Stromspeicher in Mehrfamilienhäusern gemeinsam nutzen Forschungsverbund entwickelt marktfähige digitale Mess- und Gebäudetechnik
In Eigenheimen nimmt die Nutzung von Stromspeichern zu. Eigentümer*innen und Bewohner*innen von etwa 19 Millionen Mietwohnungen aber schauen derzeit nur zu. Wie sich mehrere Wohnparteien eines Mehrfamilienhauses eine Photovoltaikanlage und einen Stromspeicher teilen können, das beleuchtet das Forschungsprojekt MELANI. Beteiligt ist daran auch das elenia Institut für Hochspannungstechnik und Energiesysteme der Technischen Universität Braunschweig im Forschungsschwerpunkt „Stadt der Zukunft“. Im Fokus der Forschung stehen die Messtechnik, ein dezentrales Energiemanagement und Abrechnungsprozesse.
Mit einer Photovoltaikanlage oder einem Blockheizkraftwerk (BHKW) wird eine Immobilie zum Kraftwerk mit günstiger Stromerzeugung. Noch günstiger wird es mit einem Energiemanagement-System und entsprechendem Stromspeicher für alle Wohnparteien. Allerdings stehen dem Einsatz von Speichern in Mehrfamilienhäusern mehrere Hürden entgegen.
Beim Zugriff mehrerer Wohnparteien auf ein und denselben Stromspeicher muss stets exakt bestimmt und abgerechnet werden können, welche Strommengen durch welche Wohnpartei aus der häuslichen Stromerzeugungsanlage, dem Speicher oder aus dem öffentlichen Netz bezogen wurden. Diese Daten müssen eichrechtskonform erhoben werden und den relevanten Marktpartnern im Strommarkt zur Verfügung stehen: dem lokalen Stromnetzbetreiber, dem Stromanbieter, der den lokal erzeugten Strom, den gespeicherten Strom sowie Reststrommengen aus dem öffentlichen Netz für die Wohnparteien zur Verfügung stellt – und womöglich auch weiteren Stromanbietern, schließlich müssen die Wohnparteien ihren Energieversorger nach wie vor frei wählen dürfen.
Neue Messtechnik – eichrechtskonform und rechtssicher
Um die Voraussetzungen für die Stromspeichernutzung in Mehrfamilienhäusern zu schaffen, arbeiten Forscherinnen und Forscher der TU Braunschweig und die Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) zusammen mit den Unternehmen NATURSTROM AG und SMA Solar Technologie AG. Ziel des Verbundprojektes MELANI („Mehrfach genutzte Energiespeicher im Mehrfamilienhaus nachhaltig integrieren“) ist es, die nötige Messtechnik zu entwickeln, diese eichrechtskonform auszugestalten und die Messwerte rechtssicher abzurechnen.
Das elenia ist im Vorhaben zuständig für die Entwicklung und Erprobung eines innovativen Speichernutzungs- und Messkonzepts. „Wir wollen in den elenia energy labs neuartige Betriebs- und Optimierungsstrategien für Gebäudeenergiemanagementsysteme in Mehrfamilienhäusern entwickeln“, sagt Professor Bernd Engel, Institutsleiter des elenia an der TU Braunschweig.
Modernisierungsschub für Gebäudetechnik
MELANI soll darüber hinaus auch einen netzdienlichen Effekt haben: Gerade in hochverdichteten urbanen Räumen werden ohne dezentrale Erzeugungsanlagen und Stromspeicher durch die zunehmende Elektrifizierung vieler Alltagsanwendungen und des Mobilitätsbereichs hohe Summen in den Ausbau der Verteilnetze fließen müssen. Lösungen, die durch MELANI angestoßen werden, können einen kostendämpfenden Effekt auf diese Entwicklung ausüben und damit einen hohen volkswirtschaftlichen Nutzen haben.
In gut einem Jahr sollen die bis dahin entwickelten Lösungen in einem Feldtest praktisch umgesetzt und erprobt werden.
Projektdaten:
Partner im Verbundprojekt MELANI sind neben dem elenia Institut für Hochspannungstechnik und Energiesysteme der TU Braunschweig und der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) die Unternehmen NATURSTROM AG und SMA Solar Technology AG. Das auf drei Jahre angelegte Projekt (01.11.2020 bis 31.10.2023) wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit insgesamt über 2,2 Millionen Euro gefördert, davon die TU Braunschweig mit rund 669.000 Euro. Seitens der Wohnungswirtschaft unterstützen der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (GdW) und Verband der Immobilienverwalter Deutschland e. V. (VDIV Deutschland) das Forschungsvorhaben.