„Multidisziplinäre Forschung mit großem gesellschaftlichem Nutzen“ Matthias Schiedel ist Professor am Institut für Medizinische und Pharmazeutische Chemie
Seit Juni 2023 ist Matthias Schiedel Professor an der Technischen Universität Braunschweig. Sein Interesse gilt der Entwicklung neuer Wirkstoffe für die Behandlung von entzündlichen Erkrankungen und Infektionen. Was er an Braunschweig schätzt und warum er sich vor allem auf die Wirkstoffentwicklung spezialisiert hat, berichtet er in seinen Antworten auf unseren Fragebogen.
Herr Prof. Schiedel, warum haben Sie sich für die TU Braunschweig entschieden?
Die TU Braunschweig bietet für meine Forschung auf dem Gebiet der Medizinischen und Pharmazeutischen Chemie ein sehr gutes fachliches Umfeld. Insbesondere im Bereich der Entwicklung neuer Antiinfektiva ist die TU Braunschweig durch ihren Forschungsschwerpunkt „Engineering for Health“ (ehem. „Infektionen und Wirkstoffe“) sowie die enge Vernetzung mit dem in Braunschweig ansässigen Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) herausragend aufgestellt.
Interessanterweise war Braunschweig auch die Stadt, in der ich im Jahr 2010 bei der Jahrestagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) erstmalig die Gelegenheit hatte, meine eigenen Arbeiten einem größeren Publikum präsentieren zu dürfen. Somit schließt sich durch meine Berufung an die TU Braunschweig gewissermaßen ein Kreis.
Wie würden Sie Ihre Arbeit einer fachfremden Person erklären?
Einer der Schwerpunkte meiner Forschung ist die Entwicklung molekularer Werkzeuge und Arzneistoffe für G-Protein-gekoppelte Rezeptoren (GPCRs). Diese Rezeptoren spielen eine wichtige Rolle für die Weiterleitung von Signalen und sind unter anderem an der Ausbildung von Licht-, Geruchs- und Geschmacksreizen beteiligt. Jedoch können GPCRs auch maßgeblich zur Entstehung von Erkrankungen beitragen und besitzen daher eine herausragende Bedeutung als Zielstrukturen für die Arzneistoffforschung. Anwendungsgebiete für die in meinem Arbeitskreis entwickelten Arzneistoffkandidaten und molekularen Werkzeuge liegen im Bereich der Diagnose und Behandlung entzündlicher Erkrankungen sowie der Entwicklung neuer Antiinfektiva.
Mit welchen Forschungsschwerpunkten und Projekten setzen Sie sich an der TU Braunschweig auseinander?
Durch den TU-Forschungsschwerpunkt „Engineering für Health“ sowie die enge Vernetzung mit dem HZI wird ein besonderer Fokus meiner geplanten Arbeiten auf der Entwicklung neuer Antiinfektiva liegen. Hier will ich mich unter anderem an der Fortführung von Kollaborationsprojekten mit dem HZI zur Entwicklung neuer Wirkstoffe für die Behandlung von Parasitenerkrankungen beteiligen, die bereits von meinem Vorgänger Prof. Conrad Kunick initiiert wurden. Die Weiterführung dieser bisher so erfolgreichen Zusammenarbeit freut mich ganz besonders, da ich bereits während meiner Promotion in Freiburg und meines Postdocs an der University of Oxford an Parasitenerkrankungen geforscht habe und so einen gewissen Erfahrungsschatz miteinbringen kann.
Was hat Sie dazu bewogen, in diesem Bereich zu forschen?
Schon im Pharmaziestudium haben mich ganz besonders die Inhalte der Medizinischen und Pharmazeutischen Chemie begeistert. Durch meine großartigen Betreuer bzw. Mentoren während der Promotion, meines Postdocs und der Zeit als Nachwuchsgruppenleiter hat sich in mir der Wunsch immer weiter verstärkt, der akademischen Forschung auf diesem Gebiet treu zu bleiben. Ganz besonders faszinierend bei der Forschung im Bereich der Wirkstoffentwicklung finde ich, dass sich hier hochinteressante multidisziplinäre Forschung mit einem großen gesellschaftlichen Nutzen der Arbeit verbinden lässt. Auf dem Gebiet der Entwicklung neuer Antiinfektiva besitzt die akademische Forschung meiner Ansicht nach einen ganz besonderen Stellenwert, da sich weite Teile der Pharmaindustrie aus wirtschaftlichen Gründen kaum noch auf diesem Feld einbringen.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten aus?
Lehre, Forschung, Administratives.
Vielen Dank!