Neuer Direktor der Universitätsbibliothek Braunschweig Robert Strötgen übernimmt die Leitung
Ob Wissenschaftler*in oder Student*in – die Universitätsbibliothek mitten auf dem Campus kennt jede*r. Ab dem 1. November 2022 leitet Robert Strötgen als Direktor die Universitätsbibliothek (UB) der Technischen Universität Braunschweig. Als bisheriger stellvertretender Leiter und Leiter der Abteilung IT und forschungsnahe Services kennt er die UB bestens und verleiht der Digitalisierung einen weiteren Schub.
Als ITler und Quereinsteiger zum Direktor der Universitätsbibliothek: Nicht der klassische Weg führte Robert Strötgen an die Spitze der UB, sondern ein Fachstudium der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte und ein sich anschließendes Studium der Informationswissenschaft. Mit der Leitung der UB übernimmt Robert Strötgen ein gut bestelltes Feld. In den Bereichen Digitalisierung, Dienstleistungsorientierung und technologischer Wandel hat sich bereits unter der Leitung seiner Vorgängerin Katrin Stump, die im Mai als Generaldirektorin an die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek nach Dresden wechselte, viel bewegt.
„Robert Strötgen hat mit seiner beruflichen Qualifikation und seinen Visionen für die Weiterentwicklung unserer Universitätsbibliothek die besten Voraussetzungen, das Amt als Direktor zu übernehmen“, so die Präsidentin Prof. Angela Ittel. Als bisheriger Leiter der Abteilung IT und forschungsnahe Services bringt er die notwendigen Erfahrungen ein, um die Universitätsbibliothek weiterhin erfolgreich aufzustellen und insbesondere die Digitalisierungsstrategie der TU Braunschweig voranzutreiben.“
Digitalisierung verleiht Bibliothek neuen Schub
Der Aufgabenkosmos einer Universitätsbibliothek ist groß. Bereits jetzt sind die meisten Services IT-basiert und die IT spielt eine immer größere Rolle. „Essenziell ist für eine Bibliothek die Förderung von Open Science und die Gestaltung der Open-Access-Transformation“, so der neue Direktor. „Diese Umstellung des wissenschaftlichen Publikationswesens auf den unbeschränkten und kostenlosen Zugang zu wissenschaftlichen Informationen im Internet, ist die größte Herausforderung und das wichtigste Kernthema.“ Dazu stelle die UB einen Publikationsfonds zur Verfügung, der im Anschub u.a. durch DFG-Mittel und zunehmend durch die Umwidmung aus dem Medienerwerbungsbudget gespeist wird. „Zurzeit werden mehr als ein Drittel aller Publikationen an der TU Braunschweig Open Access publiziert, mit steigender Tendenz.“ Dieser Prozess hat bereits zu zahlreichen Umstellungen im Workflow der UB geführt, berichtet Strötgen. „Die reibungslosen Umstellungen konnten und können nur mit dem kompetenten und engagierten Team der UB gelingen, das die Veränderungen der letzten Jahre unterstützt und ermöglicht haben. Ich bin stolz auf die Mitarbeiter*innen der UB mit ihrer großen Bereitschaft, immer wieder kreative Lösungen zu entwickeln. Ohne ihre Mitgestaltung der Veränderungsprozesse und ihre Flexibilität wäre dies so nicht möglich,“ betont Strötgen.
Die Universitätsbibliothek versteht sich als Dienstleistungseinrichtung, so Strötgen. Als forschungsunterstützende Einrichtung agiert sie nah an der Forschung und Lehre und kann so passgenaue Angebote entwickeln. „Unsere Dienstleistungen sind selbstverständlich an den Bedürfnissen der Nutzer*innen ausgerichtet. Mein Studium der Informationswissenschaft, bei dem die Nutzer*innen im Mittelpunkt stehen, hat mich da sehr geprägt. Um Wissenschaftler*innen die bestmögliche Unterstützung bei ihrer Forschung zu bieten, sind wir sehr an Beteiligungsprozessen interessiert. Dazu steht das Team der UB auch im partizipativen Austausch mit unseren Wissenschaftler*innen.“
Ausbau des Forschungsdatenmanagements
Aber auch die UB als Lern- und Kommunikationsort für Studierende attraktiv zu erhalten und die benötigte Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, steht im Fokus der Aufgaben. Dafür sind in der Bibliothek beispielsweise fast 1.000 Lernplätze untergebracht
Als zentrale Universitätseinrichtung trägt die UB mit ihren Services stark zur Erreichung der Digitalisierungsstrategie der TU Braunschweig bei. So möchte der neue Direktor das Forschungsdatenmanagement mit dem Kompetenzzentrum TUBS.researchdata weiter ausbauen und engagiert sich für eine niedersächsische Landesinitiative und der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI). Darüber hinaus ist die UB in verschiedenen kooperativen Open-Source-Communities engagiert. Das Universitätsarchiv, Teil der UB, unterstützt aktuell die Einführung des Dokumentenmanagementsystems.
Außerdem werden die Services rund um Publikationsdaten und Forschungsinformation erweitert. „Zum Beispiel ermitteln wir Indikatoren, die zur Identifikation von neuen Forschungsthemen oder -kooperationen dienen“, sagt Strötgen. Weitere Kennzahlen zur wissenschaftlichen Leistung stellt die UB zum Beispiel bei Verbundvorhaben, Forschungsanträgen, Preisvergaben, aber auch für Berufungsverfahren zur Verfügung. Dazu bietet sie nicht nur Beratung an, sondern auch Interpretationshilfen.
Auch auf weitere strategische Ziele der TU Braunschweig zahlt die UB ein: „Bei Beschaffungen spielt das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle, bei unseren Services achten wir zunehmend auf Mehrsprachigkeit und bei der Literaturbeschaffung berücksichtigen wir verstärkt das Thema Diversität.“
Wie sieht die Zukunft der UB aus? „Ich möchte mit meinem Team weiterhin alle Angehörigen der Universität umfassend mit allen benötigten Informationen versorgen und die Bibliothek als Arbeitsort, insbesondere für Studierende, attraktiv halten“, formuliert Robert Strötgen seine zukünftigen Ziele als neuer Direktor der traditionsreichen Universitätsbibliothek, die im nächsten Jahr ihr 275-jähriges Bestehen feiert.
Vita
Robert Strötgen arbeitet als Sozial- und Wirtschaftshistoriker und Informationswissenschaftler seit gut 20 Jahren an der Schnittstelle zwischen Forschung und Informationsinfrastruktur. Zunächst entwickelte er beim Informationszentrum Sozialwissenschaften (GESIS) Software für Forschende, seither hat er bei verschiedenen universitären und außeruniversitären Forschungs- und Infrastruktureinrichtungen gearbeitet, unter anderem am Georg-Eckert-Institut in Braunschweig. Seit 2016 leitet er die Abteilung IT und forschungsnahe Services an der UB der TU Braunschweig, seit 2019 ist er stellvertretender Direktor. Er war Vorstandssprecher des Fachinformationsverbunds Internationale Beziehungen und Länderkunde und ist derzeit Vorstandsvorsitzender von Kitodo. Key to digital objects e.V. und Sprecher des Fachbeirats des Gemeinsamen Bibliotheksverbunds (GBV). Er ist bei CESAER Mitglied der Task Force Openness of Science & Technology.