Post aus … Toulouse Erasmus & Corona Teil 3: Nachwuchswissenschaftler Muhamet Alija berichtet aus Frankreich
Muhamet Alija ist Doktorand am Institut für Hochspannungstechnik und elektrische Energieanlagen der TU Braunschweig. Über die Erasmus+ Placement-Förderung erhielt er die Möglichkeit, sein Forschungsvorhaben an der Université Toulouse III – Paul Sabatier voran zu bringen. Welche besonderen Herausforderungen ein Auslandsaufenthalt zu Forschungszwecken in Zeiten von Corona mit sich bringt, erzählt er uns in der neuesten Ausgabe der Reihe „Post aus…“, die gleichzeitig den Abschluss unserer Serie Erasmus & Corona bildet.
Darum habe ich mich entschieden, ins Ausland zu gehen:
Die Idee für meinen Forschungsaufenthalt ist durch die Vorstellung der Ergebnisse meiner Forschungsarbeit auf einer Plasmakonferenz 2019 entstanden. Die Ergebnisse meiner Forschungsarbeit sind bei Professor Dr. Yann Cressault aus Frankreich auf Interesse gestoßen. So entstand die Idee für einen Forschungsaufenthalt. Im Vordergrund stand dabei für mich, dass ich mich wissenschaftlich fundiert mit der theoretischen Plasmaphysik befassen möchte und unsere Ansätze in den Computermodellen und Berechnungen auch umsetzen und verwirklichen kann. Weiterhin war es mir wichtig, dass mein betreuender Professor sich gut mit dem Thema auskennt und mich adäquat betreuen kann. Beide Voraussetzungen waren für mich erfüllt und wir haben dann den aufwendigen Genehmigungsantrag für meinen Forschungsaufenthalt am Laplace Forschungszentrum in Toulouse in die Wege geleitet. Zum Zeitpunkt meiner Ausreise war Toulouse noch kein Corona-Risikogebiet, sodass ich mich entschieden habe, das Vorhaben trotz der Pandemie anzutreten.
Hier lebe ich momentan:
Momentan lebe ich in Toulouse, Frankreich, in der Nähe der Université Toulouse III – Paul Sabatier. Hier wohne ich im Studentenwohnheim. Die Universität und das Laplace (Laboratoire Plasma Et Conversion D´Energie) Forschungszentrum sind fußläufig ungefähr zehn Minuten entfernt.
Das mache ich in Toulouse:
Am Laplace Forschungszentrum an der Université Toulouse – III Paul Sabatier mache ich einen Forschungsaufenthalt im Rahmen meiner Doktorarbeit. Als Teil der Arbeitsgruppe ScIPRA (Science and Engineering for Reactive Plasma and Arcs) – betreut von Prof. Yann Cressault – befassen wir uns mit der Forschung auf dem Gebiet der theoretischen Niedertemperaturplasmaphysik. Das Forschungszentrum und die Arbeitsgruppe von Prof. Yann Cressault sind auf diesem Gebiet sehr renommiert. Das Forschungszentrum bietet mir wissenschaftlich eine sehr gute Basis an, um meine Forschungsarbeit durchzuführen und zu vertiefen. Speziell bei der Entwicklung unserer theoretischen Computermodelle für die Eigenschaften von Niedertemperaturplasmen kann ich hier auf langjährige Erfahrungen und Wissen zurückgreifen. Meine theoretischen Arbeiten auf diesem Gebiet konnte ich hier wissenschaftlich weiter ausarbeiten. Die Unterstützung meines Betreuers und des Teams sind wirklich großartig, gepaart mit einem tollen Forschungsklima. Dies ermöglicht eine gute Entwicklung meiner Modelle und die Arbeit am Forschungszentrum macht mir sehr viel Spaß.
Mein Aufenthalt dauert insgesamt:
Mein Aufenthalt dauert insgesamt vier Monate.
