Im Portrait: Professorin Anke Kaysser-Pyzalla ... die designierte Präsidentin der TU Braunschweig
Senat und Hochschulrat der Technischen Universität haben heute, am 14. Dezember 2016, dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) Professorin Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla als künftige Präsidentin der Carolo-Wilhelmina vorgeschlagen. Sie leitet seit 2008 das Helmholtz-Zentrum Berlin. Wenn das Ministerium positiv entscheidet, kann sie zum 1. April 2017 ihr Amt antreten.
Nähere Angaben zur Vita der designierten Präsidentin und zum Verfahren finden sich in unserer Pressemitteilung.
Professorin Anke Kaysser-Pyzalla hat die Universität als Gutachterin in etlichen wissenschaftlichen Auswahlprozessen kennengelernt – unter anderem als Vorsitzende des Komitees zur Begutachtung von Bottom-up-Projekten der Niedersächsischen Technischen Hochschule durch die Wissenschaftliche Kommission Niedersachsen. Hier begegnete sie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Carolo-Wilhelmina und erhielt einen Einblick in die Schwerpunkte und die Strategie der Universität. „Dabei ist mir mehrfach aufgefallen, dass die Universität fachlich sehr gut aufgestellt ist. Die Sprecher, die dort auftraten, waren durchweg engagiert. Mehr noch – sie haben ein stimmiges Bild von ihrer Einrichtung vermittelt. Man konnte sehen, dass sie sich mit ihrer Universität identifizieren“, sagt die Materialwissenschaftlerin. Sie fügt hinzu: „Das ist in solchen Verfahren durchaus nicht selbstverständlich.“
Am Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) ist sie die Chefin von etwa 1.100 Beschäftigten. 40 Prozent davon sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die Großgeräte BESSY II und BER II des HZB werden jährlich von etwa 3.000 Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern genutzt. Mit Gestaltungsprozessen kennt sich die gebürtige Westfälin ebenso aus wie mit Verwaltungsabläufen. Als sie 2008 ihr Amt als Wissenschaftliche Geschäftsführerin antrat, war die Fusion des ehemaligen Hahn-Meitner-Instituts Berlin mit der Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft für Synchrotronstrahlung (BESSY) gerade beschlossen worden und nunmehr umzusetzen. Heute schaut sie mit Stolz auf die Entwicklung zurück.
Promovierende und Studierende gehören an den Standorten des HZB zum Forschungsalltag. Kaysser-Pyzalla war selbst gern in der Lehre aktiv. Sie ist Professorin an ihrer eigenen Alma Mater, der Ruhr-Uni Bochum, und war 2003 bis 2005 Lehrstuhlinhaberin am Institut für Werkstoffwissenschaft und Werkstofftechnologie der Technischen Universität Wien. Dort hielt sie Lehrveranstaltungen in unterschiedlichen Formaten, unter anderem in Weiterbildungsstudiengängen für Berufstätige. „Forschung und Lehre zusammen ergeben immer einen Mehrwert“, sagt sie. An der TU Braunschweig ist für sie die Vielfalt der Studienangebote besonders attraktiv.
Wissenschaftlich sticht die TU Braunschweig in ihrer Wahrnehmung vor allem durch ihre wissenschaftlichen Arbeiten und die, wie sie sagt, „einzigartigen“ Forschungszentren heraus. Auch die Geistes- und Erziehungs- und Sozialwissenschaften sind ihrer Ansicht nach sehr sichtbar. „Hier gibt es bekannte Köpfe“, sagt Kaysser-Pyzalla und ergänzt: „Exzellente Einzelleistungen sind erwünscht und werden gefördert.“
Besonderes Alleinstellungsmerkmal ist für sie die Zusammenarbeit mit den Forschungseinrichtungen der Region, wie dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, in deren Kuratorium sie seit 2012 Mitglied ist, und dem Georg-Eckert-Institut für Schulbuchforschung. Auch die Zusammenarbeit mit der Industrie ist für die Vorstandsvorsitzende der Karl Heinz Beckurts-Stiftung ein wichtiges Thema. „Aus der Sicht der Wissenschaft, vor allem aus der Perspektive Technischer Universitäten, sind Kooperation mit Unternehmen fruchtbar. Sie sollen aber nicht zu Abhängigkeiten führen – und müssen es auch nicht. Angebote kann man ablehnen. Aber es ist ja schon mal gut, wenn man welche erhält.“ Wichtig sei eine ausreichende Grundausstattung, ganz gleich, ob man mit der Industrie kooperiere oder nicht. „Es wäre schön, wenn wir künftig gemeinsam noch mehr Mittel finden, zum Beispiel aus der Deutschen Forschungsgemeinschaft, für Sonderforschungsbereiche und neue Forschergruppen“, sagt Professorin Kaysser-Pyzalla. Dabei legt sie sich nicht fest, in welchen Bereichen dies geschehen sollte. „Forschungsthemen müssen sich Bottom-up entwickeln.“
Die designierte Präsidentin kommt aufgeschlossen und offen für Neues nach Braunschweig. Sie will sich Zeit nehmen, die Universität und ihr Umfeld kennenzulernen. Vor Kurzem hat sie die Campusbereiche besucht. Auch der kritische Zustand wichtiger Gebäude ist dabei bereits augenscheinlich geworden. „Dass es hier Handlungsbedarf gibt, ist bei mir angekommen“, sagt sie.
Auch in den intakten Bereichen kann man ihrer Ansicht nach die Aufenthaltsqualität verbessern, zum Beispiel durch die Kooperation mit Künstlerinnen und Künstlern. Am HZB wurden zum Beispiel Arbeiten von Fotografinnen ausgestellt, die sich mit Wissenschaft auseinandergesetzt und für ihre Arbeiten später auch Preise gewonnen haben. Und so bringt sie doch schon eine konkrete Idee mit nach Braunschweig: „Ich möchte, dass wir den Campus bunt und attraktiv gestalten. Es wäre schön, wenn wir zum Beispiel dabei mit der Hochschule für Bildende Künste zusammenarbeiten könnten.“
Als Schülerin und Studentin war Anke Kaysser-Pyzalla Segelfliegerin. Schon damals war ihr die Akaflieg der TU Braunschweig ein Begriff. In Zukunft will sie die Region rund um ihren neuen Arbeitsplatz und Wohnsitz mit Bodenhaftung erkunden: „Ich bin begeisterte Rennrad-Fahrerin und freue mich darauf, Braunschweig, die Region und die Landschaft zu entdecken.“