11. März 2024 | Magazin:

Post aus … Braunschweig Max Larry aus Belgien verbrachte einen Monat am Institut für Partikeltechnik

Allgemeine Informationen

Das mache ich in Braunschweig:

Porträtfoto von Max Larry.

Das bin ich, Max Larry. Seit acht Jahren studiere und forsche ich an der Université de Liège in Belgien. Foto: Max Larry/TU Braunschweig

Ich habe einen einmonatigen Forschungsaufenthalt am Institut für Partikeltechnik (iPAT) absolviert. Nach einem Kontakt über einen Arbeitskollegen, der einem Wissenschaftler aus Braunschweig auf einer internationalen Konferenz in Italien begegnet ist, bin ich auf das iPAT aufmerksam geworden. Es folgte eine erste Kontaktaufnahme und ein kurzer Besuch des iPAT im Sommer. Nachdem die Finanzierung und der Zeitpunkt für den Aufenthalt geklärt waren, war die Entscheidung schnell getroffen. So kam es, dass ich den Januar in Braunschweig verbringen konnte. Während des Aufenthaltes ging es darum, zu untersuchen, ob die in Lüttich synthetisierten Materialien den aktuellen Anwendungsansprüchen gerecht werden können. Konkret wurden vor allen Dingen die elektrochemischen Fähigkeiten des Materials bestimmt.

Darum habe ich mich für einen Aufenthalt an der TU Braunschweig entschieden:

Zwischen meinem aktuellem Forschungslabor, dem GREEnMat an der Universität in Lüttich in Belgien, und dem Institut für Partikeltechnik an der TU Braunschweig gibt es viele Überschneidungen, deshalb sind die Zusammenarbeit und der Aufenthalt sehr wertvoll für beide Seiten. Im Bereich der Festkörperbatterien gibt es in Europa nur eine begrenzte Anzahl an Forschungsinstituten, die sulfidische Elektrolyten erforschen. Auf Grund der ‚Nähe‘ – sowohl örtlich als auch thematisch – wollte ich zeitnah die Gelegenheit des neu entstandenen Kontaktes zwischen beiden Instituten nutzen, um die Beziehung zu festigen. Da ich seit acht Jahren an der Université de Liège in Belgien studiere und forsche, war ich außerdem sehr daran interessiert zu erfahren, wie die Arbeitsweise in der Forschung in Deutschland funktioniert.

Was möchten Sie nach Ihrem Aufenthalt machen und können Sie sich vorstellen, in Braunschweig zu bleiben?

Für mich geht es wie geplant wieder zurück nach Liège, um meine Forschungsarbeit dort fortzusetzen. Ein weiterer Aufenthalt in Braunschweig ist aber definitiv nicht ausgeschlossen und wäre sicherlich genauso bereichernd wie mein erster Aufenthalt.

Leben vor Ort

So wohne ich in Braunschweig:

Da für mich nur ein kurzer Aufenthalt in Braunschweig möglich war und dieser obendrein noch sehr kurzfristig geplant wurde, gestaltete sich die Wohnungssuche schwieriger als gedacht. Nach einer ausführlichen Suche über diverse Online-Portale bin ich auf ein Angebot gestoßen, bei dem Wohnungen mit Schlafzimmer, Küche und Bad für längere Aufenthalte vermietet werden – im Stil eines Langzeit-Hotels sozusagen.

Auch wenn das Institut und die meine Wohnung nicht im Stadtzentrum lagen, befand sich dennoch alles wichtige in Reichweite, um weder vom Auto noch vom öffentlichen Nachverkehr abhängig zu sein und um Einkäufe zu tätigen oder Sportanlagen zu besuchen. Prinzipiell war alles entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar. Das war für mich eine sehr angenehme Situation.

Was unterscheidet das Forschen in Deutschland von dem in meiner Heimat?

Im Vergleich zur Forschungsarbeit in Belgien ist die Forschung hier im Institut für Partikeltechnik eher Industrie-orientiert und Erforschtes ist schneller in der Anwendung. Das hängt auch damit zusammen, dass die Batterieforschung in Deutschland besser mit der Industrie vernetzt ist als in Belgien. Man kann beispielsweise bestimmte fertige Produkte oder Ausstattung für die Labore hier kaufen. Das verkürzt die Zeit, die in die Trial-and-Error-Phase investiert werden muss und ermöglicht schnellere und aussagekräftige Resultate. Die Forschung hier ist also zielorientierter und beinhaltet weniger Grundlagenforschung.

