27. Februar 2018 | Magazin:

Baugeschichte selbst erleben LehrLEO-Award in der Kategorie "Beste grundständige Lehre"

Die Nominierungsfrist für die LehrLEO-Awards, die studentischen Lehrpreise der TU Braunschweig, ist seit Anfang Februar abgelaufen. Während die Lehrenden der nominierten Lehrveranstaltungen nun ihre Lehrkonzepte einreichen, stellen wir die  Preisträgerinnen und Preisträger der vierten Gewinnerveranstaltung des Jahres 2017 noch einmal vor: Den Preis in der Kategorie „Beste grundständige Lehre“ für Lehrveranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmenden aus unterschiedlichen Bachelor-Studiengängen gewann die Lehrveranstaltung „Living Heritage – Workshop Baugeschichte Goslar“, angeboten von Prof. Alexander von Kienlin und Gunnar Schulz-Lehnfeld am Institut für Baugeschichte.

Glückliche Gewinner: Mit ihrer Veranstaltung „Baugeschichte Goslar“ gewannen Prof. Alexander von Kienlin (rechts) und Gunnar Schulz-Lehnfeld den LehrLEO-Award 2017 für die beste grundständige Lehre. Bildnachweis: Lea Hanke/TU Braunschweig

Bislang erhielten die Studierenden im Bachelor-Studiengang Architektur im Rahmen einer zweisemestrigen Vorlesung einen ausschließlich theorieorientierten Überblick über die Entwicklungslinien der letzten 5.000 Jahre europäischer Baugeschichte. Prof. von Kienlin und Schulz-Lehnfeld erweiterten diese Veranstaltung nun gemeinsam mit ihren studentischen Tutorinnen und Tutoren um einen Praxisteil und füllten diese Vorlesung mit Leben: Sie entwickelten eine Projektwoche, in der die teilnehmenden Studierenden in Goslar historische Gebäude selbst untersuchten, ihre Erkenntnisse über eine Geocaching-App und in Gruppengesprächen mit ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen teilten und sich über mehrere Tage hinweg intensiv darüber austauschten.

Prof. von Kienlin, der seit 2013 Leiter des Instituts für Baugeschichte ist, hebt besonders die Möglichkeit der Teilnehmenden während dieser Projektwoche hervor, ihre objektspezifischen Fragen am konkreten Beispiel zu thematisieren: „Abstrakt-theoretisches Wissen wird am Einzelfall praktisch überprüft. Alle vor Ort diskutierten Fragen bereichern und erweitern die fachspezifischen Inhalte.“ So sei der ideale Übertrag der erlernten Theorie in reale Situationen gelungen.

„Wichtig waren vor allem Gruppen- und Peer-Learning sowie die Rollentauscherfahrung“, ergänzt Schulz-Lehnfeld: „Zentral war, dass die Teilnehmenden in verschiedene Rollen schlüpften, von Studierenden über Forschende und Publizierende bzw. Lehrende bis hin zu kritisch Evaluierenden.“

Die Gutachterinnen und Gutachter lobten diese „Verknüpfung aus Baukonstruktion, Denkmalpflege und Baudokumentation, die auf konkrete, praktische Fälle angewendet wird“. Der Ansatz sei sehr innovativ, „die Studierenden erkunden eigenständig analysierend und auch forschend eine mittelalterliche Stadt mit verschiedenen Bauepochen“. Diese praktische Umsetzung sei besonders bemerkenswert, da es sich um keine Veranstaltung in Seminargröße handle, sondern um eine praxisnahe Vorlesung mit 180 Studierenden.

Die beiden Hochschullehrer denken nun darüber nach, ihr innovatives Lehrformat auch in andere Studiengänge zu transferieren. So erklärt Schulz-Lehnfeld: „Wir fühlen uns bestätigt, die konventionellen Lehrformate weiterzuentwickeln und durch neue Lehr-Lern-Tools zu bereichern.“ Umfangreiche Unterstützung erhielten die Lehrenden durch das Projekt teach4TU: Die Projektwoche wurde als Innovationsprojekt im Rahmen des Innovationsprogramms Gute Lehre im Wintersemester 2015/16 gefördert. Zum ersten Mal erhielt damit ein Innovationsprojekt einen der begehrten Lehrpreise.

Ganze zehn Monate dauerten Entwicklung und Vorbereitung der Projektwoche. „Es freut uns daher besonders, dass unsere Optimierung der Lehrformate wahrgenommen wird“, so Prof. von Kienlin. Der Award kam dennoch unerwartet: „Bei der Vielzahl der guten nominierten Veranstaltungen konnten wir nur hoffen, dass wir den Gutachterinnen und Gutachtern die Qualität des Workshops „Baugeschichte Goslar“ in der konzentrierten Beschreibung des Lehrkonzepts vermitteln konnten.“