2. Mai 2024 | Magazin:

MINT-Forschung, die fasziniert Forschungsclub changING regio: Schülerinnen experimentierten zu nachhaltiger Luftfahrt

Experimente im Windkanal, Fliegen im Flugsimulator und eine Cutebot-Challenge: Für die 18 Schülerinnen des Forschungsclubs changING regio im Exzellenzcluster SE²A –  Sustainable and Energy-Efficient Aviation – der TU Braunschweig drehte sich in vier intensiven Tagen alles um Technik, Naturwissenschaften und die Welt der nachhaltigen Luftfahrtforschung.

„Was wir hier gelernt und wie wir experimentiert haben, ist nicht zu vergleichen mit dem Physik-Unterricht in der Schule“, resümiert die Schülerin Alina Foege, die nach dem Abitur Mathematik studieren möchte. „Die Aufgaben sind anspruchsvoller, werden intensiver bearbeitet und haben mehr Bezug zur Praxis. Ich würde mir wünschen, öfter zur TU Braunschweig fahren zu können, um weitere Einblicke zu bekommen.“

At the Institute of Mechanics and Adaptronics, the students learned how 3D printers work. They also learned about the potential applications in research, for example influencing the flow on aircraft wings. Photo credit: Ahmet Nassef/TU Braunschweig

One of the highlights of the programme for many students: take-off, flight and landing in the cockpit simulator at the Institute of Flight Guidance. Photo credit: Ahmet Nassef/TU Braunschweig

A shared interest in STEM subjects: 18 schoolgirls from changING regio were invited by the changING team to spend four days researching at TU Braunschweig. Photo credits: Ahmet Nassef/TU Braunschweig

At the Institute of Aircraft Design and Lightweight Construction, the students designed a lightweight, stable package that can withstand a drop of a raw egg from a height of ten metres. Photo credits: Ahmet Nassef/TU Braunschweig

Das Treffen in Braunschweig war zugleich das Highlight des hybriden Formats changING regio, das erstmals zusätzlich zum erfolgreichen Forschungsclub changING durchgeführt wurde. Seit Februar hatten sich die Schülerinnen einmal die Woche online getroffen, um zu experimentieren und mehr über die Arbeitswelt von Ingenieur*innen und Forscher*innen zu erfahren.

Die 18 Schülerinnen der Klassen 11 und 12 aus der Region zwischen Schöppenstedt und Osnabrück, Bad Harzburg und Lüneburg sind bis zum Abschluss dran geblieben. Und alle sind der Einladung nach Braunschweig gefolgt, um die Institute, das changING-Team und einander persönlich kennenzulernen.  Begleitet wurden sie dabei von Studentinnen und Doktorandinnen, die nicht nur Wissenswertes über das Studium an der TU Braunschweig berichten konnten, sondern auch Rollenvorbilder sind.

Fachwissen, das im Gedächtnis bleibt

Dr. Anne Geese, Dr. Dina Al-Kharabsheh und Tessa Horenburger von der Abteilung Physikdidaktik der TU Braunschweig hatten gemeinsam mit den am Exzellenzcluster beteiligten Instituten und deren wissenschaftliche Mitarbeiter*innen für die Schülerinnen ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt: Laborbesuche, Experimente, Austausch mit Forschenden, Gespräche mit Wissenschaftler*innen und einen Workshop über Selbstwirksamkeit.

„Mich hat das CircularLab der Battery LabFactory Braunschweig am Forschungsflughafen begeistert, wo untersucht wird, wie Lithium-Ionen-Batterien recycelt werden“, sagt die Schülerin Luise Lange. „Was wir dort an Wissen vermittelt bekommen haben, werde ich nicht vergessen.“ Die Berufsberatung in ihrer Schule hatte den Tipp gegeben, alle Angebote zu nutzen, die sich bieten. „Als ich den changING-Flyer las, habe ich mich gleich angemeldet. Obwohl ich Sport als Schwerpunkt habe, fand ich das Programm spannend und wollte unbedingt dabei sein.“

Ungebremste Experimentierfreude

Die Begeisterung der Schülerinnen am Experimentieren war nicht zu bremsen. Selbst am Abend in der Jugendherberge, wo die Mädchen untergebracht waren, wurde in lockerer Runde am Laptop gearbeitet, um den Cutebot, einen mikrocontrollergesteuerten Roboter, für einen Wettbewerb auf der Fläche für autonomes Fahren am Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) zu programmieren.

Dass im Forschungsclub changING regio ausschließlich Mädchen experimentieren konnten, stieß auf breite Zustimmung bei den Schülerinnen. Der Austausch sei offener, niemand dränge sich vor oder müsse sich beweisen, es werde mehr nachgefragt als im Unterricht in gemischter Gruppe, die Atmosphäre sei entspannter, so die Erfahrungen der Teilnehmerinnen.

Die gemeinsame Zeit an der TU Braunschweig, auch da sind sich die Schülerinnen einig, habe die Bindung in der Gruppe spürbar gestärkt. Nicht wenige Mädchen hatten sich beispielsweise ohne eine Freundin für den Forschungsclub angemeldet – und dann die Erfahrung gemacht, dass sie mit ihrem Interesse an Mathe, Physik, Informatik oder Technik nicht allein dastehen. „Die Themen rund um die Physik faszinieren mich, auch das Fliegen im Flugsimulator hat mich gereizt. Vor der Anmeldung habe ich zwar kurz gezögert. Dann bin ich über meinen Schatten gesprungen. Das war eine sehr gute Entscheidung“, sagt die Schülerin Mayra Schmuda von Trzebiatowski rückblickend.

Erfahrung und Expertise mit jungen Forscher*innen

„Das Angebot ist eine große Chance, die wir zum Glück ergriffen haben“, bestätigt Enya-Alia Palmigiani, die eigentlich Tiermedizin studieren möchte. „Der Forschungsclub hat die Berufswahl jetzt schwieriger gemacht“, sagt sie und lacht. „Die Experimente, beispielsweise im Windkanal, und die Eindrücke aus den Instituten haben mir bestätigt, wie cool Physik ist. Vielleicht muss ich meinen Berufswunsch doch noch mal überdenken.“

Gefördert wird changING regio vom Exzellenzclusters SE²A im Bereich Gleichstellung. Die Forschenden der Abteilung Physikdidaktik begleiten das Projekt wissenschaftlich. „Wir haben bereits sehr viel Erfahrung und Expertise mit dem Forschungsclub changING und auch mit diesem Pilotprojekt gesammelt“, sagt Dr. Anne Geese. „Wir haben verschiedene Formate entwickelt und getestet. Wir wissen, wie wir junge Menschen in Braunschweig, in der Region und in Niedersachsen erfolgreich ansprechen, ihnen die Chancen eines MINT-Studiums vermitteln und ihren Forscher*innengeist wecken können.“