Universitätssammlung erstmals wieder zu sehen TU Braunschweig und Städtisches Museum zeigen „AUSGEHOBEN! Realismen von Aristide Maillol bis Gruppe ZEBRA“
Vom 14. März bis 8. Juni zeigt das Städtische Museum Braunschweig im Haus am Löwenwall die „Sammlung Straßner“ der Technischen Universität Braunschweig. Die Schau wurde von der TU kuratiert und in Zusammenarbeit mit dem Städtischen Museum organisiert.
Die Ausstellung „AUSGEHOBEN! Realismen von Aristide Maillol bis Gruppe ZEBRA“ gibt erstmals nahezu vollständig Einblick in eine Hochschulsammlung, deren Bestände über Jahrzehnte verstreut gelagert waren und teils sogar gestohlen worden waren. Dank eines umfassenden Erschließungsprojekts, das 2023 von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz gefördert wurde, konnten 104 der ursprünglich rund 120 Werke wieder aufgefunden und für eine gemeinsame Präsentation aufbereitet werden.
Die Universitätssammlung der TU Braunschweig nimmt eine besondere Stellung ein. Begründet wurde sie in den 1950er bis 1970er Jahren von dem regional vernetzten Künstler und Professor Ernst Straßner für die damalige Pädagogische Hochschule Braunschweig. Gedacht als Lehrsammlung für den Fachbereich Kunst, fanden die Werke zugleich in den Hochschulgebäuden ihren Platz. In den folgenden Jahren erweiterte Straßners Assistent Rudolf Schönhöfer den Bestand um zeitgenössische Druckgrafiken. Später folgten Arbeiten von Straßner.
Die Eröffnung der Schau findet am Donnerstag, 13. März, um 18 Uhr im Haus am Löwenwall statt. Es sprechen Museumsdirektor Dr. Peter Joch, Prof. Dr. Angela Ittel, Präsidentin der Technischen Universität Braunschweig sowie Dr. Laura Breede, Kuratorin der Ausstellung, TU Braunschweig.
„Wie kommt eine Kunstsammlung an eine Technische Universität? Die Sammlung Straßner entstand in den Nachkriegsjahren und erzählt damit nicht nur eine kunsthistorische, sondern auch eine gesellschaftspolitische Geschichte. Sie ist auch ein Beispiel dafür, dass Kunst und Wissenschaft keine Gegensätze sind, sondern sich gegenseitig inspirieren. Gerade deshalb ist dieses Erschließungsprojekt an der TU Braunschweig wegweisend“, sagt TU-Präsidentin Prof. Dr. Angela Ittel. „Mein Dank gilt auch dem Städtischen Museum Braunschweig, durch dessen Kooperation es uns möglich ist, die Sammlung einem großen Publikum in einem außeruniversitären Umfeld zugänglich zu machen.“
Die rund 90 Schaffensjahre umfassende Ausstellung vereint Gemälde und Druckgrafiken von international renommierten Künstlerinnen und Künstlern wie Aristide Maillol, Ida Kerkovius, Lovis Corinth, Maria Caspar-Filser, Hans Purrmann, Max Pechstein, Gerhard Marcks oder Willem Grimm. Auch Werke von Horst Antes, Walter Dexel, Gerd Winner, Axel Dick, Rupprecht Geiger und Peter Nagel sind zu sehen. Unter thematischen Gesichtspunkten werden die Arbeiten neu kontextualisiert und verdeutlichen so die stilistische Bandbreite – von farbintensiven, fast visionären Landschaften über urbane Strukturen bis hin zu experimentellen Formen und figürlichen Darstellungen in Auflösung.
Begleitend zur Schau wirft die Ausstellung Fragen zu Herkunft und Verbleib einzelner Werke auf und beleuchtet die unterschiedlichen Phasen der Sammlung kritisch. Das Projekt möchte damit nicht nur die künstlerische Vielschichtigkeit präsentieren, sondern auch eine transparente Aufarbeitung der Sammlungsgeschichte weiter vorantreiben.
„Seit fast zwei Jahren arbeite ich daran, die Sammlungsgenese und -historie zu ergründen und recherchiere zu den einzelnen Sammlungsstücken. Umso bedeutender ist es für mich, dass wir diese Ergebnisse nun sichtbar machen können,“ freut sich die Kuratorin der Sammlung, Dr. Laura Breede. „In dieser Ausstellung wird nicht nur die Geschichte der Sammlung thematisiert und der Sammlungsinitiator Straßner und seine Biographie kritisch beleuchtet. Vor allem stehen die gesammelten Werke im Vordergrund und werden im Kontext der Kunstdiskurse der Nachkriegszeit eingeordnet.“
Für das Städtische Museum als Kooperationspartner sagt Direktor Dr. Peter Joch: „Die Ausstellung erzeugt in unserem Haus eine besondere Pointe: Die Sammlung Straßner ist eine passgenaue Antwort auf unsere berühmte Formsammlung, die Walter Dexel zusammenstellte. Es begegnen sich nun zwei Lehrsammlungen, die jeweils zu vergleichenden Blicken auffordern und ästhetische Grundgesetze erkennen lassen. In beiden Fällen ragt die künstlerische Qualität über eine pädagogische Vermittlung weit hinaus. Das macht die Straßner-Ausstellung zu einem idealen Projekt für uns.“