Mit Elektrifizierung von Fahrzeugen die Energiewende voranbringen! Fragen an Professor Michael Terörde
Professor Michael Terörde baut seit 1. August 2022 den neuen Lehrstuhl für Mobile Elektrische Energiesysteme am Institut für Elektromagnetische Verträglichkeit auf. Dabei steht die Entwicklung neuer Konzepte für Bordnetze im Vordergrund, um eine Reduzierung von Schadstoffemissionen im Mobilitätssektor zu erreichen.
Professor Terörde, sind Sie gut an der TU Braunschweig angekommen?
Im August 2022 wurde ich herzlich von der Fakultät begrüßt und aufgenommen. Schon vor meinem Amtsantritt durfte ich einige Kolleg*innen kennenlernen, da sie mich bei der Erstellung eines Forschungsantrags berücksichtigt haben. Zudem wurde ich bereits in bestehende Vorlesungsmodule eingebunden und konnte so erste Kontakte zu Studierenden aufbauen. Da die Professur für Mobile Elektrische Energiesysteme gänzlich neu ist, habe ich noch keine eigenen Mitarbeiter*innen oder Laborräume. Die Kolleg*innen der fachnahen Institute ermöglichen mir aber Zugang zu beiden, was den Einstieg enorm erleichtert. Ich bin daher gut hier angekommen und dankbar für die Unterstützung.
Warum haben Sie sich für die TU Braunschweig entschieden?
Mein Doktorvater und ein ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter-Kollege hatten mich auf das Exzellenzcluster Nachhaltiges Energieeffizientes Fliegen (Sustainable and Energy-Efficient Aviation – SE2A) und auf die Ausschreibung der neuen Professur für Mobile Elektrische Energiesysteme hingewiesen und ermutigten mich, mich zu bewerben. Die Möglichkeit einen Lehrstuhl von Grund auf neu aufzubauen ist eine große Herausforderung und gleichzeitig die Chance selbst viel zu gestalten. Solch eine Chance zur Selbstverwirklichung musste ich einfach nutzen.
Die TU Braunschweig hat für mich als Ingenieur durch die vielen renommierten Institute im Energietechnikbereich und der ausgezeichneten Ausstattung natürlich einen besonderen Reiz. Ein weiterer Pluspunkt war der Umzug von Berlin nach Braunschweig, der mich der Heimat näherbrachte, da ich ursprünglich aus Niedersachsen, nämlich aus Friesland, stamme.
Womit genau beschäftigen Sie sich in Ihrer Forschung?
Zur Energiewende gehört auch die Verkehrswende, die als Ziel hat, den Mobilitätssektor umweltfreundlicher zu gestalten. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Elektrifizierung. Hier setzt meine Forschung an und konzentriert sich auf Bordnetze von unterschiedlichen Fahrzeugtypen wie Flugzeugen, Schiffen, Satelliten und Automobilen.
Aufgrund meiner wissenschaftlichen Vorerfahrungen mit Flugzeugbordnetzen und der für 2023 geplanten Teilnahme am Exzellenzcluster SE2A wird der erste Forschungsschwerpunkt auf Optimierungsmöglichkeiten der elektrischen Energieversorgung von zukünftigen Flugzeugen liegen. Die Reduzierung von Schadstoffemissionen soll durch die Nutzung von bspw. Batterien, Brennstoffzellen, supraleitenden Systemen und/oder nachhaltigen Luftfahrttreibstoff erreicht werden. Hier gibt es noch sehr viel Forschungsbedarf, auch gerade wie die neuen Komponenten in das Bordnetz integriert werden und in einer Gesamtbetrachtung zu Einsparungen führen können.
Was hat Sie dazu bewogen, in diesem Bereich zu forschen?
Bereits vor meinem Studium hatte ich eine Neigung zur Elektrotechnik. In meinem ersten Diplomstudium Wirtschaftsingenieurwesen habe ich dann die Energietechnik für mich entdeckt. Die erneuerbaren Energien waren damals noch recht wenig verbreitet, faszinierten mich aber. Deshalb habe ich ein zusätzliches Masterstudium im Bereich regenerativer Energiesysteme abgeschlossen.
