12. November 2019 | Magazin:

Post aus … Reykjavik Student Tobias Haßelmann berichtet aus Island

Hier lebe ich momentan:
Ich lebe zurzeit in Reykjavik, der Hauptstadt Islands. Reykjavik ist die nördlichste Hauptstadt der Welt und mit über 128.000 Einwohnern die größte Stadt in Island. Über ein Drittel der isländischen Bevölkerung lebt in Reykjavik. Die weitläufige Flächenstadt besteht aus vielen Mehrfamilienhäusern und nur wenigen Hochhäusern. Dadurch entsteht beim Schlendern durch die Innenstadt ein sehr familiäres Gefühl. Reykjavik besitzt eine hübsche Altstadt mit vielen kleinen Häusern, in denen Bars, Cafés und Restaurants zum Verweilen einladen. Die Stadt und ihre Außenbereiche wachsen stetig und es wird überall gebaut und renoviert.

Das mache ich in Reykjavik:
Ich setze an der Reykjavik Universität meinen Master in Nachhaltiger Energietechnik fort. Sie ist mit 3.500 Studierenden die größte Privatuniversität in Island und eng mit der isländischen Wirtschaft verbunden. Daher habe ich im Rahmen der Vorlesungen schon einige Firmen besichtigen dürfen.

Post aus ... Reykjavik
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Reykjavik von oben: Diesen fantastischen Blick auf die Stadt hat man von der Hallgrímskirkja, einer Kirche mit einem 73 Meter hohem Turm. Bildnachweis: Tobias Haßelmann/TU Braunschweig

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Das bin ich vor dem bekannten Gletschersee Jökulsarlón, der im Südosten Islands liegt. Mit 248 Meter ist er der tiefste See Islands. Bildnachweis: Tobias Haßelmann/TU Braunschweig

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Hier seht ihr die Reykjavik Universität, an der ich im Moment studiere. Bildnachweis: Tobias Haßelmann/TU Braunschweig

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In der Innenstadt von Reykjavik befindet sich der See Tjörnin. Im August sah es hier noch so aus …

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… Ende Oktober war der See bereits mit einer Eisschicht überzogen. Bildnachweis: Tobias Haßelmann/TU Braunschweig

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Gemeinsam mit Freunden habe ich Island erkundet: In fünf Tagen haben wir die Insel umrundet und sind insgesamt knapp 2000 Kilometer gefahren. Dabei mussten wir so manch holprige Straße überqueren ...

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... sahen viel von der beeindruckenden Natur Islands, wie diesen Gletscherfluss im Norden, ...

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... und begegneten auch einigen der tierischen Bewohner Islands. Bildnachweis: Tobias Haßelmann/TU Braunschweig

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Auf dem Weg des „Golden Circle“, einer sehr beliebten Reiseroute, konnten wir diesen Geysir aus nächster Nähe bestaunen. Bildnachweis: Tobias Haßelmann/TU Braunschweig

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Während unserer Inselumrundung haben wir außerdem viele schöne und landschaftlich ganz unterschiedliche Wasserfälle gesehen, wie den Hengifoss Wasserfall, …

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den Gljúfrabúi Wasserfall im Süden Islands, …

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den Svartifoss Wasserfall, …

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... und einen versteckten Wasserfall auf der Halbinsel Snaefellsnes. Bildnachweis: Tobias Haßelmann/TU Braunschweig

Mein Aufenthalt dauert insgesamt:
Fünf Monate. Ich verbringe das Wintersemester hier, das vom 12. August bis zum 14. Dezember geht. Bis Ende September war es in Island mit Temperaturen um die 15°C und Sonnenschein untypisch warm. Manch Isländer oder manche Isländerin hat sich da schon mal an den Strand zum Sonnen gelegt. Die Tageslänge betrug um die 16 bis 17 Stunden, sodass es gar nicht richtig dunkel geworden ist. Mittlerweile sind die Tage mit circa 9 Stunden Tageslicht sehr schnell kürzer geworden. Die Temperaturen liegen zurzeit um den Gefrierpunkt und der erste Schnee ist im Oktober auch bereits gefallen. Für den Dezember sind zwar keine Temperaturen unter -5°C angesagt, die Sonne wird dann jedoch erst gegen 11 Uhr auf- und gegen 15 Uhr schon wieder untergehen. Abwarten, wie sich das auf meinen Körper auswirkt und ob ich die Vitamin D-Tabletten, die mir von vielen Isländern nahegelegt werden, zu Hilfe ziehen werde.

