Starke Stimme für die Expertise Wie Forschende in Krisen kommunizieren
Gemeinsame Presseinformation der Technischen Universität Braunschweig, Universität Potsdam und Universität Duisburg-Essen
Die Covid-19-Pandemie hat die Stimme der Wissenschaft in den Sozialen Medien verändert: Forschende präsentieren ihre Erkenntnisse, rufen aber – auf der Basis wissenschaftlicher Evidenz – auch zu Handlungen auf und stellen ihre eigene Meinung dar. Auf der anderen Seite nimmt die Öffentlichkeit diese Expertise auch wahr und kann sie sehr wohl von privaten Meinungen unterscheiden. Zu diesen Ergebnissen kommt ein Team von Forschenden der Universitäten Braunschweig, Duisburg-Essen und Potsdam, das die Kommunikation von Forschenden während der Pandemie auf der Social Media-Plattform Twitter (jetzt X) untersucht hat. Bei einer Abschlussveranstaltung des Projekts „Wissenschaftskommunikation in Pandemien: Die Rolle der öffentlichen Beteiligung an Social Media Diskussionen“ am 1. Oktober in Berlin stellt das Team die Erkenntnisse der Untersuchung der Öffentlichkeit vor. An der Podiumsdiskussion dazu nehmen unter anderem Professorin Melanie Brinkmann, Institut für Genetik der TU Braunschweig und Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, und Professor Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie der Charité Berlin, teil.
In verschiedenen Studien nahm das Projektteam die wissenschaftliche Krisenkommunikation von Forschenden in den sozialen Medien während der Corona-Pandemie unter die Lupe. Dabei zeigte sich in der Analyse von rund 1.000 Twitter-Beiträgen von Wissenschaftler*innen, dass diese in ihrer direkten Kommunikation in den sozialen Medien neue Verhaltensweisen einnahmen und über die reine Präsentation ihrer Forschungsergebnisse hinausgingen. „Wissenschaftler*innen haben verschiedene Rolle eingenommen“, so Kaija Biermann vom Projektteam. „Beispielsweise haben sie als ‚Wachhunde der Medien‘ die Berichterstattung kommentiert und sind als ‚Fürsprecher‘ für bestimmte Maßnahmen aufgetreten.“
Zugleich zeigten automatisierte Analysen von rund 42.000 Twitter-Beiträgen, dass Wissenschaftler*innen in ihren Postings dennoch stärker auf wissenschaftliche Evidenz zurückgriffen als Laien, die eher anekdotische Evidenz im Sinne persönlicher Erlebnisse nutzen. Professorin Monika Taddicken, Leiterin des Institut für Kommunikationswissenschaft der TU Braunschweig, erklärt: „Diese Postings mit wissenschaftlicher Evidenz wurden auch deutlich häufiger geteilt, haben also eine größere Reichweite erzielt als andere Inhalte.“
Darüber hinaus zeigten experimentalpsychologische Studien im Projekt, dass Wissenschaftler*innen ihre Vertrauenswürdigkeit steigern können, indem sie ihre akademischen Titel darstellen und indem sie sich auf wissenschaftliche Studien statt persönliche Beispiele beziehen. Unverständliche wissenschaftliche Fachbegriffe reduzierten hingegen die Vertrauenswürdigkeit. Gleichzeitig zeige sich, dass die Öffentlichkeit recht gut in der Lage sei, zwischen „echten“ und „falschen“ Expert*innen zu unterscheiden.
Abschlussveranstaltung: Listen to the (real) Experts
Bei der Abschlussveranstaltung im Kaiserin-Friedrich-Haus in Berlin wollen die Forschenden ihre Ergebnisse vorstellen und darüber diskutieren. Dafür haben sie sich unter anderem einige der prominentesten Stimmen der Wissenschaft während der Pandemie eingeladen, die mit den Teilnehmenden über ihre Erfahrungen als „real experts“ sprechen werden.
Das Projekt „Wissenschaftskommunikation in Pandemien: Die Rolle der öffentlichen Beteiligung an Social Media Diskussionen“ wird gemeinsam getragen von den Arbeitsgruppen von Professorin Monika Taddicken (TU Braunschweig ), Professorin Nicole Krämer (Universität Duisburg-Essen) und Professor Stefan Stieglitz (Universität Potsdam) und gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
Interessierte und Vertreter*innen der Medien sind herzlich eingeladen, um Anmeldung unter https://www.tu-braunschweig.de/ifkw/scan/abschlussveranstaltung/anmeldung bis 30. September 2024 wird gebeten.
Weitere Informationen zum Projekt: