Auf die Köpfe kommt es an! Fragen an Vizepräsident Professor Peter Hecker: Wie fördern wir den wissenschaftlichen Nachwuchs?
“We move people towards understanding future challenges” und “We move excellent people to Braunschweig” – lauten gleich zwei Ziele der Exzellenzstrategie der TU Braunschweig. Beide Ziele haben die Forschenden an der Carolo-Wilhelmina im Blick. Für sie wurde an der TU Braunschweig im Jahr 2018 ein Personalentwicklungskonzept erarbeitet und verabschiedet.
Mit Professor Peter Hecker, Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs, sprachen Stephan Nachtigall und János Krüger über die Kernpunkte des Konzepts und das, was Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler darüber wissen sollten.
Herr Professor Hecker, als Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs haben Sie das Personalentwicklungskonzept für das wissenschaftliche Personal auf den Weg gebracht. Was bietet es und an wen richtet es sich?
Zunächst möchte ich betonen, dass die Entwicklung eine große Teamleistung gewesen ist, die auf Initiative des Präsidiums und des Senats in einem partizipativen Prozess erarbeitet wurde. Für die TU Braunschweig hat die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses eine hohe Bedeutung. Schließlich steckt hinter der Forschung an unserer Universität immer auch der Erwerb neuer Qualifikationen auf verschiedenen Karrierestufen. Dabei blickt das Personalentwicklungskonzept bewusst über die fachliche Eignung hinaus. Es trägt dazu bei, sich wichtige Kompetenzen und Qualifikationen anzueignen, um die nächste Karrierestufe innerhalb und außerhalb der TU Braunschweig zu erreichen.
Zahlreiche Unterstützungs- und Förderangebote haben sich für die verschiedenen Zielgruppen etabliert und erfreuen sich starker Nachfrage und Beliebtheit. Nun war es an der Zeit, alle diese Angebote in einem einheitlichen Konzept zusammenzuführen und damit transparente und planbare Karrierewege zu ermöglichen. Zudem erlaubt ein ganzheitliches Personalentwicklungskonzept, die vorhandenen Angebote zu vergleichen und besser aufeinander abzustimmen. Es ist auch ein Werkzeug für uns, Erweiterungen und Weiterentwickelungen vorzunehmen, wie wir es bereits für den Karriereweg „Tenure-Track-Professur“ getan haben.
Das Personalentwicklungskonzept wendet sich demnach vor allem an den wissenschaftlichen Nachwuchs?
Das Personalentwicklungskonzept hat das gesamte wissenschaftliche Personal der TU Braunschweig zum Zielgruppe und orientiert sich an den jeweiligen Bedarfen. Parallel dazu wurde auch an einem Personalentwicklungskonzept der Mitarbeitenden in Technik und Verwaltung gearbeitet.
Wir möchten ausdrücklich auch die berufserfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ansprechen und Angebote für ihre individuelle Förderung und Entwicklung machen. Beispielsweise richtet sich das „Forum Wissenschaft und Führung“ an Professorinnen und Professoren in verantwortlicher Position, Coachings für Führungskräfte erschließen auch für erfahrende Forschende individuelle Weiterbildungsoptionen. Dennoch stellt der wissenschaftliche Nachwuchs zum einen die zahlenmäßig größte Gruppe dar und ist zum anderen naturgemäß die Gruppe mit einem erhöhten Bedarf an Unterstützung. Denn die entscheidenden Übergänge zwischen den Karrierephasen unterliegen immer auch einem Wettbewerbs- und Auswahlprozess. Hier die richtigen Entscheidungen für den eigenen Weg zu treffen, ist nicht immer ganz einfach. Dafür möchten wir, ergänzend zur individuellen Betreuung in den Instituten und Forschungseinheiten, einen Rahmen schaffen, um dem wissenschaftlichen Nachwuchs auf einem eigenverantwortlichen Karriereweg ein bestmögliches Maß an Unterstützung zukommen zu lassen und dadurch um Transparenz und Planbarkeit zu verbessern.
Welchem Gedanken folgt das Personalentwicklungskonzept?
Verantwortung und Klarheit sind zwei wichtige Werte an der TU Braunschweig, die in die Erstellung des Personalentwicklungskonzeptes eingeflossen sind. So bestand große Einigkeit darüber, dass wir unseren wissenschaftlichen Nachwuchs bestens unterstützen und gleichzeitig Selbstständigkeit fördern wollen. Das heißt beispielsweise, dass eine Promotion ein höchst eigenverantwortliches Vorhaben ist. Dafür braucht es neben Leidenschaft für das Thema auch Disziplin und Organisation. Unser Ziel besteht darin, nicht nur die Bedingungen zu optimieren, sondern auch die notwendigen Kompetenzen zu vermitteln.
Außerdem gehen wir davon aus, dass eine wissenschaftliche Karriere bedeutet, verschiedene, auch internationale Stationen zu absolvieren. Das können außeruniversitäre Forschungseinrichtungen oder auch Positionen außerhalb der Wissenschaft sein. Darüber hinaus haben wir, ganz im Sinne der Internationalisierungsstrategie, Maßnahmen entworfen, die es beispielsweise Wissenschaftlerinnen erlauben, Stationen im Ausland zu absolvieren und gleichzeitig eine sichere Rückkehroption zu haben. Besonders freut mich, dass diese Überlegungen bereits in die Exzellenzstrategie der TU Braunschweig eingegangen und dort weiterentwickelt worden sind.
Welche langfristigen Effekte verspricht das Konzept?
Als akademisches Zentrum der Forschungsregion steht die TU Braunschweig allen voran in Konkurrenz um die klügsten Köpfe – vor allem international. Das Personalentwicklungskonzept steigert daher nicht zuletzt auch unsere Attraktivität als Arbeitgeber. Außerdem wissen wir, dass die verschiedenen Pfade, von der R1 bis zur R4 Phase, auch eine Bestenauslese bedeuten. Nicht alle werden innerhalb der TU Braunschweig oder der Wissenschaft ihren individuellen Karriereweg beschreiten können.
Dennoch handelt sich es hierbei um sehr gut ausgebildete Menschen, die mehrheitlich gute und auch sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Deswegen möchten wir den wissenschaftlichen Nachwuchs mit einem transparenten und durchlässigen Karrieresystem auf alle Optionen vorbereiten. Denn jeder von uns, ob hier an der Universität oder einem der zahlreichen außeruniversitären Forschungseinrichtungen, in Industrie, Wirtschaft oder öffentlichem Sektor wird immer auch mit der TU Braunschweig verbunden sein.