50 Jahre Sprachenzentrum „Mehrsprachigkeit ist ein großer Benefit“
Das Sprachenzentrum der TU Braunschweig feiert in diesem Jahr ein ganz besonderes Jubiläum: Vor 50 Jahren wurde erstmals ein koordiniertes Sprachkursprogramm an der TU Braunschweig angeboten. Gefeiert wird mit einer Jubiläumsveranstaltung am 26. April 2024.
12 Sprachen, interkulturelle Workshops, Tandemprogramme, Sprachzertifikate, Sprachlernprogramme für internationale Studierende und mehr – das Angebot des Sprachenzentrums ist groß und trägt maßgeblich zur Internationalisierung und zum interkulturellen Austausch an der TU Braunschweig bei. Seine Anfänge reichen bis zum 1745 gegründeten Collegium Carolinum zurück, denn auch damals gab es bereits Fremdsprachenunterricht. Bis heute hat sich jedoch einiges verändert: „Sprachen lernen diversifiziert sich“, sagt Professor Andreas Hettiger, der seit 2011 das Sprachenzentrum der TU Braunschweig leitet. „In den vergangenen Jahren sind beispielsweise immer mehr elektronische Medien, Sprachlernapps oder auch KI-basierte Übersetzungs-Software entstanden, die viele Menschen zum Sprachen lernen nutzen. Das verändert auch die Anforderungen an die Sprachenzentren.“
Im Jahr 1972 dachte noch niemand an das Sprachenlernen mit mobilen Apps. Vielmehr ging im Wintersemester 1972/73 die TU Braunschweig die Umsetzung des am 5. Juli 1972 beschlossenen Plans „zur Errichtung eines zentralen Sprachlabors“ an. Angesiedelt war das erste Sprachlabor an der damaligen Philosophischen und Sozialwissenschaftlichen Fakultät unter der Leitung von Wolfgang Mackiewicz. Nach seinem Weggang übernahm im Januar 1973 Dr. Peter Nübold die Leitung der Einrichtung und verantwortete deren Aufbau. Er blieb bis 2009 Leiter des heutigen Sprachenzentrums, bis Februar 2011 leitete Dr. Ortrun Hanna das Sprachenzentrum. Nach und nach weitete sich das Angebot des Sprachenzentrums aus. Bereits 1981 wurde der erste Sommerkurs für deutsche Sprache und Kultur für Studierende aus den USA angeboten – damals kamen vier Teilnehmende nach Braunschweig. Der Vorgänger der heutigen TU Braunschweig Summer School war geschaffen. 1991 wurde das Sprachlabor dann in seinen heutigen Namen „Sprachenzentrum“ umbenannt. „Das Sprachenzentrum ist ein Ort der Vielfalt – sprachlich und interkulturell“, hebt Professorin Tatjana Schneider, Vizepräsidentin für Internationales und regionale Verankerung, hervor. „Mit seinen Angeboten trägt das Sprachenzentrum zur Internationalisierung aller Mitglieder an der TU Braunschweig bei.“
Ausweitung des Bereichs Deutsch als Fremdsprache
Neben zwölf Fremdsprachen, die man heute am Sprachenzentrum lernen kann, spielt seit den 1990er Jahren auch der Bereich Deutsch als Fremdsprache eine große Rolle. Mit den semesterbegleitenden Deutschkursen gibt es seitdem ein Angebot für eingeschriebene internationale Studierende, die parallel zum Studium ihre Deutschkenntnisse verbessern möchten. Hinzu kam 1995 der Bereich der studienvorbereitenden Deutschkurse, der internationale Studieninteressierte innerhalb von 14 Monaten dazu befähigt, die erforderliche Deutschprüfung für die Zulassung zum Studium abzulegen.
Immer stärker in den Fokus gerückt ist in den vergangenen Jahren das Thema Integration von internationalen Studierenden. Der Spracherwerb steht deshalb nicht mehr alleine im Fokus, sondern wird mit weiteren Integrationsangeboten zusammengedacht.