Darum habe ich mich für einen Auslandsaufenthalt entschieden:
Nachdem ich schon einige Länder für eher kurze Zeit bereist habe, wollte ich herausfinden, wie es ist, für längere Zeit in einem fremden Land zu leben. Ich habe mich bewusst gegen ein Auslandssemester in den sonnigen Südländern entschieden, da ich etwas Neues ausprobieren wollte. Außerdem habe ich von Freunden nur Gutes über Island und die atemberaubende Natur gehört – was ich nach mittlerweile drei Monaten Aufenthalt nur bestätigen kann.

Leben vor Ort

So wohne ich in Reykjavik:
Ich wohne in einem Apartment mit drei weiteren Erasmusstudenten aus verschiedenen Ländern. Ein Mitbewohner kommt aus Deutschland und studiert ebenfalls an der TU Braunschweig (Wir kannten uns vorher jedoch nicht, was ein witziger Zufall ist). Die anderen beiden kommen aus Ungarn und Jordanien. Wir sind auf zwei Doppelzimmer aufgeteilt, was anfangs sehr ungewohnt war. Da wir jedoch alle aus denselben Gründen hier sind, ist die Stimmung sehr aufgeschlossen und es wird viel gelacht, unternommen und gekocht – am liebsten Spezialitäten aus den verschiedenen Heimatländern. Die Wohnungslage in Reykjavik ist sehr angespannt, es wird überall händeringend nach Wohnraum gesucht. Dementsprechend sind die Preise für Wohnungen und Zimmer hoch. Das sollte jedoch nicht davon abhalten, ein Auslandssemester in diesem schönen Land zu machen, da es erschwingliche Räume in den Randbezirken Reykjaviks gibt, die mit dem Bus einfach zu erreichen sind.

Was unterscheidet das Studieren in Island von dem in Deutschland?
Die Universität ist an einem Campus nahe der Atlantikküste angesiedelt und wurde erst im Jahr 2010 eröffnet. Alle Räume sind in einem exzellenten Zustand, die technische Ausstattung auf dem neusten Stand und es gibt viele Möglichkeiten sich zwischen den Vorlesungen zu erholen – sei es in dem hochschuleigenen Fitnessstudio, dem nahegelegenen Thermalbad am Atlantik oder bei einer Runde Tischkicker, Billard oder Fifa an der Spielekonsole.

Im Master werden die Kurse hauptsächlich auf Englisch gehalten. In den meisten Kursen sind wir 20 bis 30 Personen. Der Großteil sind isländische Studierende. Außerdem gibt es im laufenden Semester regelmäßig Hausaufgaben sowie individuelle und Gruppenprojekte.

Besonders typisch für mein Aufenthaltsland ist:
Die isländische Küche bietet viele leckere und außergewöhnliche Mahlzeiten, wie zum Beispiel Lamm, verschiedenste Sorten an Fisch, Hai und isländische Hot Dogs. Außerdem gibt es an jeder Ecke Eisläden, die die ausgefallensten Eissorten mit diversen Toppings verkaufen – definitiv ein Besuch wert.

Island bietet außerdem viele heiße Quellen in der Natur und viele Schwimmbäder, die mit der thermalen Energie aufgeheizt werden. Die Badesaison beginnt hier im Herbst, wenn die Schwimmbäder in Deutschland bereits schließen. Dann setzt man sich in die Hot Tubs mit über 35°C Wassertemperatur und entspannt. Sehr zu empfehlen sind die natürlichen heißen Quellen und Flüsse, zu denen oft eine Wanderung nötig ist. Das steigert die Vorfreude auf ein heißes Bad jedoch noch mehr.

Auch der Besuch eines Fußballspiels der Nationalmannschaft ist sehr zu empfehlen. Fußball ist in Island ein aufstrebender Sport und gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. Der bekannte isländische Klatschjubel verursacht Gänsehaut.

Das habe ich hier in den ersten drei Tagen gelernt:
In Island ist es immer windig und wenn ich windig sage, ist dies nicht zu vergleichen mit dem Wind, den wir aus Deutschland kennen. In Island passiert es schon mal, dass der Wind einen beinahe von den Füßen reißt und man sich mit dem ganzen Körper in den Wind lehnen kann, ohne umzufallen. Selbst bei 15°C Außentemperatur ist es sinnvoll, einen Pullover und eine Jacke dabei zu haben, da der Wind nicht nur sehr stark, sondern auch sehr kalt ist.

In dem Zuge habe ich außerdem gelernt, niemals einer Wettervorhersage zu vertrauen, da es in Island jederzeit und urplötzlich anfangen kann, zu regnen. Daher kann ich nur empfehlen, die Regensachen immer im Rucksack zu haben.

Die bisher größte Herausforderung während meines Aufenthaltes:
Die größte Herausforderung ist auf jeden Fall die Sprache. Nicht ohne Grund wurde uns in der Einführungsveranstaltung an der Universität nahegelegt, die Zeit nicht mit dem Lernen der isländischen Sprache zu „verschwenden“. Natürlich möchte ich aus Respekt gegenüber den Einheimischen und aus Eigeninteresse einige grundlegende Worte und Redewendungen beherrschen, aber man kommt überall auch sehr gut mit Englisch zurecht.

Was außerdem nicht möglich ist, ist in Bars und Clubs zu viel zu trinken, da die Alkoholpreise in Island exorbitant hoch sind. Ein Bier kostet schon mal um die 10 Euro und ein Tequila-Shot 15 Euro.

Das nehme ich von hier mit nach Hause:
Mit nach Hause nehme ich ganz viele positive Erinnerungen an die Zeit in Island, da ich einige Trips mit Freunden unternommen habe, zum Beispiel eine Inselumrundung mit knapp 2.000 Kilometern, und viele neue Freunde kennengelernt habe.

Gut zu wissen

Diese landestypische Speise sollte man unbedingt probieren:
Die isländische Speise, die man unbedingt probieren sollte, ist Lamm in den verschiedensten Arten und Weisen – geröstet, als Lammsandwich oder in einer Suppe … immer köstlich.

Darüber hinaus gibt es bekannte isländische Gerichte, wie fermentierter Fisch oder Lammschädel als Paste, die ich nicht unbedingt empfehlen kann.

Welches Fettnäpfchen sollte man in Island vermeiden?
Einige ältere Isländerinnen und Isländer glauben an die alten Legenden, dass Elfen und Zwerge in Island leben und sich in den Höhlen der Berge verstecken. Darüber sollte man lieber keine Scherze machen.

Außerdem ist es in Island untypisch, bei einer Erkältung ein Taschentuch in der Öffentlichkeit zu benutzen, um gegen eine laufende Nase anzukämpfen. Das wird in einem Moment gemacht, in dem man allein ist.

Diesen Tipp gebe ich anderen Studierenden, die ins Ausland gehen möchten:
Habt Spaß und genießt die Zeit – es wird schneller vorbei sein, als ihr zunächst glaubt. Ein Tipp, speziell für Island: Ihr solltet die Sommermonate von Mai bis September nutzen, um das Land zu bereisen, da im Oktober bereits viele Campingplätze, aber auch einige Hostels und Hotels sowie Straßen aufgrund der Wetterlage geschlossen werden. Versucht außerdem, in den ersten Tagen so viele Bekanntschaften zu machen, wie möglich. Nicht alle werden halten, aber so werdet ihr einige Freunde finden und eine großartige Zeit haben. Nehmt Kontakt zu den Einheimischen auf, denn sie können euch viel über ihr Land berichten. Und nehmt euch die Zeit neben dem Studium, um die Natur und das Land zu erkunden und mit Freunden etwas zu unternehmen.