28. April 2021 | Magazin:

Chuck-Thacker-Preis für Michael Franz Michael Franz erfand eine Kompilierungstechnik, die Auswirkungen auf Hunderte Millionen Webnutzer hat

Die Association for Computing Machinery (ACM) gab bekannt, dass Michael Franz, Professor an der University of California und Gastprofessor an der TU Braunschweig, den “Charles P. Chuck Thacker Breakthrough in Computing Award“ erhält, einem der wichtigsten Informatikpreise neben dem Turing-Preis. Franz wird für die Entwicklung von Just-in-Time-Kompilierungstechniken ausgezeichnet, die schnelle und funktionsreiche Webdienste im Internet ermöglichen. Jeden Tag nutzen Hunderte Millionen von Menschen auf der ganzen Welt Online-Anwendungen wie Gmail und Facebook. Diese Webanwendungen wären ohne die Kompilierungstechniken, die Franz seit Mitte der 1990er-Jahre entwickelt hat, nicht möglich gewesen.

Professor Michael Franz von der University of California, Irvine, der im Juni mit dem Humboldt-Forschungspreis der Alexander von Humboldt Stiftung ausgezeichnet wurde, kommt in den Sommersemestern 2020 und 2021 als Gastprofessor an die TU Braunschweig. Bildnachweis: Markus Hörster/TU Braunschweig

Professor Michael Franz von der University of California, Irvine, der 2019 mit dem Humboldt-Forschungspreis der Alexander von Humboldt Stiftung ausgezeichnet wurde, ist in den Sommersemestern 2020 und 2021 als Gastprofessor an der TU Braunschweig. Bildnachweis: Markus Hörster/TU Braunschweig

Michael Franz erforschte den Einsatz der dynamischen Just-in-Time (JIT)-Kompilierung und –Optimierung. Dabei konzentrierte er sich nicht nur auf statische Sprachen wie Java, sondern auch auf dynamische Programmiersprachen. Anfangs wurden solche dynamischen Sprachen vor allem in der Forschung und im akademischen Umfeld eingesetzt. Das änderte sich, als JavaScript für die Erstellung von Webdiensten eingesetzt wurde. JavaScript ermöglichte die Erstellung von Websites, die für den Benutzer von vorher installierten Dienstprogrammen fast nicht zu unterscheiden sind — zum Beispiel verhält sich GMail im Browser fast genau so wie ein traditionelles E-Mail-Programm. JavaScript wurde – wie andere dynamische Sprachen auch – zunächst interpretiert. Das heißt, der Programmcode wurde Zeile für Zeile ausgelesen und die Anweisungen wurden zeilenweise ausgeführt, was zu einer schlechten Performance führte.

Franz erfand eine neue Kompilierungstechnik und entwickelte einen JIT-Compilers für JavaScript, der auf dieser neuen Technik basiert. Anschließend organisierte in Zusammenarbeit mit der Mozilla Foundation ein Projekt, um diese Technik in den Firefox-Browser zu integrieren. Dadurch nahm die Verwendung von JavaScript massiv zu und ist heute die weltweit am häufigsten verwendete Programmiersprache.

„Einfluss ist unbestreitbar“

Die ACM ist eine 1947 gegründete wissenschaftliche Gesellschaft für Informatik mit Sitz in New York und rund 78.000 Mitgliedern weltweit. Mit dem „Charles P. Chuck Thacker Breakthrough in Computing Award“ zeichnet sie Einzelpersonen oder Gruppen aus, die bahnbrechende Beiträge zu Ideen oder Technologien im Computerbereich geleistet haben. Die von Microsoft finanziell unterstützte Auszeichnung ist mit 100.000 Dollar dotiert.

Eric Horvitz, Technical Fellow und Direktor von Microsoft Research: „Der Einfluss von Michael Franz‘ Arbeit ist unbestreitbar. Webbasierte Anwendungen haben das Feld verändert und sind eng mit dem Wachstum des Cloud Computing verbunden. Der Begriff ‚Web 2.0‘ bezeichnet die Welt, in der wir jetzt leben, mit Websites, die einfach zu bedienen und interoperabel sind und eine partizipative Kultur fördern. Webanwendungen haben auch weiterhin einen bedeutenden Einfluss auf große und kleine Unternehmen. Michael Franz‘ Einsichten und seine erfolgreiche Anwendung dieser Einsichten haben eine enorme Auswirkung auf fast alle Bereiche der Gesellschaft gehabt.“

Über Michael Franz

Michael Franz ist Chancellor’s Professor im Fachbereich Informatik an der University of California (UC), Irvine. Dort leitet er auch das „Secure Systems and Software Laboratory“ leitet. Sein derzeitiger Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich der Softwaresysteme, wobei er sich besonders auf Compiler, virtuelle Maschinen und verwandte Techniken auf Systemebene konzentriert, um Software sicherer oder schneller zu machen. Professorin Ina Schaefer holte Franz als Gastprofessor nach Braunschweig. Hier hielt er zuletzt im Wintersemester 2020/21 die Vorlesung „Compiler 2.“

Franz promovierte an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH Zürich). Er wurde ausgezeichnet mit dem Humboldt-Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung, erhielt den CAREER Award der National Science Foundation, ein IEEE Computer Society Technical Achievement Award und ein Distinguished Mid-Career Faculty Award for Research der University of California, Irvine. Franz ist ein Fellow der ACM, des Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE), der American Association for the Advancement of Science (AAAS) und der International Federation for Information Processing (IFIP). 2019 erhielt Franz den Humboldt-Forschungspreis der Alexander von Humboldt Stiftung.