Ausgezeichnet: Dissertation über Wirkstoffe aus Pilzen gegen Infektionen Heinrich-Büssing-Preisträgerin Dr. Clara Chepkirui im Interview
Dr. Clara Chepkirui forschte in ihrer Dissertation an tropischen, bisher unbeachteten Pilzen und entdeckte dabei neue Substanzen, die gegen verschiedene Bakterien, Hefen und Biofilme wirksam sind. Zurzeit laufen Studien, um die vielversprechendsten Substanzen zukünftig beispielsweise in Medikamenten einzusetzen.
Wie würden Sie das Forschungsthema Ihrer Dissertation in einfachen Worten erklären?
Antimikrobielle Resistenz (AMR), also die Fähigkeit eines Mikroorganismus, eine Resistenz gegen die Wirkung eines antimikrobiellen Medikaments zu entwickeln, ist sicher Vielen als Thema bekannt.
AMR tritt auf, wenn Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten sich im Laufe der Zeit verändern und nicht mehr auf Medikamente ansprechen, wodurch Infektionen schwieriger zu behandeln sind und das Risiko der Ausbreitung von Krankheiten, schwerer Erkrankungen und des Todes erhöht wird. Leider nimmt die Zahl resistenter Mikroben im Laufe der Jahre immer weiter zu, wodurch die verfügbaren Behandlungen unwirksam werden und somit die ständige Notwendigkeit besteht, neue Substanzen zu entdecken, die zur Bekämpfung dieses Problems eingesetzt werden können. Natürliche Produkte, die von Mikroben und Pflanzen produziert werden, sind eine große Quelle für dieses antimikrobielle Mittel. Meine Dissertation befasste sich hauptsächlich mit der Entdeckung neuer Substanzen aus Pilzen, die gegen klinisch relevante Mikroorganismen wirksam sind.
Was ist das Besondere an Ihren Ergebnissen?
Während meiner Doktorarbeit untersuchte ich tropische Pilze, die in Kenia gesammelt wurden. Die meisten dieser Pilze waren neu in der Wissenschaft, weil sie vorher noch nicht beschrieben worden waren. Als Ergebnis entdeckten wir über 60 neue Substanzen, die gegen verschiedene Bakterien, Hefen und Biofilme wirksam waren und von denen einige auch neurotrophe Eigenschaften hatten – sie könnten zur Behandlung neurodegenerativer Krankheiten wie Alzheimer entwickelt werden.
Wie können Ihre Ergebnisse in der Praxis angewendet werden?
Der grösste Teil der von mir entdeckten Verbindung hat das Potenzial, als antimikrobielle Substanz eingesetzt zu werden. Zu einigen der vielversprechendsten Substanzen laufen bereits weitere Studien.
Was empfanden Sie als schönste Erfahrung während Ihrer Dissertation?
Als junge Wissenschaftlerin hat mir der ganze Forschungsprozess Spaß gemacht. Darüber hinaus konnte ich mit Wissenschaftler*innen anderer Institutionen und auch meiner Hochschulen zusammenarbeiten. Um es kurz zu sagen, ich würde sagen, dass ich nicht nur wissenschaftlich, sondern auch als Person gewachsen bin.
Wo arbeiten Sie jetzt?
Im Moment arbeite ich als Postdoc an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich (ETH Zürich).
Was hat Ihre aktuelle Arbeit mit Ihrem Dissertationsthema zu tun?
Ich beschäftige mich immer noch mit Naturstoffen. Aber dieses Mal arbeite ich an Naturstoffen aus marinen und terrestrischen Bakterien.
Was ist neben der Wissenschaft Ihre größte Leidenschaft?
Ich komme aus Afrika, wo viele Frauen keine Möglichkeit haben, eine Ausbildung zu erhalten. Ich engagiere mich stark in den Programmen der Kampagne für Mädchenbildung und Empowerment zu Hause. Diese Kampagne zielt darauf ab, die jungen Mädchen für die Notwendigkeit zu sensibilisieren, eine hohe Ausbildung zu durchlaufen und sie auch auf die verschiedenen Stipendienprogramme aufmerksam zu machen, für die sie sich bewerben können.