bestehen. Die letzte Klausur wird eher als Nachschreibeklausur gehandhabt. Die Klausuren zählen außerdem nie mehr als 40 Prozent zur Endnote. Es wird mehr Wert auf praktische Übungen und Projekte während des Semesters gelegt. Auch wenn dies eine große Umstellung und nicht wenig Stress für mich war, halte ich dieses System für sehr sinnvoll und für meine berufliche Zukunft nützlich.

Besonders typisch für mein Aufenthaltsland ist:
In Spanien begrüßt man sich immer – unabhängig davon, ob man sich kennt oder nicht  – mit Küsschen rechts und links. Mit den Professorinnen und Professoren macht man das natürlich nicht. Als ich zum Beispiel mit einer Mitfahrgelegenheit nach Madrid gefahren bin, hatte der Fahrer, der um die 50 Jahre war, mich so begrüßt – das war schon etwas seltsam.

Außerdem lieben die Spanier es, abends auszugehen. Man verabredet sich mindestens drei bis vier Mal in der Woche mit Freunden in einer Cervezería (einer normalen Bar, die übersetzt „Brauerei“ heißt) oder in einer „Bodega“, einer Weinbar, in der oft zusätzlich frisch geschnittener Serrano-Schinken, Käse und Oliven serviert werden.

Das habe ich hier in den ersten drei Tagen gelernt:
Zwischen 14 und 17 Uhr haben fast alle Läden (außer große Geschäfte) geschlossen, da die Spanier Siesta machen.

Es gibt in Valencia sehr viele Feiertage, da in der Kirche viele Heilige verehrt werden. Aus diesem Grund haben an manchen Tagen (fast) alle Geschäfte zu.

Es wird sehr gerne Lotto gespielt. An fast jeder Straßenecke kann man in einem kleinen Häuschen Lottoscheine kaufen.

Spanier sind selten pünktlich. Auch die Professorinnen und Professoren nehmen die Zeit nicht allzu ernst und fangen gerne mal 15 Minuten später an. In Spanien herrscht eine sehr entspannte Einstellung, ganz nach dem Motto „Tranquilo, tranquilo!“ (Immer mit der Ruhe! Kein Stress!).

Die Valencianer sind verrückt nach ihren „Fallas“. Das ist ein Frühlingsfest, das offiziell nur fünf Tage andauert, aber den ganzen März über gefeiert wird. Überall in der Stadt sind handgeschnitzte und bunt bemalte Figuren aus Holz aufgestellt, die zum Ende der Fallas verbrannt werden. Es gibt außerdem jeden Mittag ein fünf minütiges Feuerwerk (Mascletá), das man aus 10 km Entfernung noch hört. Dabei geht es um die Optik des Feuerwerks, sondern um den Lärm. Nachts gibt es während der Fallas dagegen die größten und schönsten Feuerwerke, die ich je gesehen habe.

Die bisher größte Herausforderung während meines Aufenthaltes:
Die akademischen Kurse auf Spanisch zu verstehen. In den ersten zwei Wochen habe ich nur 20 Prozent von dem verstanden, was der Professor erzählt hat. Aber es wurde mit der Zeit immer besser. Ich verstehe jetzt zwar immer noch nicht alles, aber auf jeden Fall so 70 bis 80 Prozent. Manches ist natürlich schwierig, wie mit einer spanischen Software eine Projektarbeit oder eine 8-seitige Case Study durchzuarbeiten. Aber ich denke, dass ich von diesen zwei Kursen sprachlich mehr mitnehmen kann, als ich in den Sprachkursen lernen kann. So schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe: ich lerne die interessanten fachlichen Inhalte und dabei gleichzeitig auch eine „neue“ Sprache.

Das nehme ich von hier mit nach Hause:
Eindeutig die spanische Gelassenheit und Einstellung. Unser deutscher Ruf, etwas ernster zu sein, eilt uns definitiv voraus. Ich habe hier gelernt, das Leben lockerer zu nehmen und gutes Essen und guten Wein zu genießen.

Gut zu wissen

Diese landestypische Speise sollte man unbedingt probieren:
Spanien ist das Land der Tapas – das sind kleine Häppchen oder Vorspeisen – und der Churros, einem Gebäck – beides sollte man unbedingt probieren. Valencia ist berühmt für seine Paella, die es in den unterschiedlichsten Varianten mit Meeresfrüchten, Gemüse, Fleisch und auch mal mit schwarzem Reis gibt. Außerdem wird in Valencia im Sommer „Horchata“ getrunken, eine Art Mandelmilch, und dazu das Gebäck „Farton“ verzehrt.

Welches Fettnäpfchen sollte man in Spanien vermeiden?
Man sollte die Valencianer nicht kritisieren, dass sie zu viele Feuerwerke veranstalten und auch nicht, dass es zu laut ist. Wie gesagt, je lauter desto besser.

Diesen Tipp gebe ich anderen Studierenden, die ins Ausland gehen möchten:
Scheut euch nicht davor, etwas Neues auszuprobieren! Macht während eures Auslandsaufenthaltes in eurer Freizeit so viele Reisen wie möglich und nutzt die Möglichkeit neue, internationale Kontakte zu knüpfen. Natürlich steht das Studieren im Vordergrund, jedoch solltet ihr euch nicht im Zimmer einschließen und nur büffeln. Eine Gelegenheit wie diese kommt selten wieder!