26. Januar 2022 | Magazin:

„Ein Glücksfall für beide Seiten“ Internationale Partner der TU Braunschweig: Tampere University

Die TU Braunschweig arbeitet eng mit zahlreichen internationalen Hochschulen und Kooperationspartnern zusammen. Durch die Definition von strategischen Partnern werden die internationalen Beziehungen noch gezielter ausgerichtet. In unserer neuen Reihe stellen wir Ihnen die Hochschulen vor, mit denen strategische gemeinsame Aktivitäten in den Bereichen Studium und Lehre, Studierendenmobilität, Forschungskooperationen sowie Personalmobilität bestehen oder auf- und ausgebaut werden. Heute ist ein Partner aus dem hohen Norden an der Reihe: Die Tampere University.

„Tervetuloa Tampereelle!“ – das ist finnisch und heißt „herzlich willkommen in Tampere!“. Tampere ist die drittgrößte Stadt Finnlands und liegt malerisch eingebettet zwischen den beiden Seen „Näsijärvi“ and „Pyhäjärvi“ im Südwesten des Landes. Die Tampere University ist eine der interdisziplinärsten Universitäten Finnlands und verfügt zudem über ein großes Angebot an englischsprachigen Studiengängen. 2019 fusionierte sie aus den beiden ehemals eigenständigen Hochschulen University of Tampere und Tampere University of Technology. Heute studieren und arbeiten unter dem Dach der Tampere University 21.000 Studierende und circa 4.000 Mitarbeiter*innen.

Die Tampere University hat drei verschiedene Campus-Standorte, die sich auf das Stadtzentrum und die beiden Stadtteile Hervanta and Kauppi verteilen. Bildnachweis: Marko Kallio / Skyfox

Die Campusarena der Tampere University ist ein innovatives Gebäude, das viele Einsatzmöglichkeiten vereint und den produktiven Austausch unterschiedlicher Gruppen an der Universität fördern soll. Marko Kallio / Skyfox

Tampere ist mit 230.000 Einwohner*innen die drittgrößte Stadt Finnlands und lockt vor allem im Winter viele Besucher*innen an. Bildnachweis: Jonne Renvall

Erste Kontakte zwischen Tampere und Braunschweig existieren bereits seit 2008 über den Forschungsservice der beiden Universitäten und das EU-Projekt Mamina, ein interdisziplinäres europäisches Forschungs- und Ausbildungsprojekt, das von TU-Seite am Institut für Werkstoffe koordiniert wurde. In dieser Zeit bestanden außerdem bereits Erasmuspartnerschaften zwischen beiden Universitäten in den Bereichen Maschinenbau, Wirtschaftswissenschaften und Informatik. Aus diesen ersten Verbindungen wurde mit den Jahren ein immer engerer Kontakt, der 2017 im ersten Besuch einer Braunschweiger Delegation in Tampere mündete. Dietmar Smyrek, Vizepräsident für Personal, Finanzen und Hochschulbau der TU Braunschweig erinnert sich: „Von unserer ersten Reise nach Tampere ist mir vor allem das besondere Flair auf dem Campus in Erinnerung geblieben. Ich habe unsere finnischen Gastgeber*innen damals als sehr pragmatische Kolleg*innen kennengelernt, die sehr gut darin sind, kreative Lösungen für ihre Herausforderungen zu finden und diese auch unbürokratisch umzusetzen.“ Die Idee, die Tampere University als strategischen internationalen Partner zu gewinnen entstand, da es viele Überschneidungen in zentralen Forschungsbereichen wie zum Beispiel im Maschinenbau und der Nachrichtentechnik gab. Die damalige Tampere University of Technology war zudem die zweitgrößte technische Universität Finnlands, stark englischsprachig ausgerichtet und wegen ihres hervorragenden Wissenschaftsmanagements international angesehen. Die finnischen Gastgeber waren damals besonders vom Vortrag des Vizepräsidenten für Forschung, Prof. Dieter Jahn, beeindruckt, der die Forschungszentren der TU Braunschweig und die Vernetzung mit der Forschung in der Region vorstellte.

