23. Mai 2025 | Presseinformationen:

Studierende der TU Braunschweig entwerfen Zukunftsszenarien für das Dorf Wasbüttel

Wie kann das Dorf von morgen aussehen? Mit dieser Frage wandten sich die Bürgermeisterin und der Rat der Gemeinde Wasbüttel im Landkreis Gifhorn an die Technische Universität Braunschweig. Was folgte, war ein ungewöhnlicher und beispielhafter Entwicklungsprozess mit einem Wissensdialog, Vor-Ort-Erkundungen und gemeinsamen Workshops, aus dem heraus Architekturstudierende Ideen für die Zukunft des Dorfes erarbeiteten. Die Ergebnisse stellen die Studierenden am 27. Mai in Wasbüttel der Öffentlichkeit vor und zeigen sie in einer Ausstellung.

Bei der Exkursion konnten die Studierenden die Potentiale und Herausforderungen Wasbüttels vor Ort genauer kennenlernen, hier im Gespräch mit dem Stv. Bürgermeister Ernst Lütje (links). Bildnachweis: SpACE Lab at ISU – Institute for Sustainable Urbanism/TU Braunschweig

Wasbüttel, ein Dorf mit rund 1.800 Einwohner*innen im Landkreis Gifhorn, steht wie viele andere ländliche Gemeinden in Deutschland vor großen Herausforderungen: Demografischer Wandel, Klimakrise, Digitalisierung und Urbanisierungsdruck verändern Lebensrealitäten. Der ländliche Raum befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Zugleich ist ein Drittel der niedersächsischen Bevölkerung in ländlichen Räumen zu Hause. Die Frage, wie diese Orte zukunftsfähig gestaltet werden können, ist also hochrelevant.

Das SpACE Lab am ISU – Institute for Sustainable Urbanism der TU Braunschweig setzt sich unter der Leitung von Professorin Vanessa Miriam Carlow seit vielen Jahren in Projekten wie der „Projektakademie Ländlicher Raum“, „Metapolis“ oder aktuell im „UCFL – Urban Climate Future Lab“ am Zentrum Klimaforschung Niedersachsen intensiv mit dem ländlichen Raum und Stadt-Land-Beziehungen auseinander. In einem Auftaktworkshop an der Universität im SpACE Lab wurden mit der Bürgermeisterin Nadine Hering und den Ratsvertreter*innen gemeinsam Herausforderungen und Wünsche identifiziert sowie mögliche Methoden und Strategien für die Entwicklung einer Vision für Wasbüttel erarbeitet.

Langfristige Perspektive für Wasbüttel

Wasbüttel liegt verkehrsgünstig zwischen Gifhorn, Braunschweig und Wolfsburg in unmittelbarer Nähe zum Mittellandkanal. Das Ortsbild ist geprägt von freistehenden Ein- und Mehrfamilienhäusern, umgeben von Feldern und kleinen Waldflächen. Der öffentliche Nahverkehr und die Nahversorgung sind nur begrenzt ausgebaut. Traditionelle Lebens- und Arbeitsmodelle wandeln sich.

Deshalb hat sich die Gemeinde Wasbüttel zum Ziel gesetzt, nicht kurzfristig auf Bedarfe – etwa die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Energieproduktion oder zusätzlichen Wohnraum durch die Ausweisung neuer Einfamilienhausgebiete – zu reagieren, sondern eine langfristige Perspektive zu entwickeln. Als ersten Schritt zur Entwicklung und Diskussion eines räumlichen Leitbilds für Wasbüttel haben Studierende am ISU – Institute for Sustainable Urbanism in einem sogenannten studentischen kooperativen Entwurfsstudio verschiedene Zukunftsszenarien erarbeitet.

Während des Workshops diskutierten und entwickelten Studierende gemeinsam mit Bürger*innen Visionen für Wasbüttels Zukunft. Bildnachweis: SpACE Lab at ISU – Institute for Sustainable Urbanism/TU Braunschweig

Enge Zusammenarbeit mit der Dorfgemeinschaft

Im Zentrum des Entwurfsstudios „Wasbüttel – ein Dorf im Werden?!“ stand die enge Zusammenarbeit mit der Dorfgemeinschaft. Zu Beginn des Kurses setzten sich die Studierenden sowohl mit großmaßstäblichen, visionären Projekten auseinander als auch mit vier Zukunftsszenarien für den ländlichen Raum in Niedersachsen, die das Institut im Rahmen langjähriger Forschungsarbeit entwickelt und 2022 unter dem Titel „Metapolis. Topoi. Scenarios for Urban-Rural Sustainability in Lower Saxony“ bei Jovis veröffentlicht hat.

Parallel dazu wurde intensive Feldforschung betrieben. Die Studierenden erkundeten Wasbüttel aus verschiedenen Perspektiven: Jugendliche und Senior*innen, Pendler*innen und Landwirte zeigten den Studierenden „ihr“ Wasbüttel. Auf dieser Grundlage entwarfen die Studierenden erste Konzepte für das Dorf, die im April vor Ort mit Bürger*innen getestet, diskutiert und weiterentwickelt wurden. In den darauffolgenden Wochen vertieften die Studierenden ihre Arbeit am „Dorf der Zukunft“, begleitet von Professorin Vanessa Miriam Carlow sowie Daniel Grenz, Benedikt Herz und Olaf Mumm vom ISU-Team.

Bürgermeisterin Nadine Hering (rechts), sowie Daniel Grenz (Mitte), Benedikt Herz (links) und Olaf Mumm (nicht im Bild) vom Institute for Sustainable Urbanism eröffneten den Workshop. Bildnachweis: SpACE Lab at ISU – Institute for Sustainable Urbanism/TU Braunschweig

Präsentation in der Alten Schule

Die Ergebnisse werden am 27. Mai von 12:30 bis 16:00 Uhr in der Alten Schule in Wasbüttel präsentiert. Neben Bürgermeisterin Nadine Hering, Vertreter*innen des Gemeinderates und dem TU-Team wird auch Dr. Naomi Hanakata von der National University Singapore anwesend sein. Die Veranstaltung ist öffentlich, alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

Das Entwurfsstudio ist Teil der Aktivitäten des SpACE Lab am ISU – Institute for Sustainable Urbanism, Forschungsfragen und Herausforderungen gemeinsam mit Praxispartner*innen zu erarbeiten und das Wissen aus der Forschung in den gesellschaftlichen Dialog und die Umsetzung zu bringen. Damit leistet es einen Beitrag zum Transferverständnis der „Ecoversity“ der TU Braunschweig und stärkt die Verbindung zwischen Wissenschaft und Praxis nachhaltig.