„Kein Fleißbienchen, kein Grund zum Ausruhen“ Der Krisenstab tagt heute zum 100sten Mal
Es gibt bestimmt nicht viele Gremien in der 275-jährigen Geschichte der TU Braunschweig, die es innerhalb von nur gut sechs Monaten auf ganze einhundert Sitzungen gebracht haben. Mit dem Beginn der Covid-19-Pandemie in Deutschland wurde der Krisenstab am 3. März dieses Jahres eingerichtet. Seitdem hat er sich heute genau 100 Mal getroffen.
Richtlinien und Erlasse von Bund und Land auf die Bedeutung für den Universitätsbetrieb zu durchleuchten und entsprechend umzusetzen, ist keine einfache Aufgabe. Unzählige Beschlüsse mussten im Krisenstab vorbereitet und vom Präsidium getroffen werden, damit die Carolo-Wilhelmina ihren Betrieb an die jeweils aktuelle, pandemiebedingte Situation anpassen konnte. Gerade zu Beginn hat der Krisenstab wichtige Grundlagen geschaffen: Der Pandemieplan war anzupassen, die Hygienekonzepte aufzustellen und Meldeketten zu definieren. „Ganz wesentlich für unsere Handlungsfähigkeit war und ist der Stufenplan, mit dem wir den Rahmen für alle weiteren Maßnahmen gesteckt haben“, sagt Dietmar Smyrek, der als Hauptberuflicher Vizepräsident den Krisenstab leitet. „Mit ihm konnten wir den ‚massiv eingeschränkten Betrieb‘ einleiten. Mobiles Arbeiten wurde aufgrund dieses Stufenplans temporär zur Regel, ebenso wie die Rückkehr in den derzeitigen „eingeschränkten Betrieb“. Wir konnten Gebäude schließen und Sicherheitsmaßnahmen für die empfindlichen Geräte und Infrastrukturen treffen.
Entscheiden und kommunizieren
Auch die Kommunikation der Maßnahmen ist Sache des Krisenstabs: Von den anfangs täglichen Mailings an alle Führungskräfte über mehrere Telefon-Hotlines bis zu den Corona-Updates in der „Woche“. Dann sind da noch die Webseiten für Beschäftigte, Studierende und die Öffentlichkeit, die vom Betriebsärztlichen Dienst, der Personalabteilung und der Abteilung Studium und Lehre veröffentlicht werden.
Überhaupt – Studium und Lehre: „Unser Ziel ist es, dass alle Studierenden ihre Curricula absolvieren und die Prüfungsleistungen erbringen können“, erklärt Professor Knut Baumann, Vizepräsident für Studium und Lehre. „Das heißt, dass wir neben den zahlreichen Online-Formaten die Veranstaltungen, die unbedingt in Präsenz durchgeführt werden müssen, möglich machen. Ich bin begeistert, wie gut die Präsenzlehrveranstaltungen und Prüfungen bei allen Einschränkungen klappen. Das ist vor allem dem unaufgeregten und disziplinierten Verhalten der Lehrenden und Studierenden sowie der Kolleginnen und Kollegen in Technik und Verwaltung, in der Zentrale und den Instituten und Einrichtungen, zu verdanken.
Insbesondere die Geschäftsbereiche Personal, Recht und Studium und Gebäudemanagement sowie das Gauß-IT-Zentrum und die Universitätsbibliothek sind daher ständig durch die jeweilige Leitung im Krisenstab vertreten. Alle Fäden laufen in der Stabsstelle Arbeitssicherheit zusammen, und der Betriebsärztliche Dienst prüft sämtliche Sicherheitsmaßnahmen mit medizinischem Sachverstand. Neben der Personalratsvorsitzenden ist auch der Schwerbehindertenbeauftragte ständiges Mitglied. Zur Information berät und berichtet die Stabsstelle Presse und Kommunikation.
Unzählige Einzelanträge wurden inzwischen vom Krisenstab behandelt, etliche Antragsteller*innen persönlich angehört.
Sicherheit und Vertrauen
„Oft werden wir gefragt, warum wir nicht wie die Schulen wieder in den Präsenzbetrieb übergehen können“, sagt Dietmar Smyrek. „Universitäten sind aber erheblich komplexer als Schulen! Eine große Zahl von hoch mobilen Studierenden und Beschäftigten verteilt sich im Normalbetrieb auf etliche unserer 190 Gebäude. Dabei sind ständig wechselnde Gruppen ein idealer Nährboden für das Virus.“ In den USA sind die Zahlen der COVID-19-Erkrankten an Universitäten zu Beginn des Semesters sprunghaft gestiegen – das wollen wir auf jeden Fall vermeiden. Wir wollen für Sicherheit und Vertrauen auf dem Campus sorgen und dazu beitragen, dass auch unsere Stadt und Region möglichst sicher bleiben.“ An der TU Braunschweig gibt es bislang nur sehr wenige Infektionen, oder wie es Martin Bollmeier, Leiter der Stabsstelle Arbeitssicherheit, ausdrückt: „Bis jetzt sind wir mit einem dicken blauen Auge davongekommen“.
Und das soll auch so bleiben. „Der Krisenstab möchte kein Fleißbienchen für 100 Sitzungen“, sagt Präsidentin Anke Kaysser-Pyzalla. „Doch ich nehme die runde Zahl gern zum Anlass, allen Mitgliedern herzlich für Ihr Engagement und die maßvollen und weitsichtigen Beschlüsse zu danken. Die Maßnahmen, die wir umsetzen müssen, sind nicht immer beliebt. Umso wichtiger ist es, dass der Krisenstab transparent und begründet handelt und standhaft bleibt, damit wir alle gesund bleiben, unsere Abläufe in Forschung und Lehre weiter funktionieren können und wir die Krise so schnell wie möglich überwinden. Allen Mitgliedern unserer Universität danke ich für ihr Verständnis, ihre Disziplin und Geduld.“