14. September 2021 | Magazin:

Post aus … Braunschweig Masterstudent Alejandro Mesa Heredia aus Kolumbien über seine Eindrücke und Erfahrungen an der TU Braunschweig

Das mache ich in Braunschweig …

Ich absolviere an der TU Braunschweig ein vollständiges Masterstudium der Luft- und Raumfahrttechnik, arbeite als HiWi im International House und baue mir vor allem mein Leben hier auf.

Mein Aufenthalt dauert insgesamt …

Ich bin seit dem 19. April 2018 in Braunschweig und mittlerweile im 4. Mastersemester. Ich hoffe, dass ich noch sehr lange in Deutschland bleiben werde.

Zu Besuch bei der MTU Maintenance in Hannover. Ein spannender Tag mit vielen praktischen Erfahrungen zum Thema Instandhaltung von Triebwerken. Bildnachweis: Alejandro Mesa Heredia

Zu Besuch bei der MTU Maintenance in Hannover. Ein spannender Tag mit vielen praktischen Erfahrungen zum Thema Instandhaltung von Triebwerken. Bildnachweis: Alejandro Mesa Heredia

Darum habe ich mich für die TU Braunschweig entschieden:

Um ehrlich zu sein, war Braunschweig nicht meine einzige Wahl. Ich hatte Aachen und Braunschweig im Hinterkopf wegen der Fachrichtung meines Studiums. Ich habe mich bei beiden Universitäten beworben und am Ende hat mich das Schicksal nach Braunschweig gebracht. Als ich angefangen habe, hier zu studieren, habe ich festgestellt, dass es das Beste war, was mir passieren konnte, wegen der Balance zwischen Theorie und Praxis, den verschiedenen Instituten und Forschungsgruppen, sowie der Nähe zum DLR und dem Flughafen.

Das möchte ich nach meinem Studium machen:

Ich habe mich in meinem Studium auf Flugzeugtriebwerke fokussiert und würde gerne in diesem Bereich arbeiten, genauer gesagt in der Triebwerkswartung. Ich würde gerne hier bleiben, aber ich bin mir auch bewusst, dass, wenn ich eine gute Möglichkeit in einer anderen Stadt finde, mich hier nichts bindet. Aber auf jeden Fall ist es mein fester Plan, in Deutschland zu bleiben.

Leben vor Ort

So wohne ich in Braunschweig:

Ich wohne in einer WG mit einem Studenten aus dem Iran, zu dem ich ein sehr enges Verhältnis habe. Er ist mittlerweile sogar mehr wie ein Bruder als wie ein Mitbewohner für mich.

Wie unterscheidet sich das Studium in Deutschland von dem in meiner Heimat?

Ich denke, der Hauptunterschied liegt in der Prüfungsmethodik. In Kolumbien finden während des Semesters ständig Prüfungen statt – und zwar zwei oder drei pro Fach. Die Tatsache, dass es in Deutschland eine feste Prüfungsphase gibt, erhöht den Stress und reduziert die Freizeit in den Ferien. Dafür ist es in Deutschland aber während des Semesters entspannter. Ich finde nicht, dass eine Variante besser oder schlechter ist, aber es ist definitiv ein Unterschied.

Was unterscheidet den Alltag in Deutschland von dem in meiner Heimat?

Da fallen mir zwei Dinge ein: Erstens: Die Menschen hier haben Zeit zum Leben und nicht nur zum Studieren oder Arbeiten. Ich kann meinen Hobbys viel mehr Zeit widmen! Und zweitens beeinflusst das Klima die Menschen sehr. Ich komme aus einem tropischen Land und wir sind sehr offene Menschen. In Deutschland merke ich, dass sich im Winter die Stimmung und das Leben der Menschen durch die Dunkelheit verändern. Das war für mich eine neue Erfahrung.

Hier bin ich am Silvesternachmittag 2020 bei meiner ersten Brockenwanderung und meinem ersten wirklichen Schneeerlebnis zu sehen. Bildnachweis: Alejandro Mesa Heredia

Hier bin ich am Silvesternachmittag 2020 bei meiner ersten Brockenwanderung und meinem ersten wirklichen Schneeerlebnis zu sehen. Bildnachweis: Alejandro Mesa Heredia

Das habe ich hier in den ersten drei Tagen gelernt:

Am 1. Tag: Es ist sehr einfach, in Deutschland neue Leute kennenzulernen, solange man offen ist und freundlich auf andere Menschen zugeht.

