23. April 2021 | Magazin:

Beratungsnavi: Orientierung im Beratungs-Dschungel Die „Wegbereiter“ helfen bei Studienzweifeln

Die TU Braunschweig bietet ihren Studierenden vielfältige Beratungsangebote für nahezu jedes studienrelevante Anliegen: von Prüfungsangst über Studienfinanzierung bis hin zu Studieren mit Kind. Orientierung im breit gefächerten Angebot bietet das Beratungsnavi der Carolo-Wilhelmina, das sich gerade im Aufbau befindet. Es dient als erste Anlaufstelle im Netz. Zum Start des Sommersemesters 2021 stellen wir einige Beratungsangebote vor und haben mit dem Team des Projekts „Wegbereiter“ gesprochen.

Finanzierungsberatung

Neben der Unterstützung durch die Eltern oder BAföG bildet der eigene Verdienst eine wichtige Finanzierungsquelle für Studierende. Dies sind jedoch nicht die einzigen Finanzierungswege. Hilfe und Unterstützung bekommen Studierende in der Finanzierungsberatung des Immatrikulationsamts.

students@work

Das Angebot „students@work“ des Hochschulinformationsbüros der Gewerkschaften (hib) bietet eine Erst-Beratung bei Problemen in Job und Praktikum. Studierende bekommen dort Tipps und Informationen zu Beschäftigungsverhältnissen und Hilfe bei Rechtsfragen. Was muss ich beim Jobben neben dem Studium oder bei studienbegleitenden Praktika beachten? Fragen dazu und zu Arbeitsvertrag, Arbeitszeugnis, Arbeitsschutz, Urlaub und Krankheit im Job werden beantwortet.

Im Beratungsnavi der TU Braunschweig sind alle weiteren Beratungsangebote, Öffnungszeiten und Kontaktmöglichkeiten zusammengestellt.


Wegbereiter – Studienzweifel? – Wir sind da!

Das Projekt „Wegbereiter“ der Zentralen Studienberatung bietet allen Studierenden mit Studienzweifeln oder Abbruchgedanken – aber auch denjenigen, die den Abbruch schon vollzogen haben – eine Anlaufstelle, um sich neu zu orientieren beziehungsweise Perspektiven zu entwickeln und die dazu nötigen Schritte zu planen. In der Projektlaufzeit 2020/21 wird es finanziell vom Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Braunschweig mit unterstützt.

Wir haben mit Projektleiterin Johanna Kuchling-Pietrek und Projektmitarbeiter André Völker über den Beratungsbedarf in der Corona-Pandemie, aktuelle Probleme von Studierenden und neue „Wegbereiter“-Formate im Sommersemester gesprochen.

Ist der Beratungsbedarf seit Beginn der Corona-Pandemie größer geworden?

Ein höheres Beratungsaufkommen konnten wir nicht beobachten. Das ist aber aus unserer Sicht keine positive Entwicklung, denn tatsächlich verbirgt sich dahinter ein gegenläufiges Problem: Vor allem während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 haben sich offenbar viele Studierende zurückgezogen, vielleicht auch aus Unsicherheit darüber, ob Beratungsangebote überhaupt weiterlaufen. Von den Ratsuchenden, die uns dann verstärkt wieder im Sommer oder auch zum Jahreswechsel aufgesucht haben, wissen wir, dass sie häufig in eine abwartende Haltung geraten sind.

Ob in der Hochschullandschaft, der Wirtschaft oder der Politik: Niemand weiß derzeit, wie es weitergeht. Die Pandemie verführt dazu, sich die eigenen Probleme nicht genauer anzusehen und Lösungsansätze nach hinten zu schieben auf „die Zeit danach“, wenn „alles wieder normal läuft“. Dies könnte dazu führen, dass es mehr Langzeitstudierende gibt oder Studierende, die sich mit ihrem Berufseinstieg erst sehr spät auseinandersetzen. Im schlimmsten Fall sehen wir dann vielleicht bald wieder mehr späte Studienabbrüche, weil aufgeschoben wird.

Der Trend ging vor der Pandemie durch das leistungsintensivere Bachelorsystem eher zu frühen Studienwechseln oder –abbrüchen, was im Lebensverlauf oft nicht so dramatisch ist wie eine späte Erkenntnis, dass der Weg, den man eingeschlagen hat, nicht der Richtige ist.

Projektleiterin Johanna Kuchling-Pietrek im Homeoffice. Bildnachweis: Martin Pietrek/TU Braunschweig.

Welches sind die häufigsten Fragen und Probleme, mit denen die Studierenden zu Ihnen kommen?

Die Beratungsanliegen bei „Wegbereiter“ sind sehr verschieden, da in jedem individuellen Fall immer eine Vielzahl von Faktoren dazu führt, dass sich Studienzweifel entwickeln. Es können Zweifel über das gewählte Studienfach, den Studienort oder Zweifel bezüglich der persönlichen Eignung für ein Studium generell sein.

