1. August 2023 | Presseinformationen:

Unermüdlicher Einsatz für eine verantwortungsvolle Chemie Primo-Levi-Preis für Henning Hopf

Im Rahmen des GDCh-Wissenschaftsforums Chemie 2023 der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) wird Professor Dr. Dr. h.c. Henning Hopf am 4. September mit dem Primo-Levi-Preis ausgezeichnet. Prof. Hopf erhielt 1978 einen Ruf auf den Lehrstuhl für Organische Chemie der Technischen Universität Braunschweig. Bis zu seiner Emeritierung 2006 war er geschäftsführender Leiter des Instituts. Mit dem Preis wird sein Dialog mit der Gesellschaft gewürdigt, darunter die Aufklärungsarbeit von Verstrickungen deutscher Chemiker*innen während der NS-Herrschaft sowie sein Einsatz für eine bessere internationale Zusammenarbeit von Chemiker*innen. Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit rund 30.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit.

Mit dem Primo-Levi-Preis werden Chemiker oder Wissenschaftler chemienaher Disziplinen ausgezeichnet, die sich in besonderem Maße für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen und damit den Dialog zwischen der Chemie und der Gesellschaft voranbringen. Der diesjährige Preisträger, Professor Dr. Dr. h.c. Henning Hopf, erhält die Auszeichnung für seine bedeutenden Beiträge sowohl zur chemischen Gemeinschaft als auch zur Gesellschaft im Allgemeinen. Sein Einsatz als Mitglied verschiedener Akademien und chemischer Gesellschaften ist beispielhaft.

„Ich freue mich natürlich sehr über diese hohe Auszeichnung. An dieser Stelle möchte ich noch einmal deutlich machen, dass nur der Internationalismus gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit hilft. Wir Menschen müssen endlich verstehen, dass wir in der Tat nur eine gemeinsame Erde haben“, sagt Prof. Hopf.

Insbesondere engagiert er sich seit langem für die Aufdeckung der Verstrickung deutscher Chemiker*innen und ihrer Organisationen in die Strukturen des NS-Staates. Unter anderem initiierte Hopf eine wissenschaftliche Untersuchung der Vorgängerorganisationen der GDCh. Daraus entstand 2015 das von der GDCh in Auftrag gegebene Buch „Chemiker im ‚Dritten Reich‘ – Die Deutsche Chemische Gesellschaft und der Verein Deutscher Chemiker im NS-Herrschaftsapparat“. Das Werk wurde vom Wissenschaftshistoriker Professor Dr. Helmut Maier verfasst und beleuchtet detailliert die Geschichte der Vorläuferorganisationen der GDCh unter besonderer Berücksichtigung der Zeit des Nationalsozialismus.

Hopfs unermüdlicher Einsatz für eine verantwortungsvolle Chemie zeigt sich darüber hinaus in seiner Arbeit innerhalb der International Organization for Chemical Sciences in Development (IOCD), in der er aktives Mitglied der Gruppe Chemists for Sustainability (C4S) ist. Seine Aufsätze zu Themen wie Resilienz, Kreislaufchemie/Ökonomie, Ethik, Diversität und Inklusion haben viel Aufmerksamkeit erregt und auch Hopfs Initiativen zur Förderung der internationalen Zusammenarbeit und zur Unterstützung von Chemiker*innen in weniger wohlhabenden Ländern machen ihn zu einem würdigen Empfänger des Primo-Levi-Preises.

Kurzbiografie

Henning Hopf wurde 1940 im niedersächsischen Wildeshausen geboren und studierte an der Universität Göttingen und an der University of Wisconsin, Madison, USA, Chemie. Nach der Promotion in den USA kehrte er zur Habilitation nach Deutschland zunächst an die Universität Marburg, danach an die Universität Karlsruhe zurück. Nach einer Professur an der Universität Würzburg erhielt Hopf 1978 einen Ruf an die Technische Universität Braunschweig. Er erhielt zahlreiche hohe Auszeichnungen, u.a. die Adolf-von-Baeyer-Denkmünze der GDCh im Jahr 1996.

Er nahm mehrere Gastprofessuren wahr, war in etlichen Herausgebergremien von Fachzeitschriften tätig und betrieb äußerst erfolgreiche Forschung auf dem Gebiet der Organischen Chemie. Der GDCh ist er seit vielen Jahre verbunden – im Vorstand, bei der Ausübung des Präsidentenamtes und in Gremien.

Im vergangenen Jahr erschien ein Artikel in „Chemical Science“, verfasst von Prof. Hopf und Prof. Stephen Matlin vom Imperial College London, der auf die entscheidende Rolle hinweist, die die Chemie bei der Bewältigung zahlreicher globalen Krisen spielen muss.

Über den Preis

Der Primo-Levi-Preis erinnert an den italienischen Schriftsteller und Chemiker, der als jüdischer Widerstandskämpfer nach Auschwitz deportiert wurde. Er überlebte und gilt als bedeutender Vertreter der Holocaust-Literatur. Seine Werke widmen sich dem Gedenken an die Opfer und wenden sich gegen das Vergessen. Am 31. Juli 2023 wäre Primo Levi 104 Jahre alt geworden.