„Ich habe mich schon immer für Krisen interessiert“ Sarah Schäfer ist neue Juniorprofessorin am Institut für Psychologie
Was hält Menschen in Stresssituationen gesund? Welche Eigenschaften müssen gestärkt werden, um gut mit Stress umgehen zu können? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Dr. Sarah Schäfer in ihrer Forschung. Sie ist seit dem 15. März Juniorprofessorin am Institut für Psychologie. Im Interview stellt sie ihre Arbeit vor und erklärt, warum Resilienz für Kinder und Jugendliche besonders wichtig ist.
Frau Jun.-Prof. Schäfer, warum haben Sie sich für die TU Braunschweig entschieden?
Mich haben das Profil der ausgeschriebenen Juniorprofessur und die Forschungsschwerpunkte im Fach Psychologie an der TU Braunschweig sehr angesprochen. Bei meiner Forschung geht es um die Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung von Gesundheit in Gegenwart von Stress. Die am Standort vorhandene Expertise im Bereich der Fähigkeitsdiagnostik war ein großer Pluspunkt. Denn ich möchte gerne zukünftig einen breiteren Gesundheitsbegriff verwenden, der auch Aspekte von Funktionalität und Teilhabe einschließt. Hier angekommen, habe ich mich sehr wohl gefühlt. Ich mag die Parks, Cafés und räumliche Nähe zu einem von mir geschätzten Frauenfußballverein. Da konnte ich mir schnell und gut vorstellen, in Braunschweig zu leben.
Womit genau beschäftigen Sie sich in Ihrer Forschung?
Ich beschäftige mich mit der Frage, welche Faktoren und Prozesse Menschen – und vor allem Kinder und Jugendliche – in Gegenwart von Stress gesund halten. Und damit mit der Frage, was relevante Resilienzfaktoren und -prozesse sind. Wir leben in einer Zeit sich intensivierender Krisen und nicht nur die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, dass solche Zeiten besonders Kinder und Jugendliche vor Herausforderungen stellen. In meiner Forschung geht es darum zu verstehen, welche internen Ressourcen gestärkt werden können, und welche Rahmenbedingungen verändert werden sollten, um junge Menschen darin zu unterstützen, diese Krisen gut zu meistern. Dabei interessieren mich auch Maßnahmen, die (mentale) Gesundheit fördern sollen. Methodisch liegt mein Schwerpunkt auf der Evidenzsynthese. Das heißt, ich fasse bereits vorhandenes Wissen zusammen, indem ich Studien gemeinsam statistisch auswerte. So entstehen evidenzbasierte Empfehlungen.
Mit welchen Forschungsschwerpunkten und Projekten werden Sie sich an der TU Braunschweig auseinandersetzen?
Mein Schwerpunkt wird weiter im Bereich der Resilienzforschung liegen. Dabei wird es stärker als bisher in meiner Forschung um Kinder und Jugendliche gehen. Ich möchte mit umfassenden Evidenzsynthesen dazu beitragen, den bisherigen Kenntnisstand gut zusammenzufassen und Forschungslücken zu identifizieren. Perspektivisch möchte ich diese Forschungslücken in Längsschnittstudien näher beleuchten und im Detail untersuchen, welche Faktoren etwa für einen erfolgreichen Schulübergang (z.B. von der Grund- auf die weiterführende Schule) relevant sind. Hierfür möchte ich vor allem auch die Expertise der Kinder und Jugendlichen nutzen, die in unseren Projekten teilnehmen. Gemeinsam mit ihnen sollen auch Interventionen zur Resilienzförderung entwickelt und evaluiert werden.
Was hat Sie dazu bewogen, in diesem Bereich zu forschen?
Gute Frage. Ich habe mich schon immer für „Krisen“ interessiert und fand es schon immer spannend zu sehen, dass Menschen auch sehr große Herausforderungen auf ganz verschiedenen Ebenen erfolgreich meistern können. Das zu verstehen, hat mich angetrieben, mich mit dem Thema Resilienz zu beschäftigen. Der Fokus auf der Kinder- und Jugendlichengesundheit ist da fast eine logische Folge: Circa 50 Prozent aller psychischen Störungen entstehen vor dem 18. Lebensjahr. Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, (mental) gesund zu bleiben, kann sich also ein Leben lang bezahlt machen.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten aus?
Menschen, Metaanalyse, Kaffee.
Vielen Dank.