Häufig beschäftigen sich Studierende erst während des Studiums mit den Tätigkeiten, die sie im späteren Berufsalltag ausführen werden und bekommen Zweifel, ob sie etwa den ganzen Tag am Computer sitzen möchten, oder ob sie, mal am Beispiel des Bauingenieurwesens skizziert, statt in der Funktion des Bauleiters, der eher plant, abnimmt und Anweisungen gibt, lieber praktisch auf der Baustelle tätig sein möchten. Dies sagt dann wenig darüber aus, ob sie es schaffen können, das Studium zu Ende zu bringen, sondern geht mehr in die Richtung: Wie will ich mein Berufsleben gestalten? Was motiviert mich, sowohl durch das anspruchsvolle Studium erfolgreich durchzukommen, als auch später im Berufsalltag?

Denken mehr Studierende durch Corona über einen Studienabbruch nach?

Das können wir nicht beurteilen, da wir dazu keine Befragungen in der Studierendenschaft durchführen. Somit gibt es auch keine Vergleichswerte aus den vergangenen Jahren. Wir beobachten jedoch, dass Studierende, die generell mehr Schwierigkeiten haben, sich selbst zu organisieren oder gern gemeinsam in Gruppen lernen und sich in normalen Zeiten mehr Hilfe suchen würden, es durchaus schwerer haben, in Pandemiezeiten gut durch das Studium zu kommen. Das heißt aber nicht, dass sie gleich über einen Studienabbruch nachdenken.

Gestaltet sich die Suche nach Alternativen schwieriger als in normalen Zeiten?

Was alternative Studienmöglichkeiten betrifft, findet Beratung und Studienangebot wie gewohnt statt. Neujustierungen des Studienschwerpunkts oder ein Fachwechsel sind weiterhin jederzeit möglich.

Was bei einer Entscheidung hilft, ist ein Gespür für die Praxis zu bekommen. Daher raten wir zur Absolvierung von Praktika und stellen Kontakte zu regionalen Unternehmen her.

In der Pandemie ist die Suche danach schwieriger geworden, da auch in der Arbeitswelt derzeit wenig planbar und unklar ist, wann es wieder zu einem normalen Arbeitsbetrieb kommen wird.

Besonders für Erstsemester ist ein Studienstart unter Pandemie-Bedingungen schwierig. Welche Erfahrungen haben Sie mit dieser Gruppe gemacht?

In der Regel ist es normal, dass sich im ersten Semester eine gewisse Überforderung einstellt. Studierende kommen meist erst später zu uns, wenn es also auch in folgenden Semestern nicht besser wird. Ganz selten wissen sie schon nach dem ersten Semester, dass sie sich zum Beispiel im Fach vertan haben.

Was jedoch Studien auch zeigen, ist, dass Studierende der ersten Generation, also sogenannte „Arbeiterkinder“, neben den fachlichen Herausforderungen auch Schwierigkeiten damit haben, sich im Studienalltag zurecht zu finden, sich Informationen und Hilfe zu holen, die Professor*innen angemessen anzusprechen und bei Bedarf um Unterstützung zu bitten. Diese Gruppe könnte durch das im Online-Semester sehr selbstständige und isolierte Studieren gefährdet sein, schlechtere Studienleistungen zu erbringen oder die notwendige Freude am Studium gar nicht erst zu erleben.

Es ist also durchaus ratsam, die Gruppe der Erstsemester weiter zu beobachten und als Lehrende*r noch stärker darauf zu achten, wie es den Studierenden geht. Auch vorbeugende zusätzliche Angebote zur Vorbereitung auf das Online-Studium sind sicherlich sinnvoll. Wir befürworten und unterstützen es, sich frühzeitig beraten zu lassen und anschließend Gewissheit zu haben, dass man sich auf dem richtigen Weg befindet, anstatt sich aufgrund schwieriger Bedingungen und mangelnder Hilfe als Einzelkämpfer durchs Studium zu quälen.

Projektmitarbeiter André Völker im virtuellen Beratungsgespräch. Bildnachweis: Susann Heichel/TU Braunschweig.

Wie sieht das Beratungsangebot der „Wegbereiter“ derzeit aus und welche Formate sind im Sommersemester geplant?

Unser Beratungsangebot läuft normal weiter, außer dass wir jetzt Gespräche digital per Videokonferenz und Telefon anbieten. Ratsuchende können sich an uns per E-Mail an wegbereiter@tu-braunschweig.de wenden, um einen Beratungstermin zu vereinbaren. Bei dem Termin nehmen wir uns 60 bis 90 Minuten Zeit und besprechen die Situation ausführlich.

Im Sommersemester werden wir Infoabende im Abstand einiger Wochen mit wechselnden Themen anbieten. Sie sind für alle Interessierte offen. Am Donnerstag, 29. April, wird das Thema „1 Jahr Corona – mehr oder weniger Zweifel? Was hilft?“ sein. In der Online-Veranstaltung, die um 18.00 Uhr startet, werden auch ehemalige Ratsuchende berichten, wie sie ihre Schwierigkeiten im Studium während der Pandemie überwinden konnten und Wege gefunden haben, damit umzugehen.

Außerdem planen wir am 1. Juni 2021 ein „Karriere-Blind-Date“, also ein Online-Speeddating mit Unternehmen in Kooperation mit der Hochschulgruppe von arbeiterkind.de.