Darum habe ich mich für einen Auslandsaufenthalt mit dem Erasmus+ Programm entschieden:
Meine Recherchen für die finanzielle Unterstützung meines Forschungsaufenthaltes haben mich zum International House der TU Braunschweig geführt. Nachdem ich mich beim Forschungsservice und EU-Hochschulbüro der TU Braunschweig über verschiedene Stipendien informiert habe, wurde ich an das Mobilitätsbüro weitervermittelt und habe Informationen zum Erasmus+ Programm erhalten. Der Bewerbungsprozess für das Erasmus+ Programm lief auch über das Mobilitätsbüro im International House. Ich habe von den direkten Ansprechpartner*innen vor Ort sehr profitiert und wurde mit Beginn der Planung bis zur Verwirklichung des Forschungsaufenthalts professionell unterstützt.
Diese besonderen Vorkehrungen habe ich im Vorfeld wegen des Corona-Virus getroffen:
Die Vorbereitungen des Forschungsaufenthaltes unter der Covid 19-Situation hat von allen Beteiligten sehr viel Geduld, Flexibilität und Hoffnung abverlangt Für meinen Forschungsaufenthalt musste an der TU Braunschweig und am Laplace-Forschungszentrum ein Genehmigungsantrag gestellt werden. Dieser wurde um weitere Dokumente, wie die Hygienerichtlinien und die geplanten Maßnahmen zum Schutz vor einer Covid-19-Infektion ergänzt. Die geplanten Schutzmaßnahmen während meiner Dienstreise und während meines Forschungsaufenthaltes habe ich hier auch festgehalten. Vor meiner Abreise habe ich als vorbeugende Schutzmaßnahme Desinfektionsmittel, Desinfektionstücher und ausreichend Schutzmasken mitgenommen. Bei der Suche nach einer geeigneten Unterkunft in Toulouse kam für mich aufgrund der Pandemie nur ein Einzelzimmer mit einem eigenen Badezimmer und einer Küche in Frage.
So wohne ich in Toulouse:
Durch die Unterstützung meines betreuenden Professors in Toulouse hatte ich das Glück ein Zimmer im Studentenwohnheim der Université Toulouse III – Paul Sabatier zu bekommen. Das Zimmer ist im Vergleich zu einer Wohnung in der Stadt günstiger und bietet den Vorteil einer guten Anbindung zur Universität und zum Laplace-Forschungszentrum. Diese sind fußläufig ungefähr zehn Minuten vom Studentenwohnheim entfernt. In unmittelbarer Nähe ist der bekannte „Canal du Midi“, der zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. Entlang des „Canal du Midi“ hat man eine tolle Möglichkeit zum Joggen oder für einen Spaziergang bei schönem Wetter. Im Studentenwohnheim habe ich ein kleines Studio. Es handelt sich dabei um ein 18 Quadratmeter großes Zimmer, das möbliert ist. Das Zimmer ist mit einem eigenen Badezimmer und einer Küche ausgestattet. Direkt vor dem Studentenwohnheim ist eine Bushaltestelle für Fahrten in die Stadt oder zum Campus, der auch „Complexe Scientifique“ genannt wird.
So beeinflusst das Corona-Virus meinen Aufenthalt:
Der Alltag ist sicher anders als in „normalen“ Zeiten. Zum Beispiel kann das monatliche Team-Frühstück am Laplace-Forschungszentrum unter den aktuellen Umständen leider nicht mehr stattfinden. Dadurch konnte ich die weiteren Doktorand*innen am Forschungszentrum bisher persönlich nicht wirklich gut kennen lernen. Zudem ist der Zugang zum Campus der Universität für die Studierenden immer noch eingeschränkt und die meisten Lehrveranstaltungen finden online statt. Von dem studentischen Leben auf dem Campus habe ich deshalb leider nur wenig mitnehmen können.
