Ohne Chemie gegen Bodenmüdigkeit Pharmazie der TU Braunschweig an BioÖkonomie 2030-Initiative beteiligt
Die Bioökonomie erstrebt einen grundlegenden Strukturwandel – weg von fossilen Rohstoffen und hin zu Wirtschaftswachstum im Einklang mit Natur- und Umweltschutz. Das erklärte Ziel der Nationalen Forschungsstrategie „BioÖkonomie 2030“ ist, Deutschland zu einem führenden Forschungs- und Innovationsstandort für die Bioökonomie zu entwickeln. Eine entscheidende Rolle wird dabei die knapper werdende Ressource Boden spielen. Einen Beitrag dazu leisten Professor Ludger Beerhues und Dr. Benye Liu von der Technischen Universität Braunschweig.
Die Fruchtbarkeit von Böden ist Grundlage einer nachhaltigen Pflanzenproduktion und bioökonomischer Wertschöpfungsketten. Böden müssen marktfähige Erträge erbringen und vielfache Ökosystemleistungen gewährleisten, zum Beispiel die Aufrechterhaltung von Nährstoffkreisläufen und biologischer Vielfalt. Deshalb fördert der Bund mit „BonaRes“ die Erforschung von Bodenökosystemen, so dass Produktivität und andere Bodenfunktionen verbessert und Böden nachhaltig bewirtschaftet werden können.
Ursache Jahrhunderte alter Krankheit ungeklärt
Im Rahmen von „BonaRes“ beschäftigt sich das Verbundprojekt „ORDIAmur“ mit der Nachbaukrankheit: Wie entsteht sie und wie lässt sie sich überwinden? Die Nachbaukrankheit – oder auch Bodenmüdigkeit – ist bereits seit Jahrhunderten im Pflanzenbau bekannt, aber noch immer sind ihre Ursachen ungeklärt. Bei wiederholtem Nachbau auf denselben Flächen wachsen Pflanzen schlecht und ihre Sprosse und Wurzeln verkümmern. In der Folge kommt es zu erheblichen Einbußen bei den Erträgen.
Die Nachbaukrankheit lässt sich bei Pflanzen mit kurzer Kulturzeit durch Fruchtfolge und Flächenwechsel umgehen. Probleme aber bereitet sie bei Obstbäumen, zum Beispiel dem Apfel, und im Weinbau. Zurzeit wird in Vermehrungs- und Produktionsbetrieben auf chemische Bodenentseuchung gesetzt, aber die verwendeten Mittel sind umweltschädlich. Daher ist die Entwicklung alternativer Ansätze zur langfristigen Erhaltung der Bodengesundheit unerlässlich.
Das Teilprojekt des Instituts für Pharmazeutische Biologie der TU Braunschweig befasst sich mit Abwehrstoffen, die von Wurzeln erkrankter Apfelpflanzen gebildet und in den umgebenden Boden abgegeben werden. Wie sie auf Mikroorganismen und Nematoden des Bodens einwirken, wird untersucht. Bekannt ist, dass es bei der Nachbaukrankheit starke Veränderungen in der Zusammensetzung der Organismen in der Rhizosphäre, also in dem unmittelbar durch eine Wurzel beeinflussten Raum im Boden, gibt.
Über ORDIAmur
An ORDIAmur sind zehn Institutionen beteiligt, darunter das Helmholtz‐Zentrum für Umweltforschung Leipzig, das Helmholtz‐Zentrum München, Fachinstitute des Julius Kühn-Instituts sowie mehrere Universitäten. Die Sprecherhochschule ist die LU Hannover. Innerhalb der Fördermaßnahme „BonaRes“ übernimmt das „BonaRes“-Zentrum für Bodenforschung die übergeordnete Koordination von zehn Verbundprojekten, von denen eines „ORDIAmur“ ist, sowie die externe Vernetzung und die Verwaltung einer zentralen Datenbank.
„ORDIAmur“ startet am 1. Januar 2019 in die zweite Förderphase. Die TU Braunschweig wird im Projektzeitraum von Januar 2019 bis Dezember 2021 mit 218.174,40 Euro gefördert.