21. Mai 2024 | Magazin:

Post aus … Braunschweig Jenica Kakadia aus Kanada verbrachte drei Wochen am Braunschweiger Zentrum für Systembiologie

Allgemeine Informationen

Das mache ich in Braunschweig:

Ich habe einen kurzen Forschungsaufenthalt am Braunschweiger Zentrum für Systembiologie (BRICS) absolviert. Dort war ich in der Arbeitsgruppe zum Zellulären Stoffwechsel von Professorin Thekla Cordes von der TU Braunschweig und dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) zu Gast. Professorin Cordes und mein Principal Investigator an der Western University in Kanada, Professorin Ilka Heinemann, haben eine Kooperation, die es mir ermöglicht hat, den Forschungsaufenthalt zu realisieren, mich weiterzubilden und die deutsche Kultur kennenzulernen. Drei Wochen lang habe ich im April am BRICS Veränderungen des Stoffwechsels in Leberzellen aufgrund von Sauerstoffmangel untersucht, um die Gesundheit und Entwicklung von Embryos besser zu verstehen.

Darum habe ich mich für einen Aufenthalt an der TU Braunschweig entschieden:

Aufgrund vorheriger Experimente in diesem Forschungsbereich waren wir sehr interessiert daran, die Veränderungen in unserem Zellmodell noch besser zu analysieren. Unser Labor an der Western University hat nicht die notwendige Ausstattung, um die geplanten Experimente durchzuführen. Dank Professorin Cordes‘ Begeisterung für die Zusammenarbeit, ihrer Hilfsbereitschaft und ihrem Fachwissen auf diesem Gebiet konnten wir einen Versuchsplan erstellen, um die Veränderungen im Stoffwechsel zu erforschen. Das wäre in diesem Maße an meiner Heimatuniversität nicht möglich gewesen. Hier am BRICS konnte ich viele hochmoderne Geräte nutzen, darunter ein Gaschromatograph (GC-MS), das Seahorse-Analysegerät und die Hypoxiekammer, was sehr geholfen hat, um die Auswirkungen Sauerstoffmangels besser zu verstehen.

Was möchten Sie nach Ihrem Aufenthalt machen und können Sie sich vorstellen, in Braunschweig zu bleiben?

Ich plane, meine Promotion in Kanada zu beenden, aber es hat mir in Braunschweig sehr gut gefallen, sodass ich mir durchaus vorstellen kann, nochmal zurückzukommen!

Leben vor Ort

Hi! Das bin ich - Jenica Kakadia! Foto: Jenica Kakadia/TU Braunschweig

Braunschweigs Innenstadt hat eine tolle Architektur, die ich mir gerne angesehen habe. Foto: Jenica Kakadia/TU Braunschweig

Hier seht ihr mich und das Team aus unserem Labor nachdem wir erfolgreich eine Schnitzeljagd durch die Stadt gewonnen haben. Foto: Jenica Kakadia/TU Braunschweig

Einen Tageausflug nach Hamburg habe ich auch unternommen. Foto: Jenica Kakadia/TU Braunschweig

Die kopfsteingepflasterten Straßen haben ihren ganz eigenen Charme. Foto: Jenica Kakadia/TU Braunschweig

So wohne ich in Braunschweig:

Da ich nur für einen kurzen Aufenthalt hier war, habe ich ein Airbnb in der Nähe des Campus der TU Braunschweig, unweit des Prinzenparks, gemietet.

Was unterscheidet das Forschen in Deutschland von dem in meiner Heimat?

In Kanada arbeite ich an zwei verschiedenen Standorten: auf dem Universitätscampus und im Forschungsinstitut des Krankenhauses (Children’s Health Research Institute). An beiden Standorten sind die Labore klar strukturiert und voneinander getrennt, wobei jeder Principal Investigator eine kleinere Gruppe von Studierenden leitet. Alle Verbrauchsmaterialien und Kleingeräte werden nur innerhalb des Labors gemeinsam genutzt und die Doktorand*innen sind dafür verantwortlich, Verbrauchsmaterialien für jedes Labor zu bestellen.

Es war für mich sehr interessant zu sehen, wie die Räumlichkeiten und Materialien im BRICS von unterschiedlichen Laboren gemeinsam genutzt werden, sogar bis hin zu den Pipettenkästen. In Braunschweig fühlt sich alles größer und offener an und es gibt viele Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Eine Gemeinsamkeit ist, dass an beiden Standorten viel Zeit in die Ausbildung der Studierenden gesteckt wird und dass viele Studierende an ihren Abschlussarbeiten oder als studentische Hilfskräfte in den Laboren arbeiten.

Was unterscheidet den Alltag in Deutschland von dem in meiner Heimat?

