24. April 2023 | Magazin:

Post aus … Japan Peter Toth, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für CMOS Design, berichtet über seinen Auslandsaufenthalt in Tokio.

Allgemeine Informationen

Hier lebe ich momentan:

Ich lebe im Großraum Tokio, dem bevölkerungsreichsten Ballungsraum der Welt mit rund 40.000.000 Menschen auf 14.000 Quadratkilometer. Im Verhältnis zu Deutschland entspricht das etwa der Hälfte der deutschen Bevölkerung auf einem Vierzigstel der Fläche. Nichtsdestotrotz sind die Wohnviertel außerhalb des Zentrums von Tokio tatsächlich sehr ruhig und friedlich.

Das mache ich in Tokio:

Ich verbringe einen Forschungsaufenthalt an der Keio Universität in Tokio. Im Ishikuro-Labor arbeite ich an zwei unterschiedlichen Themen: Zum einen forsche ich an meinem Promotionsthema. Dazu gehört der Entwurf neuartiger integrierter Schaltungen, die zur Steuerung von Quantencomputern verwendet werden können. Die von uns angestrebten Schaltungen umfassen komplexe Signalerzeugungsfähigkeiten und erfordern daher das Zusammenspiel von analoger und digitaler Schaltungstechnologie (Mixed Signal Design). Das Ishikuro-Labor hat Erfahrung mit dem digitalen Entwurfsablauf, der für die Implementierung von Kommunikationsschnittstellen und Zustandsautomaten erforderlich ist. Deshalb freue ich mich sehr darauf, wertvolle Erfahrungen in diesem Bereich sammeln zu können.

Außerdem werde ich die Gelegenheit nutzen, bereits entworfene Schaltungen bei kryogenen Temperaturen zu messen. Aufgrund der Anforderungen an Quantencomputer müssen die Schaltkreise unter denselben Umgebungsbedingungen arbeiten wie der Quantenchip selbst, der sich derzeit bei etwa – 269°C befindet. Das Ishikuro-Labor hat Zugang zu einer solchen Spezialausrüstung, mit der die Schaltkreise auf die erforderliche Temperatur heruntergekühlt werden können, während gleichzeitig eine elektrische Verbindung für die Funktionsprüfung hergestellt wird.

Auf der anderen Seite koordiniere ich die geplanten Aktivitäten im Rahmen der Forschungskooperation zwischen der TU Braunschweig und der Keio Universität. Im August 2022 gab es beispielsweise einen gemeinsamen Workshop, bei dem es um die Weiterentwicklung von Quantencomputern ging. Mit dabei waren 15 Referent*innen und rund 50 Teilnehmer*innen. Außerdem hat Prof. Vadim Issakov vom TU-Institut für CMOS Design die Keio-Universität besucht, um eine Vorlesung über den Entwurf integrierter Schaltungen zu halten.

Mein Aufenthalt dauert insgesamt:

Sieben Monate und findet über ein Institut-internes Austauschprogramm statt.

Darum habe ich mich für einen Auslandsaufenthalt entschieden:

Während meines Doppelabschluss-Masterprogramms habe ich bereits zwei Jahre in Japan verbracht und fand es toll, mich in einem kulturell spannenden Umfeld sowohl beruflich als auch persönlich weiterzuentwickeln. Deshalb stand für mich fest, dass ich auch im Rahmen meiner Promotion ins Ausland gehen möchte.

Hier bin ich beim Aufbau einer Niedrigtemperaturmessung zur Evaluierung der Chipleistung zu sehen. Foto: Peter Toth/TU Braunschweig

Dieses Bild habe ich bei einer Wanderung in der Nähe des Mount Fuji aufgenommen. Foto: Peter Toth/TU Braunschweig

Ein Abendessen auf japanische Art mit Sukiyaki als Hauptgericht und verschiedenen Beilagen. Foto: Peter Toth/TU Braunschweig

Ein Lichtermeer: Das Bild wurde von einem Wolkenkratzer im Herzen von Tokio aus aufgenommen. Foto: Peter Toth/TU Braunschweig

Das war bei einer Abschiedsparty mit Freund*innen aus meiner Hausgemeinschaft. Foto: Peter Toth/TU Braunschweig

Leben vor Ort

So wohne ich in Tokio:

Ich wohne in einer Wohngemeinschaft in der Nähe der Universität mit etwa 140 Bewohner*innen. Das Haus bietet geräumige Gemeinschaftseinrichtungen wie eine Küche, einen Speisesaal, einen Aufenthaltsraum, ein Kino, Büros für das Arbeiten im Homeoffice, eine Bibliothek und eine Dachterrasse. Die Wohnsituation ist ideal, um Kontakte zu knüpfen und neue Freundschaften zu schließen. Da die meisten Bewohner Japaner*innen sind, kann ich außerdem täglich Japanisch üben und erhalte zusätzlich Einblicke in die japanische Kultur.

So verbringe ich meine Zeit hier am liebsten:

Japan hat eine einzigartige Badekultur mit den so genannten Onsen und Sento-Badehäusern. Diese Einrichtungen gibt es in allen Größen, angefangen von kleinen lokalen Badehäusern mit ein paar Becken bis hin zu riesigen Badekomplexen mit Restaurants, Ruhebereichen und Saunen. Die bergige Gegend im Westen von Tokio ist mit dem Zug leicht zu erreichen, so dass ich auf jeden Fall vorhabe, noch ein bisschen Ski- und Snowboard zu fahren, wenn etwas Zeit übrig ist.

Das habe ich hier in den ersten drei Tagen gelernt:

Mir wurde wieder vor Augen geführt, wie bequem es ist, mit dem Zug und der U-Bahn zu pendeln.

Das nehme ich von hier mit nach Hause:

Viele schöne Erinnerungen und Erfahrungen mit alten und neuen Freund*innen und natürlich die kryogenen Messergebnisse.

Gut zu wissen

Diese landestypische Speise sollte man unbedingt probieren:

Eigentlich gibt es so viele Gerichte, die man bei einem Besuch in Japan probieren sollte, dass es den Rahmen dieses Artikels sprengen würde, wenn ich sie alle beschreibe. Die Hauptgerichte wie Okonomiyaki (sowohl nach Hiroshima- als auch nach Osaka-Art), Tonkatsu, Tempura und die Desserts wie Yukimidaifuku und Warabimochi sind aber gute Anhaltspunkte für den Anfang. Japan hat eine große kulinarische Vielfalt – da ist für jede*n etwas dabei.

Welches Fettnäpfchen sollte man in Japan vermeiden?

Telefonieren während der Zugfahrt oder Essen im Zug gelten in Japan als unhöflich und sollten nach Möglichkeit vermieden werden.

Diesen Tipp gebe ich anderen Studierenden oder Forschenden, die nach Japan gehen möchten:

Ich empfehle jedem, sich direkt am Flughafen eine sogenannte Suica-Karte zu besorgen. Die Karte kann mit Geld aufgeladen und für den öffentlichen Nahverkehr, in Geschäften und anderen Läden genutzt werden. Man kann die Karte auch auf ein Smartphone laden und sie mit einer digitalen Kreditkarte aufladen. Das macht den Geldtransfer sehr bequem und man hat einen guten Wechselkurs.