Neue DFG-Forschungsgruppe untersucht chronische DNA-Virusinfektionen Wie Herpesviren und andere DNA-Viren die zelluläre Genexpression manipulieren und so lebenslange Infektionen etablieren
Chronische virale Infektionen sind insbesondere in hoch entwickelten Ländern eine große Herausforderung für unser Gesundheitssystem. Viele Menschen sind mit den DNA-Viren Herpesviren, Papillomaviren, Polyomaviren und Adenoviren ein Leben lang infiziert. Die neu von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eingerichtete Forschungsgruppe FOR5200 DEEP-DV hat zum Ziel, Mechanismen von menschlichen Zellen zu entschlüsseln, die chronische und akute Infektionen mit DNA-Viren bedingen.
Insbesondere durch voranschreitendes Alter oder andere Grunderkrankungen können DNA-Virusinfektionen zu lebensbedrohlichen Erkrankungen führen. Therapiemöglichkeiten sind auf das akute Krankheitsbild begrenzt. Es gibt weder eine Impfung, die eine Infektion verhindern kann, noch Therapien, die zur Beseitigung dieser Viren führen.
Die neue von der DFG geförderte Forschungsgruppe FOR5200 DEEP-DV (Disrupt – Evade – Exploit: Genexpression und Manipulation der Wirtsantwort bei DNA-Virus-Infektionen), besetzt mit insgesamt zwölf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, untersucht Strategien, mit denen DNA-Viren während der Neuinfektion menschliche Zellen manipulieren, um eine chronische Infektion zu etablieren. Durch einen über mehrere Virusfamilien hinweg angelegten Forschungsansatz können Erkenntnisse über zentrale, konservierte Mechanismen gewonnen werden, die langfristig zu neuen Therapiemöglichkeiten führen können.
Sprecherinnen der Forschungsgruppe sind Prof. Melanie Brinkmann (TU Braunschweig) und Prof. Nicole Fischer (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf), die gemeinsam mit den Partnern der Medizinischen Hochschule Hannover, dem Leibniz Institut für Experimentelle Virologie Hamburg, der Freien Universität Berlin, dem Max-Delbrück Zentrum Berlin, der Universität Würzburg, dem Universitätsklinikum Ulm und der Ludwig-Maximilian Universität München das Ziel haben, chronische virale Infektionen zu erforschen und zu verhindern.
Besonders hervorzuheben ist die interdisziplinäre Zusammensetzung der Forschungsgruppe aus Virologen, Systembiologen und Bioinformatikern sowie die Anwendung modernster experimenteller Methoden wie Genom-, Transkriptom-, und Epigenom-Analytik und RNA-Protein-Proteomik, kombiniert mit Einzelzelltechnologien und Mikroskopierverfahren.
Forschungsgruppen ermöglichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Die DFG fördert zurzeit 173 Forschungsgruppen, 14 Klinische Forschungsgruppen und 13 Kolleg-Forschungsgruppen. Die Forschungsgruppe FOR5200 DEEP-DV wird für vier Jahre von der DFG gefördert.