Eine lebendige Nachbarschaft für Salzgitter-Thiede Architektur-Studierende der TU Braunschweig präsentieren Visionen für neues Quartier auf dem Schäferberg
Wie kann auf dem Schäferberg in Salzgitter-Thiede ein zukunftsfähiges Quartier entstehen? Wie lassen sich auf dem Areal, das direkt am Ortsrand und nahe der Autobahn liegt, die Vorzüge von Stadt und Land verbinden? Diese Fragen beschäftigen nicht nur Stadtplaner*innen, sondern auch Architektur-Studierende der Technischen Universität Braunschweig. Ihre Antworten sind jetzt im Rathaus der Stadt Salzgitter zu sehen. Die drei besten Entwürfe wurden bei der Ausstellungseröffnung am 13. Mai prämiert.
Am Ortsrand Salzgitter-Thiedes auf dem Schäferberg, in unmittelbarer Nähe zur Autobahn A39 und an der Stadtgrenze Braunschweigs, plant die Stadt Salzgitter auf einer rund 32 Hektar großen Fläche ein neues gemischt genutztes Gebiet mit Wohnungen und Gewerbe. Doch wie lässt sich dieses Areal so entwickeln, dass sie nicht nur städtebaulichen und wirtschaftlichen, sondern auch ökologischen und sozialen Ansprüchen gerecht wird?
Das Institute for Sustainable Urbanism (ISU) der TU Braunschweig unter der Leitung von Professorin Vanessa Miriam Carlow nahm sich dieser Fragestellung an. Sechs Wochen hatten Architektur-Studierende Zeit, im Rahmen eines sogenannten Kompaktentwurfs städtebauliche Visionen für die Zukunft des Quartiers im Norden des Stadtteils Salzgitter-Thiede zu erarbeiten. Hierfür galt es, ein Neben- und Miteinander von Gewerbe, Produktion, Energieversorgung, Wohnen und Arbeiten städtebaulich zu entwerfen. Dabei untersuchten die Studierenden auch, wie weit sich der Siedlungsraum auf die „grüne Wiese” ausdehnen kann bzw. darf und was ressourcenschonendes Bauen für die städtebauliche Entwicklung bedeuten kann – auch im Hinblick auf Freiraumplanung, Klima- und Naturschutz und landwirtschaftliche Nutzflächen. Ebenso sollten die im Zuge der Energiewende neu benötigten Flächen für Energieerzeugungsanlagen im Quartier berücksichtigt werden.
Ausstellung zeigt innovative Lösungen
Die Ergebnisse werden nun im Rathaus Salzgitter präsentiert. Unter den Entwürfen ragten drei besonders heraus, die bei der Ausstellungseröffnung am 13. Mai ausgezeichnet wurden. Ausgewählt wurden die Entwürfe von einer Jury mit Vertreter*innen aus Stadtplanung und Umwelt, der Wirtschafts- und Innovationsförderung sowie Selbstverwaltungsgremien unter der Leitung des Stadtbaurates Michael Tacke.
„Insgesamt war die Jury beeindruckt vom hohen Ausarbeitungsgrad der Arbeiten und der erfrischenden Herangehensweise an die Entwicklung eines Gesamtkonzepts für die zur Verfügung stehende Fläche“, sagt Bernd Wiesner, Fachgebietsleiter für den Bereich Stadtplanung. „Das Projekt ‚KE Wachstum?!‘ liefert interessante Entwurfsansätze für die Fläche in Salzgitter-Thiede, die in die weiteren Planungen der Stadt einfließen werden. Besonders hervorzuheben ist die gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt und dem ISU, sodass weitere Kooperationen angestrebt werden.“
Wohnen im Grünen
Der Gewinnerinnentwurf „Kollektiv Thieder Winkel“ von Alessa Zinn und Dana de Voß überzeugte mit einem neuartigen Ansatz: Die Studierenden schlugen drei Nachbarschaften im Süden des Grundstücks vor – aufbauend auf einem von Genossenschaften und Baugruppen entwickelten Quartier. Der Entwurf mit relativ niedrigen Bauten schafft neben einer städtischen baulichen Dichte zahlreiche private und gemeinschaftlich genutzte Grünflächen, die eine hohe Lebensqualität im Quartier erahnen lassen.
Der zweite Platz ging an Julia Adamski mit ihrem Beitrag „Eine lebendige Nachbarschaft für Salzgitter Thiede“. Den nördlichen und südlichen Bereich verzahnt sie durch eine spielerische Freiraumfigur und bindet diese durch geschickt gesetzte Wegeverbindungen an das bestehende Quartier an. Die hohe bauliche Dichte entlang des Freiraums fördert das Wohnen im Grünen und bietet gleichzeitig privatere Höfe, in denen sich „lebendige Nachbarschaften“ entwickeln können.
Den dritten Platz erhielt Amar Leila mit ihrem Projekt „Thieder Ringe“, das zwei unterschiedliche Zonen auf dem Grundstück definiert: die nördliche, eine der Autobahn zugewandte Zone mit hohem Gewerbeanteil, sowie die südliche, zum Stadtteil Thiede hin gelegene Zone mit einem höheren Wohnanteil. Ähnlich einem Reißverschluss werden diese beiden unterschiedlichen Bereiche durch eine geschickte Platzgestaltung miteinander verknüpft.
Die Ausstellung ist noch bis zum 18. Juni 2024 im Rathaus Salzgitter, Joachim-Campe-Straße 6, zu sehen. Öffnungszeiten des Rathauses: Montag und Donnerstag 8:00 – 18:00 Uhr, Dienstag und Mittwoch 8:00 – 15:00 Uhr sowie Freitag 8:00 – 13:00 Uhr.
Anschließend werden die Arbeiten vom 19. bis 26. Juni im Foyer des Okerhochhauses der TU Braunschweig, Pockelsstr. 3, gezeigt.