So wurde beispielsweise im Wintersemester 2014/2015 auf Initiative von Professor Meinhard Schilling das Programm „Studieren ohne Sprachbarrieren“ ins Leben gerufen, das heute ein erfolgreiches Peer-Learning-Programm ist. Es wird vom Sprachenzentrum in Kooperation mit dem Institut für elektrische Messtechnik und Grundlagen der Elektrotechnik und dem Institut für Partikeltechnik angeboten. Internationale Studierende können darin gemeinsam mit deutschsprachigen Studierenden Inhalte von Lehrveranstaltungen trainieren und knüpfen gleichzeitig interkulturelle Kontakte.
Auch Angebote wie das Tandemprogramm und das Interkulturelle Partner Projekt sorgen für einen stärkeren Austausch von deutschsprachigen und internationalen Studierenden.
Strategische Neuausrichtung im Jahr 2018
Im Zuge der Gründung des International House im Jahr 2018, zu dem das Sprachenzentrum seitdem als Einrichtung gehört, wurde auch das Angebot neuausgerichtet. Ziel war eine Schärfung und strategische Ausrichtung des Sprachenangebots. Zudem sollten durch die Zusammenlegung aller internationalen Einrichtungen im International House neue Synergien entstehen. Die stärkere Vernetzung der Teams unter einem Dach ist seitdem ein voller Erfolg: Gemeinsam mit dem Incoming Office, dem Mobilitätsbüro und dem International Student Support konnten noch spezifischere Angebote für internationale und einheimische Studierende geschaffen werden. Beispielsweise ist das Sprachenzentrum mit vielen Veranstaltungen in der Welcome Week für internationale Studierende präsent. Auch im Bereich Chinakompetenz wurden neue Workshops und Austauschformate entwickelt.
Ein stärkerer Fokus liegt seitdem auch auf der Wissenschafts- und Fachsprache Englisch. Das Kursprogramm wurde durch einige fachsprachliche Kurse erweitert. „Englisch ist für Studierende an einer Technischen Universität ganz sicher die wichtigste Fremdsprache“, betont Hettiger. „Dennoch ist es sinnvoll, eine weitere Fremdsprache zu lernen. Wir sehen, dass auch andere Sprachen sich großer Beliebtheit erfreuen, wie zum Beispiel Japanisch.“
Neben Englisch gehören Deutsch als Fremdsprache und Spanisch zu den buchungsstärksten Kursen am Sprachenzentrum. Pro Semester werden um die 160 Kurse angeboten, an denen Studierende, Mitarbeitende und Externe teilnehmen können. Für Studierende sind die Kurse kostenlos. „Mehrsprachigkeit ist in unserer heutigen Zeit ein großer Benefit“, ist Hettiger überzeugt. „Sei es für den internationalen Arbeitsmarkt oder als Vorbereitung für einen Auslandsaufenthalt – ich lege allen Studierenden ans Herz, sich in diesem Bereich weiterzubilden.“ Dabei gehe es nicht nur um das reine Auswendiglernen von Vokabeln oder dem Verständnis für die Grammatik einer anderen Sprache. Für Hettiger beinhaltet das Sprachenlernen viel mehr: „Man erweitert den eigenen Horizont, indem man eine Fremdsprache lernt. Das eigene Denken verändert sich und man stärkt seine interkulturelle Kompetenz.“
Für die Zukunft seiner Einrichtung wünscht sich Hettiger, dass die Sprachenvielfalt beibehalten werden kann und dass die Angebote des Sprachenzentrums weiter dazu beitragen, die internationale Atmosphäre auf dem Campus zu stärken. „Fremdsprachen zu lernen, ist auch ein Zeichen einer Willkommenskultur“, betont er. „Im Sprachenzentrum arbeiten Menschen aus 24 verschiedenen Ländern, die Arbeitssprache ist hier längst nicht immer Deutsch. Was bei uns bereits gelebte Kultur ist, wünsche ich mir für den gesamten Campus.“