23. Februar 2021 | Magazin:

Gemeinsam Strom sparen Auf dem Weg zur CO2-neutralen Universität

Neun Photovoltaik-Anlagen gingen 2020 ans Uni-eigene Stromnetz der Technischen Universität Braunschweig. Bis zum Jahr 2022 ist der Bau von drei weiteren Anlagen am Campus Nord geplant. Schon jetzt sparen die Anlagen nach Abzug der Kosten etwa 110.000 Euro Stromkosten pro Jahr ein. Allerdings verbraucht die TU Braunschweig auch so viel Strom, wie eine Stadt mit 25.000 Menschen. Der Weg zum CO2-neutralen Universitätscampus führt also noch viel weiter.

Die bisher größte Photovoltaik-Anlage der TU Braunschweig auf dem NFF. Bildnachweis: Lars Altendorf/TU Braunschweig

Die größte der neuen Photovoltaik-Anlagen ist auf dem Dach des Niedersächsischen Forschungszentrums Fahrzeugtechnik (NFF) installiert. Die 950 Module haben eine maximale elektrische Leistung von 285 Kilowatt. Mit der Energie von einer Stunde sommerlicher Mittagssonne könnte diese eine Anlage nun ein Elektroauto auf eine Fahrt von 1.300 Kilometern schicken. Dass Solarstrom an der TU Braunschweig jetzt jährlich einen sechsstelligen Betrag einspart, liegt aber auch daran, dass die TU Braunschweig die erzeugte Energie vollständig selber nutzen kann. Denn die TU Braunschweig verbraucht rund um die Uhr elektrische Energie, insgesamt etwa so viel wie eine Stadt von der Größe Helmstedts, Lindaus oder Schleswigs.

Projektingenieur Lars Altendorf vom Gebäudemanagement weiß um die Tücken, die sich hinter solchen Maßnahmen verstecken: „Bis etwa eine Photovoltaik-Anlage in Betrieb geht, gibt es viele Hindernisse zu überwinden. Beispielsweise musste beim NFF ein Blendschutzgutachter klären, wie die Module beschaffen sein müssen, um Piloten von landenden Flugzeugen des benachbarten Forschungsflughafens nicht zu blenden. Wir haben daher Sondermodule mit einer besonders reflexionsarmen Oberfläche verbaut. Neben der Durch- und Absturzsicherung können auch die Einbindung in den vorhandenen Blitzschutz oder in die Elektroverteilung sowie die statische und baukonstruktive Eignung des Daches weitere Hürden sein, auf die man reagieren muss. Dank der vielen Erfahrungen können wir solche Schritte jetzt vorher einplanen und direkt bei Neubauten alle Voraussetzungen für Photovoltaikanlagen mit einplanen und berücksichtigen. Das gilt beispielsweise für das im Bau befindliche Forschungszentrum ZeBra, dem Zentrum für Brandschutz, wo hoffentlich bald ebenfalls Solarstrom fließen wird.“

Mehr Strom produzieren, weniger verbrauchen

Die größten Energieverbraucher der Carolo-Wilhelmina sind die Lüftungsanlagen der Laborgebäude, wie das Chemie-Gebäude am Hagenring oder das Biozentrum in der Spielmannstraße. Das Problem: Die Lüftungsanlagen sind immer noch die gleichen wie bei der Einweihung der Labore vor Jahrzehnten. Es lohnt daher, sich von zwei Seiten dem Ziel einer CO2-neutralen Universität zu nähern. Einerseits selbst erneuerbare Energie zu produzieren und andererseits, den Stromverbrauch deutlich zu reduzieren. Auf dem ersten Weg helfen die vielen Photovoltaikanlagen und ein Blockheizkraftwerk, für den zweiten Weg versprechen die Lüftungsanlagen den größten Effekt. Unter anderem ist die Erneuerung der Lüftungszentralen im Biozentrum und der Pharmazie in der Mendelssohnstraße bereits genehmigt und in Planung.

Sparen wird belohnt

Den Bau der neun Photovoltaik-Anlagen und die Erneuerung der drei Lüftungszentralen fördern die Europäische Union und das Land Niedersachsen mit insgesamt 5,7 Millionen Euro. Aus den Energiekosteneinsparungen sollen weitere Projekte finanziert werden. Dabei schafft die seit dem Jahr 2014 betriebene Energiekostenbudgetierung der Carolo-Wilhelmina günstige Rahmenbedingungen. Wer sein Energiekostenbudget überschreitet, muss selbst die Differenzkosten tragen. Wer allerdings genügend einspart und das Budget unterschreitet, darf den Überschuss behalten. Henning Hartmann, Teamleiter Energiemanagement: „Durch dieses Prinzip schaffen wir es, den Einsatz für Energieeffizienzmaßnahmen auf eine breite Basis zu stellen. Denn je mehr wir sparen, desto mehr können wir in nachhaltige Projekte investieren. Und je nachhaltiger wir werden, desto mehr sparen wir.“