Interdisziplinärer Masterstudiengang „Nachhaltige Energietechnik“ Experten und Expertinnen für Energiewende: Maschinenbau, Chemie, Elektrotechnik und Wirtschaftswissenschaften bieten gemeinsamen Studiengang an
Der interdisziplinäre Masterstudiengang Nachhaltige Energietechnik (NET) startet im Wintersemester 2017/18 an der TU Braunschweig. Der Studiengang deckt nicht nur die Energieerzeugung, sondern die ganze Kette von der Erzeugung über den Transport bis zum Einsatz von Energie ab. Prof. Ulrike Krewer, Leiterin des Instituts für Energie- und Systemverfahrenstechnik, berichtet im Gespräch mit Elke Hennig aus der Fakultät für Maschinenbau, was Studierende in diesem Studiengang erwartet.
Warum bietet die TU Braunschweig diesen neuen Studiengang an?
Die Energiewende ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Für ihr Gelingen benötigen wir sehr gut und interdisziplinär ausgebildete, kreative Ingenieurinnen und Ingenieure – ganz klar eine Aufgabe der TU Braunschweig. Wir sind hier exzellent aufgestellt, denn viele Professorinnen und Professoren arbeiten in den Zentren, wie der Battery Labfactory Braunschweig, dem Energieforschungsknoten Braunschweig sowie den Niedersächsischen Forschungszentren für Luftfahrt und Fahrzeugtechnik, bereits seit Jahren interdisziplinär zusammen an Energiethemen. Dabei berücksichtigen wir das Gebot der Nachhaltigkeit und bedenken Energiebereitstellung, -transport und Verbrauch in ihrem Zusammenspiel und in ihrer Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft. Unser neuer Studiengang Nachhaltige Energietechnik greift diesen fächerübergreifenden Ansatz auch für das Studium auf, indem wir als Fakultät für Maschinenbau nun auch zusammen mit unseren Kolleginnen und Kollegen in der Chemie, Elektrotechnik und Wirtschaftswissenschaften lehren.
Was macht den Studiengang an der TU Braunschweig besonders?
Im Studiengang Nachhaltige Energietechnik wird nicht nur die Energieerzeugung, sondern die ganze Kette von der Erzeugung über den Transport bis zum Einsatz von Energie abgedeckt. Das Portfolio reicht von Oberflächenreaktionen in Batterien über die Anbindung an Hochspannungsnetze bis zu nachhaltigen, energieeffizienten Produktionsmethoden. Die Studierenden dürfen in diese Themen frei reinschnuppern, fokussieren sich aber auch auf einen fachlichen Kernbereich, in dem sie dann Expertinnen und Experten werden.
Ein Schwerpunkt unseres Studiengangs ist der nachhaltige Einsatz von Energie und Ressourcen, ein Eckpfeiler einer nachhaltigen Energiewirtschaft. Weiterhin stellen wir die Ausbildung unserer Studierenden auf ein breites fachliches Fundament, indem wir neben technischen Themen auch wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen betrachten. Diese Dualität zwischen regenerativen Energietechnologien einerseits und Grundprinzipien der Nachhaltigkeit andererseits haben wir in den Pflichtfächern fest verankert.
Welche Schwerpunkte setzt der Lehrplan?
Das Curriculum ist geprägt von den vier genannten Partnern, dem Maschinenbau, der Chemie, der Elektrotechnik und den Wirtschaftswissenschaften, die ihre Expertisen einbringen. Im Pflichtbereich erlernen alle Studierenden die Prinzipien der Nutzung und Wandlung regenerativer Energien und die Grundpfeiler der Nachhaltigkeit durch Lebenszyklus-Analyse und erhalten einen Einblick in energierechtliche und wirtschaftliche Fragestellungen.