So unterscheidet sich meine Forschung in Toulouse von der in Braunschweig:
Das Forschungszentrum ist in zwölf Arbeitsgruppen („Research Groups“) unterteilt. Die Mitglieder der Arbeitsgruppen sind Professor*innen oder Associate Professor*innen an der Universität sowie permanente promovierte Wissenschaftler*innen vom CNRS (Centre national de la recherche scientifique), dem nationalen Zentrum für Grundlagenforschung. Dies ermöglicht ein gutes Betreuungsverhältnis, bei dem auf einen Doktoranden bis zu drei Professor*innen oder Associate Professor*innen kommen. Die Forschungsvorhaben in der Arbeitsgruppe sind auf dem Gebiet der Niedertemperaturplasmaphysik angesiedelt, sodass thematisch ein homogenes Bild entstanden ist. Als Doktorand hat dies den Vorteil, dass ich mich bei Fragen auch an alle anderen Wissenschaftler*innen der Arbeitsgruppe wenden konnte. Sowohl bei einer konkreten Umsetzung im Rahmen der Theorie oder bei einem Laborexperimente stehen die Türen der anderen Wissenschaftler*innen einem stets offen.
Das habe ich hier in den ersten drei Tagen gelernt:
Die Menschen in Toulouse sind einfach füreinander da und zeichnen sich durch ihre große Hilfsbereitschaft aus. Sehr gefreut und begeistert hat mich die außerordentliche Unterstützung meines Betreuers Prof. Yann Cressault. Nach dem freundlichen Empfang am Flughafen Toulouse Balgnac haben wir uns gemeinsam die Stadt angesehen. Im Anschluss erfolgte eine erste Besichtigung der Universität und mir wurde das Laplace Forschungszentrum gezeigt.
Beim Bezug meines Zimmers und meinen ersten Einkäufen habe ich viel Unterstützung erhalten.
Die bisher größte Herausforderung während meines Aufenthaltes:
Die Eingewöhnung und Anpassung an mein neues Umfeld in Toulouse verliefen für mich durch die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Menschen sehr erfolgreich. Selbst bei der sprachlichen Umstellung, die eine kleine Herausforderung darstellen kann, kommt man mit gutem Englisch auch im Alltagsleben gut voran.
Das möchte ich noch los werden:
An dieser Stelle möchte ich mich bei Prof. Michael Kurrat, meinem betreuenden Professor an der TU Braunschweig herzlichst für seine stetige und unermüdliche Unterstützung und seine sehr gute Betreuung bedanken. Auch meinem betreuenden Professor vom Institut für Theoretische Physik, Prof. Uwe Motschmann, möchte ich herzlichst danken für seine sehr gute Betreuung meiner Forschungsarbeit und seine wertvollen Hinweise, die er mir für meinen Forschungsaufenthalt mit auf dem Weg gegeben hat. Prof. Dr. Yann Cressault danke ich herzlichst für die Aufnahme am Forschungszentrum, seine sehr gute Betreuung gepaart mit einem tollen Forschungsklima und seine außerordentliche Unterstützung bei allen anderen Dingen.
Gut zu wissen
Diese landestypische Speise sollte man unbedingt probieren:
Auf der Speisekarte sollte zunächst das „Cassoulet“ nicht fehlen. Das Cassoulet ist ein Eintopf aus Bohnen, Toulouser Würstchen und Gemüse. Eine weitere Spezialität der Region ist „Foie Gras“, welches gesalzene Entenpastete ist. Dazu darf ein französischer Rotwein aus der Region auch nicht fehlen. Als Dessert sollte man unbedingt „Croustade aux pommes” probieren. Dies sind in Blätterteig umschlossene Apfelstücke.
Diesen Tipp gebe ich anderen Doktorand*innen, die ins Ausland gehen möchten:
Im Vordergrund der Vorbereitung für einen Forschungsaufenthalt im Rahmen der Doktorarbeit sollten die geplanten Aufgaben und Ziele sowie die Einbettung des Forschungsaufenthaltes in das Gesamtpromotionsvorhaben stehen. Wenn man diese Punkte im Vorfeld beachtet, profitiert man insgesamt sicher von den sehr wertvollen Erfahrungen durch die Umstellung und Anpassung an ein neues Umfeld. Fachlich lernt man neue Methoden und Techniken zur Lösung der eigenen wissenschaftlichen Fragen.