Am 2. Tag: Ein Bier oder ein Glas Wein ist immer eine gute Ausrede, um sich mit Freunden zu treffen.

Am 3. Tag: Es heißt: „Einen Döner mit allem, bitte“. Und nicht: „Einen Döner mit alles“.

Die bisher größte Herausforderung während meines Aufenthaltes war …

Die Sprache und das Essen. Ich vermisse die große Auswahl an frischem Obst in Kolumbien sehr.

Das nehme ich von hier mit nach Hause:

Ich würde zwei kleine Glücksbringer-Figuren (ein Schwein und einen Schornsteinfeger), Schokolade, Käse und ein paar unterschiedliche Sorten Bier mitnehmen. Und etwas Immaterielles wären der Respekt, der Frieden und die Sicherheit, die man spürt, wenn man durch die deutsche Parks und Straßen geht.

Gut zu wissen

Diesen Tipp möchte ich anderen internationalen Studierenden oder Wissenschaftler*innen geben, die einen Auslandsaufenthalt in Deutschland planen oder gerade absolvieren:

Eine Hand wäscht die andere, es ist nicht einfach, in einem fremden Land alles allein zu machen. Helft euch gegenseitig und geht einfach auf Menschen zu. Die meisten werden euch bestmöglich unterstützen. Und: Sonntags ist alles geschlossen!

Das sollte man meiner Meinung nach in Braunschweig unbedingt ausprobieren:

Ein Sonnenaufgang von einem der Parkdächer aus betrachten, zum Karneval gehen und laut „Braunschweig Helau“ schreien, nach einer durchfeierten Nacht einen Döner essen und mindestens einmal auf der deutschen Autobahn ohne Geschwindigkeitsbegrenzung fahren (bevor es verboten wird).

Das bin ich, Alejandro oder auch „El Patron“ oder „Smiley-Guy“ (einige meiner Spitznamen) an einem Sommerabend in der Braunschweiger Innenstadt. Bildnachweis: Alejandro Mesa Heredia

Das bin ich, Alejandro oder auch „El Patron“ oder „Smiley-Guy“ (einige meiner Spitznamen) an einem Sommerabend in der Braunschweiger Innenstadt. Bildnachweis: Alejandro Mesa Heredia

Das möchte ich noch hinzufügen:

Scheut euch nicht, ein Risiko einzugehen, eine neue Erfahrung zu wagen, eine andere Kultur kennen zu lernen, neue Speisen zu probieren oder Fehler zu machen. Ich habe das Gefühl, dass dieser ganze Prozess mir geholfen hat, mich als Person weiterzuentwickeln und Braunschweig ist eine wunderschöne Stadt, die all das ermöglicht ­­­– selbst in Zeiten einer Pandemie.

Pandemie

So beeinflusst die Corona-Pandemie meinen Aufenthalt:

Leider begann die Pandemie gerade in meinem zweiten Semester, so dass ich nicht die Möglichkeit hatte, viele meiner Kommiliton*innen zu treffen, viele Aktivitäten wurden abgesagt und ich musste auf viele Reisen verzichten, aber ich versuche, die Welt mit einer rosaroten Brille zu betrachten, und diese Zeit hat mir geholfen, vernünftig zu lernen und meine Pläne für die Zukunft zu durchdenken.

Hier bin ich unterwegs im Zug und genieße die Aussicht auf die Skyline der Stadt Frankfurt. Bildnachweis: Katharina Nolte

Hier bin ich unterwegs im Zug und genieße die Aussicht auf die Skyline der Stadt Frankfurt. Bildnachweis: Katharina Nolte

So habe ich mir trotz dessen am liebsten die Zeit vertrieben:

Zu Beginn der Pandemie habe ich in einem Wohnheim gewohnt. Wir waren dort etwa zehnPersonen und hatten einen Billardtisch, einen Basketballplatz und Kajaks, mit denen wir auf der Oker fahren konnten. Außerdem gab es verschiedene Brettspiele, so dass uns nicht langweilig wurde.

Ich wohne jetzt seit sechs Monaten in meiner neuen WG, und obwohl ich nicht mehr so viel Platz habe wie früher, gehen wir immer noch oft aus und treffen uns mit unseren Freunden.