Ich finde, die Arbeitsmoral ist in beiden Ländern ähnlich. In den Laboren wird meist von 9 bis 17 Uhr gearbeitet. Bei Bedarf auch länger. Der größte Unterschied, der mir hier aufgefallen ist, sind die Kosten für Lebensmittel. In Kanada bringen sich die meisten Kolleg*innen ihr Mittagessen von zu Hause mit, denn in der Mittagspause essen zu gehen, ist sehr teuer. Viele meiner Kolleg*innen hier in Braunschweig machen in der Mittagspause einen kurzen Spaziergang zum Supermarkt, um sich dort etwas zum Essen zu holen, da es nur ein paar Euro kostet. Mir macht der kleine Einkaufsbummel für das Mittagessen richtig Spaß! Außerdem kaufen Kanadier*innen generell nur alle zwei bis drei Wochen Lebensmittel ein, was viel seltener ist als hier in Deutschland.

Das habe ich hier in den ersten drei Tagen gelernt:

  • Wie man ein Fenster in Deutschland öffnet! Es klingt albern, aber ich kannte diese Art von Fenstern nicht, und so war es das Erste, was ich lernen musste, als ich mein Airbnb betrat. Ich bin an Kippfenster gewöhnt, bei denen man zum Öffnen an einer Kurbel dreht. Jetzt verstehe ich endlich die Praxis des Lüftens und werde sie mit nach Kanada bringen!
  • Das öffentliche Nahverkehrssystem in Deutschland ist dem kanadischen meilenweit voraus (obwohl ich weiß, dass sich einige Deutsche darüber beschweren), und ich war begeistert, als ich vom Deutschland-Ticket erfahren habe, mit dem man sehr günstig fahren kann.

Die bisher größte Herausforderung während meines Aufenthaltes war …

… dass ich nur ein paar Brocken Deutsch kann. Die meisten Leute in Braunschweig im Supermarkt oder in der Bäckerei haben einfach angenommen, dass ich Deutsch spreche, und es war für mich eine sehr interessante Erfahrung, zu antworten, ohne genau zu wissen, was sie zu mir gesagt haben. Ich habe einfach genickt oder den Kopf geschüttelt und meistens hat es funktioniert, aber natürlich ist die Sprachbarriere eine Herausforderung.

Das nehme ich von hier mit nach Hause:

Ein riesiger Datensatz, für dessen Analyse ich wahrscheinlich ein Leben lang brauchen werde (nur ein Scherz!), Erinnerungen an all die wunderbaren Menschen, die ich im BRICS kennen gelernt habe, und die Sehnsucht nach frischem Brot!

Gut zu wissen

Diesen Tipp möchte ich anderen internationalen Studierenden oder Wissenschaftler*innen geben, die einen Auslandsaufenthalt in Deutschland planen oder gerade absolvieren:

Fangt rechtzeitig mit Deutsch lernen an! Es ist hilfreich, zumindest grundlegende deutsche Sätze zu kennen. Bleibt außerdem neugierig und habt keine Angst, eine Frage zu stellen oder zuzugeben, dass ihr etwas nicht wisst – ihr seid schließlich hier, um zu lernen! Taucht während eures Aufenthalts in die Kultur des Landes ein und probiert zum Beispiel viele unterschiedliche Gerichte. Das Beste an einem Auslandsaufenthalt sind all die wunderbaren Erfahrungen, die ihr für den Rest eures Lebens behaltet!

Das sollte man meiner Meinung nach in Braunschweig/Deutschland unbedingt ausprobieren:

Da in Europa alles so eng beieinander liegt, empfehle ich auf jeden Fall, an den Wochenenden Tagesausflüge in eine andere Stadt oder sogar in ein anderes Land zu machen. Ich war in Hamburg und bin auch in die Niederlande gereist. Außerdem gibt es in Deutschland viele botanische Gärten und eine besondere Architektur, die man sich unbedingt anschauen sollte. In Braunschweig ist das Stadtzentrum wunderschön. Bei einem Spaziergang durch die Stadt kann man außerdem einen Abstecher in die vielen kleinen Läden machen, das hat mir super gefallen.

Das möchte ich noch hinzufügen:

Vielen Dank an alle, die ich während der kurzen Zeit hier in Braunschweig getroffen habe, vor allem aber an die Mitglieder meines gastgebenden Forschungslabors – Professorin Thekla Cordes, Birte, Fangfang, Lea, Hanna, Sina und Wiktoria! Danke, dass ihr mich so freundlich aufgenommen und meine Forschungsarbeit unterstützt habt! Ihr habt euch so viel Zeit genommen, mir viele neue Techniken beizubringen! Diese Erfahrung war deshalb so wunderbar, weil ihr ein Teil davon war und ich freue mich schon darauf, eines Tages nach Deutschland zurückzukehren!

Der Originaltext wurde in Englisch verfasst.