Braunschweig ist eine Hochschulstadt und eine Wissenschaftsstadt. Forschung und Lehre sind offen und international.
Ansprache des Präsidenten der Technischen Universität Braunschweig, Prof. Dr.-Ing. Jürgen Hesselbach
Kundgebung „Kein Platz für Rassismus“ am 19.1.2015
An der Technischen Universität Braunschweig sind in diesem Semester über 2.300 internationale Studierende eingeschrieben. Sie stammen aus 113 Ländern und von fünf Kontinenten. Das ist ein Allzeit-Rekord, und wir sind darauf außerordentlich stolz. Mit ihrem Erfahrungs- und Wissenshintergrund und ihren unterschiedlichen Perspektiven bereichern diese Kommilitonen und Kommilitoninnen das Leben auf dem Campus enorm. Wenn sie die Uni wieder verlassen, um in ihre Heimat zurückzukehren, sind sie die besten Botschafter, nicht nur für die Carolo-Wilhelmina, sondern auch für die Stadt Braunschweig und unsere Region. Wir sind ebenso stolz auf den hohen Anteil von Studierenden, die von Braunschweig aus starten, um ein oder mehrere Auslandssemester in einem anderen Land zu verbringen. Sie machen dort Erfahrungen, die ihr gesamtes Leben bereichern, lernen andere Gesellschaften, Ansichten, Kulturen, und auch Religionen kennen. Weltweit sind Hochschulen Orte wachsender Internationalität und ein Tor zur Welt.
Für die Forschung gilt das erst Recht. In den meisten Fächern tauschen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit aus. Auslandserfahrungen sind nicht selten der Schlüssel zu wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die großen gesellschaftlichen Fragestellungen zur Bekämpfung von Krankheiten, zur Verbesserung unserer Klima- und Umweltbilanz, zur Mobilität und zur Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft kann man heute nur dadurch beantworten, dass sich Forscherinnen und Forscher über Ländergrenzen hinweg austauschen. Wenn sich international renommierte Forschende für einen Aufenthalt in Braunschweig entscheiden, dann ist das für uns ein Grund zur Freude. Diese Stadt ist zwar unsere Heimat, in der Welt aber längst nicht so bekannt wie Berlin, Heidelberg oder München.
Das sind nur die wichtigsten Gründe, warum wir viel Engagement und Arbeit in unsere Internationalisierungsstrategie investieren.
Forschung und Lehre setzen Offenheit und Toleranz voraus. Sie leben von der Vielfalt der Perspektiven. Die Grenzen der Meinungsfreiheit bestimmt unsere Verfassung: Wenn jemand aufgrund seines Glaubens oder persönlicher Eigenschaften oder Ansichten diskriminiert wird, werden wir das nicht akzeptieren. Zur Universität gehören die Meinungsfreiheit und auch die Pressefreiheit. Selbstverständlich können sich auch Außenstehende kritisch über uns äußern. Wir fördern die Vielfalt und respektieren die Unterschiedlichkeit der Ansichten natürlich auch jenseits der Internationalität.
Das klingt in Sonntagsreden selbstverständlich, ist aber im Alltag oft eine Herausforderung. Manchmal sind andere Meinungen und Thesen, seien sie wissenschaftlicher, politischer oder religiöser Natur, eine Zumutung. Dann liegt es mitunter nahe, einfache Schlüsse zu ziehen und schnell zu einem Urteil zu kommen, das sich bei näherem Hinsehen als Vorurteil herausstellt. Auf dem Campus ist das nicht anders als in der Gesellschaft insgesamt.
„Wer Fremden feindlich begegnet ist nicht würdig, Mitglied dieser Hochschule zu sein.“ Dies hat der Senat der Technischen Universität Braunschweig im Jahr 1993 beschlossen. Der Satz ist heute so aktuell wie damals. Jeder Mensch, der zum ersten Mal als Studentin oder Student, Mitarbeiter oder Mitarbeiterin, Gastwissenschaftler / wissenschaftlerin oder interessierter Laie eine Hochschule betritt, fühlt sich am Anfang fremd. Wer sie verlässt, fühlt sich – so hoffe ich – als Mitglied unserer Gemeinschaft.
Ich spreche im Namen des gesamten Präsidiums und bin sicher, dass auch unser Senat und Hochschulrat, die Studierendenvertretung und der Personalrat dafür einstehen: Wir fördern eine Kultur der Vielfalt, Weltoffenheit und Meinungsfreiheit. Und wir freuen uns, dass sich jetzt so viele Menschen für diese Werte stark machen: auf dem Campus, in unserer Stadt und Region, im ganzen Land, in Europa und auf der Welt.