Die Studierenden wählen dann einen Vertiefungsbereich je nach Interessenslage: In der Vertiefung (Elektro-) Chemische Energietechnik stehen Batterien, Brennstoffzellen und Verbrennung im Fokus. In der Vertiefung Physikalische Energietechnik sind die erneuerbaren Energien Wind, Wasser und Sonne sowie der Bereich Energienetze zusammengefasst. Die Vertiefung Energie- und ressourceneffiziente Prozesse beinhaltet den effizienten Einsatz von Energie und Ressourcen in der industriellen Produktion. Daneben bietet ein Wahlbereich aus allen Energie-relevanten, aber auch nichttechnischen Fächern den Studierenden die Möglichkeit, über den Tellerrand zu schauen und eigene Schwerpunkte zu setzen.
Welche Voraussetzungen müssen Bewerberinnen und Bewerber mitbringen? Für wen eignet sich der Studiengang besonders?
Wir möchten Studierende ansprechen, die über den Tellerrand schauen und Spaß an interdisziplinärer Arbeit haben. Der Masterstudiengang ist für Studierende des Maschinenbaus mit Grundkenntnissen der Energie- und Verfahrenstechnik und Chemieingenieurinnen und -ingenieure ebenso geeignet wie für Studierende der Elektrotechnik und der Chemie. Besonders attraktiv ist er auch für die bereits interdisziplinär aufgestellten Wirtschaftsingenieurinnen und -ingenieure. Aber auch verwandte naturwissenschaftliche und technische Studiengänge kommen in Betracht. Bei der Zulassung prüfen wir, ob Grundkenntnisse in Mathematik und Thermodynamik sowie in zwei weiteren für den Studiengang essenziellen Bereichen (z. B. Chemie, Elektrotechnik oder Wärme- und Stoffübertragung) vorliegen; die dann noch fehlenden Grundkenntnisse, um den Vorlesungen aus den anderen Fakultäten folgen zu können, erarbeiten sich die Studierenden in einem speziell auf ihre Vorkenntnisse zugeschnittenen Aufbaubereich.
Wie schätzen Sie die Berufsaussichten für Ingenieurinnen und Ingenieure im Bereich Nachhaltige Energietechnik ein? Was sind typische Berufsfelder?
Momentan ist im Bereich der Energieversorgung viel in Bewegung, und Nachhaltigkeit ist der Schlüssel für eine gelungene Energiewende. Daher sind die beruflichen Aussichten sehr gut. Unsere Absolventen und Absolventinnen können klassische Energieversorger bei der Transition von konventioneller, fossiler Energieerzeugung zu nachhaltigen Technologien und Energiedienstleistungen unterstützen. Bei uns in der Region ist sicher auch die nachhaltige, emissionsarme Energiewandlung in Fahrzeugen und Flugzeugen zu nennen; hier können die Absolventinnen und Absolventen sich in die Entwicklung dieser Technologien, in die Produktion, aber auch in Vertrieb und wirtschaftliche Konzepte einbringen. Weitere Berufsfelder sind die universitäre Forschung, die an Technologien der nächsten Generation forscht, aber auch die Politik- und Unternehmensberatung.
Die interdisziplinäre Ausbildung und unterschiedliche fachliche Herkunft der Studierenden ist ein zentrales Element dieses Studiengangs. Wo sehen Sie besondere Herausforderungen oder Chancen für Studierende und in der Lehre?
Der interdisziplinäre Masterstudiengang bietet hervorragende Gelegenheiten, Ideen auszutauschen und gemeinsam neue Konzepte zu diskutieren. Das ist gleichzeitig eine gute Vorbereitung auf die Arbeitswelt, in der interdisziplinäre Teams immer wichtiger werden. Sicherlich entstehen aus dem interdisziplinären Ansatz auf fachlicher Seite einige Herausforderungen für die Studierenden. Aber darauf sind wir vorbereitet und unterstützen mit einem vielfältigen Beratungsangebot.
Was wünschen Sie sich für den Semesterstart?
Ich wünsche mir, dass wir viele motivierte junge Menschen in unserem Studiengang begrüßen dürfen.