Auf der Jagd nach dem COVID-19-Wirkstoff Minister Björn Thümler bewilligt Mittel für die Forschung an Antikörper-Therapien
„Die wirklichen Helden dieser Tage sind unsere Doktoranden und Doktorandinnen“, sagt Professor Stefan Dübel. „Sie haben ihre eigenen Projekte vorübergehend zurückgestellt und arbeiten jetzt nur noch an der Produktion von Antikörpern gegen den Coronavirus, auch an den Wochenenden, auch über Ostern. Alle forschen mit höchstem Einsatz.“ Zusammen mit Professor Michael Hust, wie er am Institut für Biochemie, Biotechnologie und Bioinformatik der TU Braunschweig, hält Dübel diesen Helden den Rücken frei. Damit das Team finanziell abgesichert ist, hat Björn Thümler, Minister für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachsen, jetzt schnell und unbürokratisch 160.500 Euro zur Verfügung gestellt.
„Sie müssen nicht auf den Zuwendungsbescheid warten – das Geld ist da“, so der Minister heute im Rahmen einer gemeinsamen Videokonferenz, zu der die Präsidentin der TU Braunschweig, Prof. Anke Kaysser-Pyzalla eingeladen hatte. Um die Auswirkungen der Corona-Epidemie so schnell wie möglich in den Griff zu bekommen, gehen Wissenschaft, Wirtschaft und Ministerien derzeit auch unkonventionelle Wege.
Verfahren beschleunigen, Prozesse abkürzen
Im internationalen Forschungsverbund ATAC (Antibody Therapy Against Corona-Virus) suchen Dübel, Hust und ihr Team nach optimal passenden Antikörpern. „Sie sollen direkt an der Protein-Hülle des SARS-Cov-2 Virus andocken und es somit unschädlich machen. Auf diese Weise könnten bereits erkrankte Menschen geheilt und sogar Risikopatienten oder medizinisches Personal geschützt werden“, erklärt Michael Hust. „Ähnliche Antikörpermedikamente gibt es bereits gegen andere Atemwegsviren“ ergänzt Prof. Dübel, „deshalb sind wir optimistisch, auch hier einen geeigneten menschlichen Antikörper zu finden“. Doch selbst wenn der Spitzenkandidat unter den Antikörpern gefunden ist, sind bis zum fertigen Wirkstoff noch viele Schritte notwendig. Normalerweise dauert das entsprechende Zulassungsverfahren etwa eineinhalb Jahre und länger. Daher sollen schon jetzt Produktionskapazitäten vorbereitet werden, um im nächsten Schritt klinische Prüfmuster wirksamer Antikörper schnellstmöglich herstellen zu können. Gemeinsam mit Partnern aus Forschungsinstituten, Unikliniken und namhaften Unternehmen suchen die Braunschweiger alle Mittel und Wege, um diese Prozesse abzukürzen.
„Wir hoffen, dank neuer Technologien hier deutlich schneller als bei herkömmlichen Medikamentenentwicklungen voranzukommen. Hoch potente Antikörper wollen wir so rasch wie möglich an Patienten erproben und hoffen dafür auch auf die entsprechenden Genehmigungen der zuständigen Behörden“, erklärte Dübel heute im Gespräch. Denn erst nach erfolgreichen klinischen Testreihen kann das Medikament in die Krankenhäuser und Arztpraxen gelangen. Vom Bund erhoffen sich die Partner die erforderlichen Mittel. Ein entsprechender Antrag wurde in Windeseile geschrieben. Minister Björn Thümler sagte auch hierbei Unterstützung zu: „Wenn ich etwas tun kann, um die Türen aufzuschließen und die Verfahren zu vereinfachen, lassen Sie es mich bitte wissen“, so der Minister.