31. Januar 2022 | Magazin:

Bild des Monats: Elfen-Krokus, Winterling, Schneeglöckchen und Zaubernuss Das perfekte "Timing" im Botanischen Garten

Da sind sie, die ersten frühen Blüher im Botanischen Garten stecken ihre Köpfchen heraus. Der heimische Winterling ist einer der Schnellsten. Er hat mit seinen knallgelben Blüten bereits im Februar seine große Stunde. Unter den noch blätterlosen Bäumen bilden die kleinen Knollenblumen dichte Blütenteppiche und setzen leuchtende Farbakzente. Grund genug, die Pflanzen in unserem Bild des Monats etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Wenn es draußen noch kalt und grau ist oder sogar noch Schnee liegt, sprießt der Winterling bereits. Sobald die Bodentemperaturen knapp über dem Gefrierpunkt liegen, legt er los und treibt aus. Sein unterirdisches Speicherorgan macht es möglich. Besonders wichtig ist der Winterling für die ersten Insekten des Jahres, die aus der Winterruhe erwachen und Nektar und Pollen suchen. Denn Winterlinge haben zuckersüße Honigblätter. Ihr Nektar mit einem Zuckergehalt von 72 Prozent ist Labsal für hungrige Insekten.

Wir freuen uns schon, wenn der Garten, der zurzeit aufgrund der aktuellen Corona-Verordnung geschlossen ist, wieder seine Tore öffnet. Was sich in der Zwischenzeit alles im Garten tut, berichtet der Leiter Michael Kraft und illustriert dies mit einer Bildergalerie:

Auch der Elfen-Krokus (Crocus tommasinianus) blüht bereits im Botanischen Garten …Bildnachweis: Michael Kraft/TU Braunschweig

… ebenso das Schneeglöckchen (Galanthus elwesii) … Bildnachweis: Michael Kraft/TU Braunschweig

… und das Vorfrühlings-Alpenveilchen (Cyclamen coum). Sie sind Labsal für die hungrigen Insekten, die aus der Winterruhe erwachen. Bildnachweis: Michael Kraft/TU Braunschweig

Auch die Zaubernuss (Hamamelis x intermedia) ist ein Frühblüher mit leuchtend gelb-orangefarbenen Blüten. Bildnachweis: Michael Kraft/TU Braunschweig

Das sommergrüne Zaubernuss-Gehölz blüht bevor es Laub austreibt. Bildnachweis: Michael Kraft/TU Braunschweig

Im Überwinterungsgewächshaus ist die Tamarillo bzw. Baumtomate (Solanum betaceum) zu sehen. Ihr süßherbes Fruchtfleisch eignet sich für Soßen, Chutneys und als Brotaufstrich. Bildnachweis: Michael Kraft/TU Braunschweig

Aktuell fruchtet die Frucht-Ananas (Ananas comosus) im Bromeliengewächshaus. Bildnachweis: Michael Kraft/TU Braunschweig

„Im Freigelände gibt’s schon jetzt eine Vielzahl blühender Pflanzen zu sehen. Während die Gartenstauden erst ihre Blätter und Blüten anlegen und entwickeln müssen, benötigen Zwiebel- und Knollenpflanzen diese Anlaufzeit nicht. Wenn die äußeren Bedingungen stimmen, brauchen sie sich nur noch zu entfalten. Faszinierend ist das perfekte ‚Timing‘ mit dem eine Blütenwelle in die andere hineinflutet.

An Elfen-Krokusse, Winterlinge, Schneeglöckchen und Vorfrühlings-Alpenveilchen schließen sich in wenigen Wochen nahtlos Strahlenanemonen, Blausternchen, Gelbstern, Schneestolz, Lerchensporn und Wildnarzissen an. Auch die Zaubernuss gehört mit zu den Vorfrühlingsblühern. Zaubernüsse sind sommergrüne bzw. laubabwerfende Sträucher oder Gehölze, die blühen, bevor sie Laub austreiben.

Lebensnotwendige Blüten für Insekten

Die Blüten der genannten Pflanzenarten sind nach den grauen, kalten Monaten nicht nur für unsere Psyche wichtig. Sie sind lebensnotwendig für alle Insekten, die hungrig und ausgezehrt aus der Winterruhe erwachen.

In unseren Schaugewächshäusern blüht und fruchtet es das ganze Jahr über. Von den rund 270.000 weltweit bekannten Pflanzenarten werden etwa 20.000 in irgendeiner Weise von Menschen genutzt. Nur etwa fünf Prozent davon gelten als Nutzpflanzen und nur ein Teil der Nutzpflanzen – die planmäßig auf größeren Flächen angebaut bzw. kultiviert werden – gelten als Kulturpflanzen.

Frucht-Ananas und Baumtomate

Auch unser Garten zeigt eine Vielzahl mehr oder weniger bekannter Nutzpflanzenarten. Die Frucht-Ananas ist eine davon, sie fruchtet aktuell in unserem Bromeliengewächshaus. Ihren Ursprung vermutet man im Guyana-Hochland im Norden Südamerikas.

Im Überwinterungsgewächshaus ist die Tamarillo bzw. Baumtomate (Solanum betaceum) zu sehen. In ihrer südamerikanischen Heimat wird sie „tomate de arbillo“ genannt. Übersetzt würde man sagen: „Eine Tomate, die ein Baum ist“. Heute wird die Tamarillo vor allem in Mexiko und in Neuseeland angebaut. Ihr süßherbes Fruchtfleisch eignet sich für Soßen, Chutneys und als Brotaufstrich oder wird einfach so ausgelöffelt. Seit wenigen Jahren kann man sie auch gelegentlich bei uns in den Geschäften finden.“