Chemikerin Helma Wennemers erhält Inhoffen-Medaille 2017 HZI und TU Braunschweig verleihen renommierten Preis für Naturstoffchemie
Die organische Chemie zur Synthese von Verbindungen zu nutzen, die die Natur so nicht hervorbringen kann, ist das besondere Interesse der Chemikerin Prof. Helma Wennemers. Sie forscht an der ETH Zürich an der Entwicklung neuer Substanzen und Materialien. Für ihre herausragenden Forschungsarbeiten wurde sie heute mit dem Inhoffen-Preis geehrt, der als eine der angesehensten deutschen Auszeichnungen auf dem Gebiet der Naturstoffchemie gilt und mit 5000 Euro dotiert ist. Der Preis wird jährlich vom Förderverein des HZI gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) und der Technischen Universität
Braunschweig verliehen.
„Helma Wennemers entwickelt auf Grundlage eines genauen molekularen Verständnisses neue Synthesemethoden und setzt diese äußerst vielseitig zur Findung verbesserter Wirkstoffe, für bildgebende Sonden in der Medizin, für neue Materialien auf Collagenbasis oder zur Bildung definierter Metall-Nanopartikel ein“, beschreibt Prof. Mark Brönstrup, der die Laudatio hielt, das wissenschaftliche Wirken der Preisträgerin. Ihre größte Motivation sei das Verständnis der Natur auf molekularer Ebene und das Entdecken möglicher Anwendungen, sagt Wennemers über ihre Arbeit.
Wennemers absolvierte ein Chemiestudium in Frankfurt am Main und wurde 1996 an der Columbia University in New York promoviert. Danach arbeitete sie als Wissenschaftlerin an der Nagoya University in Japan. 1999 startete sie als jüngste Professorin an der Universität Basel. Seit 2011 forscht und lehrt Wennemers an der ETH Zürich. Neben der Lehre vermittelt sie komplexe naturwissenschaftliche Themen auch im Schweizer Fernsehen und im Radio.
Zur Ehrung mit der Inhoffen-Medaille hat Wennemers einen ganz besonderen Bezug: Prof. Hans Herloff Inhoffen war Doktorvater ihres Diplomarbeitsbetreuers, Prof. Gerhard Quinkert, einem ihrer prägenden Mentoren. „Auch wenn ich nur acht Monate im Labor von Gerhard Quinkert verbracht habe, so war es eine sehr wichtige Zeit. Damals wurde mir klar, wie sehr Quinkert von Inhoffen geprägt wurde“, erinnert sich Wennemers. „Über die Preisverleihung mit diesen beiden großen Namen – Quinkert war der erste Preisträger der Inhoffen-Medaille – verbunden zu sein, ist etwas ganz Besonderes.“
Zum Gedenken an den 1992 verstorbenen Chemiker Hans Herloff Inhoffen veranstalten die Technische Universität Braunschweig und das HZI (damals noch: Gesellschaft für Biotechnologische Forschung, kurz GBF) seit 1994 jährlich die Inhoffen-Vorlesung, bei welcher der gleichnamige Preis vergeben wird. Inhoffen lehrte von 1946 bis 1974 an der Technischen Universität Braunschweig und amtierte dort von 1948 bis 1950 als Rektor. Er gründete darüber hinaus 1965 das „Institut für Molekulare Biologie, Biochemie und Biophysik“ (IMB), das Vorläufer-Institut der GBF und damit des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung.
Im Rahmen der Inhoffen-Vorlesung würdigte der HZI-Förderverein außerdem herausragende lebenswissenschaftliche Dissertationen, die am HZI und der Technischen Universität Braunschweig abgeschlossen wurden. Träger der mit je 1000 Euro dotierten Förderpreise sind in diesem Jahr Dr. Tobias Bock vom HZI und Dr. Islam El-Awaad von der Technischen Universität Braunschweig. Bock promovierte über einen Biosyntheseweg in Myxobakterien, El-Awaad über einen Stoffwechselweg in der Arzneipflanze Johanniskraut.