Von VR Escape Room bis Weltraumforschung Der Tag der Informatik zeigt, was im Informatikstudium steckt
Rund 500 Schülerinnen und Schüler ab Jahrgangsstufe 10 erlebten am Tag der Informatik den Facettenreichtum des Informatikstudiums an der Technischen Universität Braunschweig. Dabei lernten sie nicht nur Roboter, Virtual Reality und Computer für den Weltraum kennen, sondern auch die Forschenden und Studierenden.
Um alle zu erreichen, wird die Begrüßung von Professorin Ina Schaefer zeitgleich in einen zweiten Hörsaal übertragen. Trotzdem gibt es deutlich mehr Menschen als Sitzplätze. Das Interesse an einem Informatikstudium an der TU Braunschweig scheint hoch und spiegelt sich im Geräuschpegel: Trotz hunderter Schülerinnen und Schüler herrscht eine aufmerksame Stille. Was Informatik so attraktiv macht, zeigt Professorin Schaefer: „Zwei Drittel aller Branchen brauchen informatikaffine Fachkräfte und zahlen dafür hohe Einstiegsgehälter. Vor allem macht Informatik aber Spaß. Alle, die gerne strukturiertes Denken und Kreativität verbinden wollen, finden bei uns den passenden Studiengang.“
Music Tinder und KI für Computertomographen
Der Tag der Informatik besteht aus kurzen Vorträgen und Informationsständen. So stellen im begrünten Atrium Informatikstudierende ihre Projekte vor. Viele entstanden davon im Softwareentwicklungspraktikum (SEP), einer praxisorientierten Programmieraufgabe im Bachelorstudium. Eines dieser Projekte ist „Music Tinder“, eine App, die den individuellen Musikgeschmack beliefert. „Man wischt einfach nach links oder rechts und wertet so verschiedenste Musikvorschläge. Danach nutzt die App Parameter wie das Tempo der Lieder, um etwa Tanzfreudige mit den passenden Klängen zu versorgen“, so Mitentwickler Timon Horlboge.
In einem medizinisch orientierten SEP lernten Studierende eine KI an, die ein simples Computerspiel möglichst effizient gewinnen sollte. Die dadurch generierten Algorithmen sollen dann später Computertomographen helfen, in Zellen injizierte Eisenpartikel zu steuern. Diese Partikel könnten schließlich die Krebsdiagnose präzisieren oder gar gezielt Krebszellen bekämpfen. „Als Mensch ist es unmöglich, so viele Teilchen gleichzeitig zu kontrollieren, dafür brauchen wir Künstliche Intelligenz“, so Dominik Krupke, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Projekt assistiert.
Robotik-Forschungsprojekte im Bachelorstudium
In einem Seminarraum ist der Boden mit zwei Quadraten aus Kreppband markiert. Auf einem Tisch stapelt sich Computerzubehör, in der Mitte liegt eine riesige VR-Brille. „Das ist eine VR-Demo, in der man Aufgaben in einem Labyrinth löst“, erklärt Peter Kramer. „Mein persönliches Interesse liegt vor allem in der Bildgenerierung. Ich lerne hier, wie Computeranimationen für Bilder, Filme und Videospiele verbessert werden können.“
Im Untergeschoss bewegen sich die Roboterarme des Instituts für Robotik und Prozessinformatik (IRP). Die Steuerung beherrschen die Schülerinnen und Schüler schnell. „Roboter werden immer anschaulicher“, eröffnet Doktorant Heiko Donat. „Auch komplexe Anforderungen sollen möglichst intuitiv an die Roboter übermittelt werden, etwa durch direktes Berühren. Die umfangreichen Berechnungen laufen dann im Hintergrund.“ Das Besondere am Informatikstudium an der TU Braunschweig: „Die Studierenden können sich bereits im Bachelorstudium in Forschungsprojekte der Robotik einbringen.“
Industrie 4.0, Satellitencomputer und Smart Homes
Während die Schülerinnen und Schüler von Stand zu Stand strömen, sind in zwei Hörsälen insgesamt 14 Vorträge. Hier zeigen sich die vielen Schnittstellen des Studiengangs. Dass etwa Informatik und Arbeitsmarkt besonders eng zusammenhängen, präsentiert Dr. Patrick Helmholz. Immer mehr Unternehmen existieren in erster Linie in der digitalen Welt. So vermietet etwa airbnb Wohnungen, ohne selbst eine einzige zu besitzen und Facebook ist das größte Medienunternehmen der Welt, ohne selbst Inhalte zu produzieren. Das Credo: „Wirtschaftsinformatik schafft Wert aus Informationstechnik.“
Im zweiten Hörsaal packt Professor Harald Michalik eine Kopie des Instrumentenrechners aus, der gerade mit der Raumsonde Solar Orbiter auf dem Weg zur Sonne ist. Was müssen Computer für Satelliten können und aushalten? „Im Weltraum kommt selten jemand vorbei. Wichtig ist also, dass wir Systeme entwickeln, die auch unter extremen Bedingungen jahrelang zuverlässig arbeiten“, betont Professor Michalik. Neben den Reisestrapazen eines Raketenflugs ist im Weltraum vor allem die Strahlung durch geladene Partikel eine Herausforderung für die Elektronik.
Mehr als drei Viertel der Menschheit werden in Zukunft in Städten leben. Um langfristig Lebensqualität, Nachhaltigkeit und Sicherheit zu garantieren, arbeitet die Informatik an der Stadt der Zukunft mit. Im Vortrag stellt Dr. Harald Schrom dar, wie an der Schnittstelle von Informatik und Elektrotechnik Smart Homes entstehen. In den Forschungswohnungen der TU Braunschweig testen Studierende die neuen intelligenten Häuser – und zahlen dafür keine Miete.
Den Kopf voll mit Möglichkeiten
Selbst wenn am Tag der Informatik nur ein Bruchteil der vielen Themen aufgenommen werden kann, ergibt sich ein Bild zu dem Wort, dass sonst so sehr nach sonnenarmen Computerarbeitsplätzen klingt: Informatikstudium an der TU Braunschweig vereint Themenvielfalt, Innovation und zahllose Anwendungsmöglichkeiten.