Von Artus über Tolkien bis „Star Trek“ Eine Ringvorlesung der TU Braunschweig beleuchtet die Geschichte der phantastischen Literatur
Geschichten von Zauber und Magie, von Fabelwesen und alternativen Welten wurden wohl schon immer erzählt. Doch wie hat sich der Umgang mit dem Phantastischen im Laufe der Geschichte verändert? Diese Frage steht im Mittelpunkt der Ringvorlesung „Phantastische Welten“ an der Technischen Universität Braunschweig. In 13 Vorträgen spannt sich der Bogen vom Mittelalter bis in die Gegenwart: von den sagenumwobenen Artus-Romanen über die klassische Phantastik des 19. und 20. Jahrhunderts bis hin zu modernen Fantasy- und Science Fiction-Universen.
„Phantasie, Vorstellungskraft, ist für jede Kunst – ob Dichtung, Bildende Kunst, Musik – unabdingbar“, sagt Professorin Andrea Schindler vom Institut für Germanistik der TU Braunschweig, die die Ringvorlesung organisiert hat. „Durch sie können wir uns in andere Welten entführen lassen, in Welten, die unser Weltwissen und die uns bekannten Naturgesetze auf den Kopf stellen.“ Türklopfer werden lebendig, Figuren lassen sich aus Büchern herauslesen, Drachen und Zentauren bevölkern die Regionen, die Zeit läuft anders ab oder die Schwerkraft gehorcht anderen Regeln. „Für die Protagonist*innen muss das nichts Besonderes sein. Wenn sie in diese Welten gehören, ist das alles normal für sie. Und möglicherweise sind die ‚unendlichen Weiten‘, in die uns die Science-Fiction entführt, gar nicht so phantastisch, wie sie scheinen“, so Professorin Schindler.
Vom Wunderbaren zum Unerklärlichen
Die Entwicklung der Phantastik zeigt einen bemerkenswerten Wandel: Während das „Wunderbare“ im Mittelalter vor allem Dinge bezeichnete, über die man sich schlicht wunderte, so hielt im 19. und 20. Jahrhundert das Unerklärliche Einzug in die Literatur. Heute sind es oft große, mythisch aufgeladene Weltentwürfe, die die Fantasy-Literatur dominieren. Dabei ist auch die Science Fiction nicht unbedingt so weit von der Realität entfernt, wie es auf den ersten Blick scheint. Viele ihrer einstigen Zukunftsvisionen sind inzwischen Teil unseres Alltags geworden.
Die Ringvorlesung bringt Expert*innen der TU Braunschweig mit renommierten Gästen zusammen und bindet auch Studierende mit ein. So wird der Student Alexander Darsow über „Vom Harz zum Hexer. Die wilde Jagd durch die Zeit“ sprechen. Weitere Themen sind „Phantasmen als Spiegel der Welt“, die Weltenschöpfungen von J.R.R. Tolkien, phantastische Kriege, Gender in „Star Trek“ und virtuelle Welten in Jugendliteratur und -medien.
Zusammenarbeit mit Schüler*innen
Darüber hinaus ermöglichte die Zusammenarbeit mit Lehrer Robert Hain vom Verein der Freunde der Weltliteratur, auch Schüler*innen der Braunschweiger Integrierten Gesamtschule „Franzsches Feld“ in die Reihe einzubeziehen. Nach Projekten mit einer siebten Klasse bietet die aktuelle Ringvorlesung nun die Gelegenheit, mit dem Profilkurs „Kunst und Literatur“ der Profiloberstufe der Schule zu kooperieren. Die Schüler*innen werden am 24. Juni über die Transformation des Drachenbildes berichten.
Ringvorlesung Phantastische Welten
Vom 15. April bis 15. Juli 2025, jeweils dienstags, 18:45 Uhr
Haus der Wissenschaft, Hörsaal PK 11.1, Pockelsstraße 11
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Der Eintritt ist frei.