Was unterscheidet den Alltag in Deutschland von dem in meiner Heimat?

Die Arbeitstage beginnen in der Regel früher als in Belgien und können somit auch früher enden, wenn man das möchte. In Belgien beginnen die Tage eher später (gegen 9 Uhr) und die wenigsten Kolleg*innen verlassen das Labor vor 18 Uhr. Außerdem werden in Deutschland viele Bereiche im Arbeitsalltag eher strenger reguliert und es wird sehr korrekt für Ordnung, Sicherheit und Arbeiterschutz gesorgt. Das hat seine Vor- und Nachteile.

Das habe ich hier in den ersten drei Tagen gelernt:

  • „Dafür nicht“ bedeutet „gern geschehen“.
  • Entgegen meinen Erwartungen ist die Fahrradinfrastruktur in deutschen Städten (zumindest in Braunschweig) besser ausgebaut, als es das Bild in den deutschen Medien erahnen ließ. Sowohl der öffentliche Nachverkehr als auch die Fahrradwege finden immer stärker ihre Wege in den autodominierten Innenstädten.
  • Für Läufer*innen eignen sich der Prinz-Albrecht-Park und das Naturschutzgebiet Riddagshausen perfekt, um noch schnell einen Nüchtern-Lauf, ein Intervall-Training oder ein Ausdauerlauf vor oder nach der Arbeit zu absolvieren – ganz abseits des Stadtverkehrs.

Die bisher größte Herausforderung während meines Aufenthaltes war …

… abends zeitig aus dem Labor zu kommen. Es gibt immer was zu tun und die vielen Möglichkeiten, die ich hier am Institut für Partikeltechnik habe, um zum Beispiel unterschiedliche Materialien in der Batterien-Anwendung zu testen, waren so unbegrenzt, dass es mir manchmal schwerfiel, mit der Arbeit aufzuhören.

Das nehme ich von hier mit nach Hause:

Viele wissenschaftliche Erkenntnisse, viele Erfahrungen und sehr viele schöne Andenken an interessante Gespräche und anregende sowohl über Fachthemen als auch weniger Fachliches. Der Austausch mit Kolleg*innen und der Mehrwert, der durch solch einen Aufenthalt geschaffen wird, sind prägend und brauchen meiner Meinung nach weder materielle noch immaterielle Souvenirs, um langfristig nachhaltig zu sein.

Gut zu wissen

Diesen Tipp möchte ich anderen internationalen Studierenden oder Wissenschaftler*innen geben, die einen Auslandsaufenthalt in Deutschland planen oder gerade absolvieren:

Beginnt früh mit der Suche nach einer Wohnung, vor allem, wenn es sich um einen kürzeren Aufenthalt handelt. Außer die Finanzierung eures Aufenthaltes erlaubt es euch, auch teurere Optionen von vornherein in Betracht zu ziehen.

Das sollte man meiner Meinung nach in Braunschweig/Deutschland unbedingt ausprobieren:

Radtouren in die Umgebung von Braunschweig habe ich trotz des winterlichen Wetters gerne unternommen. Foto: Max Larry/TU Braunschweig

… mit dem Rad in das Naturschutzgebiet Elm-Lappwald zu fahren. Eine echt schöne Region mit einigen wenig befahrenen Straßen, die einen schönen Blick auf den Harz bieten. Noch besser wäre es wahrscheinlich mit dem Rad bis in den Harz zu fahren (aber hier gebe ich keine Garantie, da mir die Erfahrungswerte fehlen).

Das möchte ich noch hinzufügen:

Ein herzliches Dankeschön an alle, die dazu beigetragen haben, dass mein Aufenthalt in Braunschweig so bereichernd geworden ist. Eure offene, zuvorkommende und hilfsbereite Art hat all die Erlebnisse und Erfahrungen erst möglich gemacht. Ihr seid der Grund, warum ich mich bereits jetzt auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen und eine mögliche Rückkehr nach Braunschweig sehr freue. „Heute ist nicht alle Tage – ich komm wieder, keine Frage!“