Gesundes Leiden oder muss jeder zum Psychiater? 19. April 2022 | 17:00 Uhr - 18:30 Uhr
Eine allgemein bekannte Weisheit lautet: „Wer gesund ist, war noch nicht beim Arzt.“ Obwohl dieser Satz ironisch gemeint ist, stimmt es, dass kaum jemand ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen lebt. Auch gibt es niemanden, der keine psychischen Probleme hätte: Eine große Zahl negativer Gefühle stehen zur Verfügung. Wer zum Beispiel Ehestreitigkeiten hat, durch eine Prüfung fällt oder ein Ziel nicht erreicht, wird in der Regel leiden. Ist er damit krank und sollte psychotherapeutische Hilfe suchen oder ist er trotzdem gesund und sollte sich am Riemen reißen?
Die Abgrenzung von „Krankheit“ einerseits und „gesunden Leidenszuständen“ andererseits, seien es Beschwerden oder Belastungen, ist eine wichtige Aufgabe der Medizin. Es ist für einen Menschen ebenso wichtig, dass eine Erkrankung erkannt und adäquat behandelt wird, wie auch, dass Beschwerden als „nicht pathologisch“ eingeordnet werden.
Z-Diagnosen der ICD 10 bieten die Möglichkeit, auf dem Kontinuum zwischen „Krankheit“ und „gesunden Leidenszuständen“ eine für Patienten bedeutsame Situation zu beschreiben, ohne gleich eine Pathologisierung und ein diagnostisches „Labeling“ zu induzieren.
Der Vortrag behandelt Aspekte der somatischen und psychischen Differentialdiagnostik, die Bedeutung von Lebensproblemen, Kriterien für die Diagnose „gesundes Leiden“ und Fragen der Therapieindikation.
Vortrag unter https://tu-braunschweig.webex.com/tu-braunschweig/j.php?MTID=mfc006942def1be55274db9c376e38b33
Referent*in
Prof. Dr. Michael Linden, Berliner Charité
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