„Ganzheitliches Verständnis von Energiespeichern und -wandlern“ Professor Daniel Schröder wird neuer Leiter am Institut für Energie- und Systemverfahrenstechnik (InES)
Zum 1. April 2021 übernahm Daniel Schröder die Leitung des Instituts für Energie- und Systemverfahrenstechnik. Damit kehrt er nach Stationen in Kyoto, Japan, und an der Justus-Liebig-Universität Gießen zurück nach Braunschweig. Hier hatte er 2015 bei Professorin Ulrike Krewer promoviert und wurde dafür sowohl mit dem Heinrich-Büssing-Preis als auch den Manfred-Hirschvogel-Preis ausgezeichnet. In seiner Forschung konzentriert er sich auf die Entwicklung von innovativen „Next Generation“-Batterietechnologien. Im Interview erzählt Professor Schröder, welche Pläne er mit dem InES hat und welche Rolle für ihn die Wissenschaftskommunikation einnimmt.
Sind Sie gut an der Universität angekommen?
Bisher durch die aktuelle Lage leider nur digital. Dafür war der Empfang als neuer Institutsleiter umso herzlicher. Alle Mitarbeiter*Innen trafen sich am 1. April in einem virtuellen Konferenzraum. Ein Avatar erlaubte es, sich wie in einem Computerspiel im Raum zu bewegen, ins Gespräch zu kommen und spontan Kontakte zu knüpfen.
Warum fiel Ihre Wahl auf die TU Braunschweig?
Zunächst einmal kenne ich den Standort sehr gut. Ich habe bereits drei Jahre während meiner Promotion am InES gearbeitet und geforscht. Zum anderen habe ich während meiner Zeit in Gießen als Nachwuchsgruppenleiter nie den Kontakt abreißen lassen. Bei Projekttreffen habe ich dem Campus immer mal wieder einen Besuch abgestattet. Ich war begeistert, wie sich die Infrastruktur und die Ausrichtung hier in der Batterieforschung stetig weiterentwickelt hat. Damit sehe ich den Standort deutschlandweit als einzigartig an – für meine Forschung an der Schnittstelle zwischen Grundlagen und Anwendung.
Mit welchen Forschungsschwerpunkten werden Sie sich an der TU Braunschweig auseinandersetzen?
Ich werde die kommenden Generationen von Batterien (Feststoffbatterien, organische Redox-Flow-Batterien, Metall-Sauerstoff-Batterien) und auch Brennstoffzellen sowie Elektrolyseure analysieren und weiterentwickeln. Nicht zuletzt sehe ich derzeit auch den digitalen Wandel im Labor und in der Produktion (Stichwort „4.0“) als unerlässlich an. Die digitale Transformation bietet sowohl für die universitäre als auch für die industrielle Forschung die Chance, unsere Zukunft erfolgreich zu gestalten, z. B. durch das digitale Sammeln und Bereitstellen großer Datenmengen für andere Forscher*innen oder das Vernetzen mit anderen.
Mein Forschungsansatz auf allen genannten Themenbereichen soll letztlich zum ganzheitlichen Verständnis von Energiespeichern und -wandlern beitragen, damit aus dem gewonnenen Detailwissen nachhaltige Verbesserungsvorschläge für deren Weiterentwicklung generiert werden können.
Welche Rolle spielt Wissenschaftskommunikation bei Ihrer Arbeit?
Gerade im Bereich der Batterieforschung werden täglich herausragende Ergebnisse erzielt und im digitalen Zeitalter natürlich fast zeitgleich (z. B. über Twitter) publik gemacht – insbesondere im Bereich der Materialforschung und der ingenieurtechnischen Weiterentwicklung. Hier den Überblick zu behalten und kondensiert die Ergebnisse auch einem breiten Publikum in geeigneter Form zugänglich zu machen, ist eine große Herausforderung.
Vielleicht ist es schon gar nicht mehr zeitgemäß seine Ergebnisse in „klassischen“ Print- und Online-Journalen (als PDF) zu veröffentlichen. Ich bin stets interessiert, auch neue Wege zu gehen und denke z. B. über Formen wie ‚The „Paper“ of the future‘ nach. Mir ist es wichtig, einen mehrschichtigen, interaktiven und zielgruppenorientierten Weg zu finden, um wissenschaftliche Ergebnisse effektiv zu kommunizieren.
Was war Ihr schönstes Erlebnis als Wissenschaftler?
Wenn ich eines auswählen müsste, dann sicherlich das folgende: In meiner Nachwuchsgruppe hatte ich 2016 ein neues Themengebiet, die Redox-Flow-Batterie mit organischen Aktivmaterialien, erschließen wollen. Dies war wider Erwarten ein sehr steiniger Weg, da ich mir als elektrochemischer Verfahrenstechniker bzw. Ingenieur Unterthemen aus der theoretischen Chemie und organischen Chemie begreifbar machen musste. Fünf Jahre später und mit Hilfe eines sehr tatkräftigen Doktoranden, für den dieses Gebiet ebenfalls neu war, kann man sagen, dass es dennoch ein erfolgreicher Weg war: Ich blicke nun mit sehr viel Stolz auf drei wissenschaftliche Publikationen in teils hochrangigen Journalen (Chemistry of Materials, Chemie Ingenieur Technik u.a.), eine Patentanmeldung und eingeworbene Forschungsprojekte zu diesem „neuen“ Themengebiet.
Ein Ausblick auf die Zukunft: Was sind Ihre Pläne?
Ich hoffe, dass das InES als ein entscheidendes Puzzleteil beim Gelingen der Energiewende gesehen wird und als solches national und international im Bereich der Batterieanalyse und -simulation wahrgenommen wird.
Welche Botschaft möchten Sie Studierenden mit auf den Weg geben?
Seien Sie kritisch, hinterfragen Sie viel und hegen Sie ein reges Interesse an eigenständigem Arbeiten. Insbesondere im Bereich der Batterieforschung und der Batterieproduktion wird es unabdingbar sein, dass man seinen Horizont interdisziplinär erweitert. Man wird alte Fragestellungen mit neuen Methoden angehen müssen oder aber neue Fragestellungen mit alten Methoden hinterfragen – Thinking outside the box hilft dabei ungemein.