Beim Gegenbesuch der finnischen Delegation in Braunschweig, der ebenfalls noch 2017 stattfand, konnten sich die finnischen Gäste vor Ort ein Bild von der umfangreichen Forschungsinfrastruktur an der TU Braunschweig machen. „Ich wusste vorher nicht viel über Braunschweig und war damals sehr positiv überrascht von dem, was wir auf dem Campus gesehen haben“, sagt Ilkka Virtanen, International Relations Manager der Tampere University. „Wir haben in Braunschweig viele aufgeschlossene und freundliche Menschen kennengelernt. Der hervorragende Ruf der TU Braunschweig und die Tatsache, dass sich unsere Forschungsbereiche ähneln, waren zudem für die weitere Vertiefung der Partnerschaft maßgeblich“, ergänzt Virtanen.

2018, 2019 und 2020 folgten weitere Delegationsbesuche beider Seiten, bei denen neben dem Erfahrungsaustausch auch erste gemeinsame Projekte geplant und durchgeführt wurden. Ins Leben gerufen wurde beispielsweise ein Seedfunding-Call für gemeinsame Forschungsprojekte und auch die beiden Universitätsbibliotheken nahmen gemeinsame Projekte in Angriff. Im Sommer 2019 wurde die strategische Verbindung der beiden Hochschulen dann amtlich: Ein Kooperationsvertrag regelt seitdem die Zusammenarbeit und unterstreicht die feste Absicht, weitere gemeinsame Projekte anzugehen.

Immer stärker in den Fokus der Partnerschaft rückte auch der Austausch von Mitarbeiter*innen der Verwaltung. Ein Aspekt, der auch für Bernt Erlewein, Leiter des Geschäftsbereiches Personal, Recht und Studium an der TU Braunschweig immer mehr an Bedeutung gewinnt: „Ich finde es wichtig und extrem spannend für unsere Mitarbeiter*innen, dass sie internationale Erfahrungen sammeln können. Viele Herausforderungen, vor denen wir bei der täglichen Arbeit in der Verwaltung stehen, treten bei anderen Universitäten genauso auf. Wenn wir über unseren eigenen Tellerrand hinausschauen, können wir voneinander sehr viel lernen und Best Practice-Beispiele umsetzen.“ Auch aus Sicht von Ilkka Virtanen spielt der Austausch über das Erasmus Staff Exchange-Programm eine wichtige Rolle in der Partnerschaft: „Die Partnerschaft mit der TU Braunschweig unterscheidet sich von unseren anderen Partnerschaften vor allem durch diesen starken Fokus auf den Austausch der Verwaltungsmitarbeiter*innen. Beide Seiten lernen dabei voneinander, indem sie schauen, wie Aufgaben oder Projekte an der jeweils anderen Universität angegangen werden.“

Durch die Coronapandemie waren die Möglichkeiten des physischen Austauschs in den vergangenen beiden Jahren stark eingeschränkt, aber die Hoffnung ist groß, dass gegenseitige Besuche im Jahr 2022 wieder möglich sein werden. „Wichtig für das Staff Exchange-Programm ist natürlich auch, dass die Kolleg*innen an der Partneruniversität vor Ort sind und nicht im Home Office“, erklärt Bernt Erlewein. „Wir planen derzeit mit einer Delegation im Mai oder September nach Tampere zu reisen. Voraussetzung ist natürlich, dass Auslandsdienstreisen dann wieder gefahrlos möglich sind“, fügt er an.

„In der Partnerschaft unserer beiden Universitäten gibt es noch viele Möglichkeiten, die wir noch längst nicht ausgeschöpft haben“, blickt Virtanen voraus. In Planung ist unter anderem eine gemeinsame Summer School zum Thema Luftfahrt, an der auch die TU Delft beteiligt ist, und auch zum Thema „Stadt der Zukunft“ soll gemeinsam geforscht werden. Bereits laufende Projekte wie gemeinsame Forschungsförderungsprogramme oder die Internationalisierung der Lehrer*innenbildung sollen fortgeführt werden.

Dietmar Smyrek fasst abschließend zusammen: „Aus meiner Sicht ist die Partnerschaft unserer beiden Universitäten ein Glücksfall für beide Seiten. Auch von der Pandemie lassen wir uns nicht aufhalten und freuen uns jetzt schon darauf, hoffentlich bald wieder persönlich in Braunschweig oder Tampere zusammenzukommen.“

Text: Henrike Hoy (International House/TU Braunschweig)