Architekturpositionen: UMBAU UND WEITERVERWENDUNG 23. Mai 2023 | 18:30 Uhr - 20:00 Uhr
„Architektur ist nicht das Leben. Architektur ist Hintergrund. Alles andere ist nicht Architektur”, schreibt Hermann Czech 1971 in seinem Essay „Architektur ist Hintergrund“ und benennt damit einen wesentlichen Aspekt seiner Arbeit. Ein anderer ist „Umbau”, für ihn ein zentraler architekturtheoretischer Begriff. „Alles ist Umbau“, sagt er, und weiter: „Architektur hat mit sehr vielen Sachen zu tun; Sachlichkeit bedeutet, jede Sache entsprechend ihren eigenen Bedingungen zu behandeln. Da nur wenige dieser Sachen einander gleichen, ist die Grundlage von Sachlichkeit und schließlich ihr Ergebnis nicht Einheitlichkeit, sondern Heterogenität. Architektur ist Teil des Alltäglichen; sie schließt notwendigerweise das Triviale ein. Komfortverlust ist die ärgerlichste Begleiterscheinung des Wandels. Wenn wir Architekten schon in jeder Generation das Rad neu erfinden müssen, sollten wir da zusehen, dass es nicht zunächst immer eckig ist. Das sind die tragenden Aspekte: Architektur als Hintergrund – Umbau – Heterogenität, die Triviales einschließt – und Komfort.“ Das Produkt dieser Haltung bezeichnet Frank F. Drewes in der Bauwelt als „autorenlose Architektur“ und Eva Kuß in ihrer Monografie über Hermann Czech als „stille Architektur“, die (Zitat Czech) „nur spricht, wenn sie gefragt wird“.
Hermann Czech, geboren 1936 in Wien, studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien und als Meisterschüler von Ernst A. Plischke an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Weiterhin prägend für ihn war Konrad Wachsmann, bei dem er 1958 und 1959 zwei Sommerakademien in Salzburg absolvierte. Von 1974 bis 1980 war er Assistent bei Hans Hollein und Johannes Spalt an der Akademie für angewandte Kunst in Wien. Seitdem hatte er zahlreiche Gastprofessuren inne: 1985-86 an Hochschule für angewandte Kunst in Wien, 1988-89 und 1993-94 an der Harvard University, Cambridge (USA), 2004-07 an der ETH Zürich, 2008-09, 2013, 2015 und 2020 an der TU Wien und 2011-12 an der Akademie der bildenden Künste in Wien (Roland Rainer Chair).
Das Werk von Hermann Czech ist ebenso umfangreich wie vielschichtig. Es umfasst Entwürfe und Planungen für Wohn-, Schul-, Büro- und Hotelbauten, aber auch Museen und sogar U-Bahn-Netze. Dazu gehören ebenso Interventionen in kleinem Maßstab, Ausstellungsgestaltungen, Inneneinrichtungen und Möbel – hier entwickelte er ein besonderes Profil, indem er zahlreiche Cafés und Bars insbesondere in Wien um- und neugestaltete. Es schließt architekturkritische und architekturtheoretische Publikationen sowie die Herausgabe von Reprints oder Übersetzungen zu Otto Wagner, Adolf Loos, Josef Frank und Christopher Alexander ein.
Seit 2016 ist Hermann Czech Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Preis der Stadt Wien für Architektur 1985, den Kunstpreis Berlin 2001, die Goldene Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien 2007, das RIBA International Fellowship 2014, den Hans-Hollein-Kunstpreis für Architektur 2016. Seine Arbeiten waren unter anderem auf den Architekturbiennalen 1980, 1991 und 2000 in Venedig vertreten sowie bei Einzelausstellungen in London, Basel und Innsbruck.
Referent*in
Hermann Czech, Wien
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