Meine Fachpraktika habe ich beim Flugzeughersteller Airbus absolviert und später als wissenschaftlicher Mitarbeiter viele Forschungsprojekte gemeinsam mit Airbus durchgeführt. Darüber hinaus war ich als technischer Offizier in einem Geschwader verantwortlich für die technische Einsatzbereitschaft von Flugzeugen der Bundeswehr.
Die neue Professur erlaubt es mir die Themen Energietechnik, Mobilität und Flugzeuge zu verknüpfen und somit einen Beitrag zur Energiewende zu leisten.
Was waren die prägendsten Erlebnisse in Ihrem wissenschaftlichen Werdegang?
Während meines Studiums hatte ich die großartige Gelegenheit auf einen mehrmonatigen Aufenthalt an der McGill University in Montreal, Kanada, und die Chance, meine Abschlussarbeit am Dartmouth College in New Hampshire im Themenfeld Energietechnik zu schreiben. Die Forschung an ausländischen Universitäten, das Erleben anderer Kulturen und das Zurechtfinden in anderen Ländern haben mich nachhaltig positiv geprägt. Auch jetzt noch profitiere ich von den damaligen Kontakten, woraus sich auch Freundschaften ergeben haben. Die TU Braunschweig möchte die Internationalisierung vorantreiben. Da ich es selbst erlebt habe, als Fremdsprachler an einer Uni zu sein ohne vorherige Kenntnisse der kulturellen Feinheiten, kann ich mich gut in die Lage ausländischer Studierende an der TU Braunschweig hineinversetzen und möchte meinen Beitrag durch gezielte Hilfestellungen, z.B. als Mentor, durch den Aufbau internationaler Kooperationen mit ausländischen Hochschulen und durch das Anbieten von englischsprachigen Modulen, leisten.
Was macht für Sie gute Lehre aus?
Anders als ich es selbst noch oft erlebt habe, wird die klassische 90-minütige Vorlesung, bei der Studierende oft nur die Rolle des Fragenstellers haben, zum Auslaufmodell. Wichtig für mich sind die Versuche, die studentische Mitarbeit aktiv zu fördern. Dabei muss ich mich selbst noch ausprobieren und plane, meine Lehrveranstaltungen mit Quizfragen, Gruppenarbeiten und interaktiver Beteiligung anregend zu gestalten. Interessant finde ich Ansätze wie die Portfoliomethode, bei der Studierende nach jeder Lernveranstaltung eine Reflexion verfassen und Fallstudien in Teams bearbeiten. Dadurch soll ein kontinuierliches Lernen erreicht werden und das Bulimie-Lernen vor der Prüfungsphase entfällt. Die TU Braunschweig fördert das Ausprobieren neuer Lehrmethoden über den Bereich Lehre und Medienbildung, dessen Seminare und Workshops ich bereits in Anspruch genommen habe.
Was möchten Sie Studierenden mit auf den Weg geben?
Das Themenfeld Energietechnik gilt zwar als schwieriges Studienfach, aber die derzeitige Situation rund um Klimawandel, Energiewende und die damit einhergehende Forderung nach einer energieeffizienten Stromversorgung führt zu einem hohen Bedarf an entsprechend ausgebildeten Ingenieur*innen. Hier ist noch viel zu tun, und die Sinnfrage, warum hier geforscht wird, stellt sich kaum, weil jeder um die gesellschaftliche Relevanz weiß.
Als Berufseinsteiger ist es wünschenswert, nicht nur Fachwissen mitzubringen, sondern auch Projekterfahrung und eine gewisse Charakterstärke. Deshalb sollten Studierende Chancen nutzen, sich bei Instituten als wissenschaftliche Hilfskräfte zu engagieren und nach Möglichkeit einige Zeit im Ausland verbringen, sei es im Rahmen von Auslandssemestern, Praktika oder beim Anfertigen der Abschlussarbeit an einer ausländischen Hochschule. Mein Tipp: Sprechen Sie die Lehrenden einfach an, ob diese solch eine Möglichkeit bieten und unterstützen würden.