26. März 2021 | Magazin:

„Eine hervorragende Umgebung für die Batterieforschung“ Professor Petr Novák ist Seniorprofessor in der Battery LabFactory Braunschweig (BLB)

Seit 1. März 2021 baut Petr Novák als Seniorprofessor am Institut für Energie- und Systemverfahrenstechnik (InES) eine Forschungsgruppe im Bereich der Batteriecharakterisierung und -degradation für die BLB auf. Dafür „pendelt“ er zwischen der Schweiz und Braunschweig. Wir haben ihn gefragt, warum er sich für Braunschweig entschieden hat und was die größten Herausforderungen in der Batterieforschung in den nächsten zehn Jahren sein werden.

Professor Petr Novák. Bildnachweis: Paul Scherrer Institut/Mahir Dzambegovic

Sind Sie gut an der TU Braunschweig angekommen?

Sehr gut, allerdings wegen der Corona-Pandemie bisher nur virtuell. Ich bin an meinem Wohnort in der Schweiz im Home-Office und leite meinen ersten Postdoktoranden „per Fernsteuerung“ an. Am Institut bin ich auf sehr kompetente und hilfsbereite Personen gestoßen.

Sie haben lange in der Schweiz gearbeitet. Warum haben Sie sich für die TU Braunschweig entschieden?

In der Schweiz habe ich das gesetzliche Rentenalter erreicht und mein Arbeitsverhältnis mit dem Paul Scherrer Institut (PSI) wurde aufgrund der geltenden Gesetze beendet. In der Folge habe ich dort weder Mitarbeiter noch Laborinfrastruktur zur Verfügung. Auch an der ETH Zürich bin ich nun aus dem gleichen Grund ausgeschieden. Für Mitarbeiter, die für öffentlich-rechtliche Institutionen tätig sind und weiterarbeiten wollen, sind die Randbedingungen in der Schweiz leider sehr starr. Da ist Deutschland viel flexibler. Die TU Braunschweig bietet eine hervorragende Umgebung, um meine Forschungsarbeit fortzusetzen. Verglichen mit anderen Universitäten und Forschungseinrichtungen in Deutschland kann ich an der TU Braunschweig mit meinem Wissen die bestehenden Aktivitäten im Batteriebereich sinnvoll ergänzen. Ferner sind auch die Möglichkeiten, die die Testherstellung von Batteriezellen an der BLB der TU Braunschweig bietet, für meine industrienahe Forschung sehr wichtig.

Wie würden Sie Ihre Arbeit einer fachfremden Person erklären?

Ich beschäftige mich mit Batterien und Batteriezellen, insbesondere mit dem Lithium-Ionen-Batteriesystem. Meine Arbeiten verbinden akademische Grundlagenforschung mit der industrienahen angewandten Forschung. Im Vordergrund steht die Aufklärung der Wechselbeziehungen der zahlreichen Komponenten in Batteriezellen. Die Ergebnisse sollen zur Verbesserung der Sicherheit und Erhöhung der Lebensdauer der Batterien, z.B. durch gezielte Modifizierung von Standardmaterialien, führen.

Mit welchen Projekten werden Sie sich an der TU Braunschweig auseinandersetzen?

Im Vordergrund steht die Realisierung geschlossener Materialkreisläufe. Mein Teil dabei ist, die genaue Kenntnis der Wirkung der Batteriematerialien auf Elektroden- und Zellebene im Hinblick auf die Verwendung von rezyklierten Materialien zu erarbeiten. Dazu werde ich Methoden für die Materialcharakterisierung in arbeitenden elektrochemischen Zellen (genannt operando/in-situ-Analyse) weiterentwickeln. Außerdem werde ich eine tiefgehende Analyse der Batteriezellkomponenten am Ende ihrer Lebensdauer (post-mortem-Analyse) durchführen.

Was werden die größten Herausforderungen in der Batterieforschung für die kommenden zehn Jahre sein?

Ich erwarte, dass im nächsten Jahrzehnt die Lithium-Ionen-Batterie den Markt nach wie vor dominieren wird. Die Herausforderungen sind mit folgenden Schlagworten gut beschrieben – Kosten, Kosten, Kosten, Sicherheit, Lebensdauer und Nachhaltigkeit. In anderen Worten – die Energiewende braucht für die Elektromobilität wie auch für die Stabilisierung der Elektrizitätsnetze bezahlbare und langlebige Batterien, und dies ohne Abstriche in der Sicherheit.

Prag, Bonn, Villigen in der Schweiz – Sie kennen die europäische Forschungslandschaft bestens. Welche Unterschiede oder Besonderheiten sehen Sie im Vergleich dazu in Braunschweig?

Die TU Braunschweig ist in der industrienahen Forschung fest verankert. Dies eröffnet ganz andere Möglichkeiten, im relativ kurzen Zeithorizont die Ergebnisse der eigenen Arbeit umgesetzt zu wissen. Dies ist ganz anders als an Institutionen, die sich schwergewichtig mit der reinen akademischen Forschung beschäftigen und die Zeitspanne bis zu einer möglichen Anwendung vielleicht Jahrzehnte dauern kann.

Sie sind am Institut für Energie- und Systemverfahrenstechnik (InES) in das Graduiertenkolleg eingebunden. Welchen Ratschlag geben Sie Nachwuchswissenschaftler*innen mit auf den Weg?

Bleiben Sie kritisch und vertrauen Sie auf das eigene Urteil. Es ist menschlich, dass auch etablierte Wissenschafter*innen falsch liegen können. Andersrum gesagt – Informationen aus Publikationen kritisch hinterfragen und nicht blind folgen.

Haben Sie vielen Dank.